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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 5.1888

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Nr. 10 (1. Oktober 1888)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29790#0076
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- 76 —

unwichtigen Heidelberg Heidenberg)*) bei Hambach nörd-
lich von der Maxburg hinzufügen dürfen. Als 10. roku^ium
führt er auf S. 42 den von ihm erst kürzlich untersuchten
Kemmers berg bei Wachenheim auf. IN. Mehlis gebührt
das Verdienst der Entdeckung der dortigen Ringmauer; denn
was August Becker (Pfalz und Pfälzer S. 224) über die
Lage derselben schreibt („in nächster Nähe gegen Süden bei
Wachenheim") ist so unbestimmt und allgemein gehalten, daß
nach dieser Andeutung niemand die Ringmauer hätte finden
können. Nach den Ausführungen von IN. Mehlis ist der Ring-
wall in der Steinzeit erbaut.
Da die Ringmauern so zahlreich sind und so nahe bei
einander liegen, wie die Burgen des Mittelalters, so beweist
dies, daß dieselben nur den B e w o h n e r n der n ä ch st e n
Umgebung als Zufluchtsort dienten, viele Wohl auch bald
wieder aufgegeben wurden und dafür andere an mehr gesicherten
Orten weiter rückwärts im Gebirge angelegt wurden. Die
heutigen Festungen dagegen sichern weite Länderstrecken, Straß-
burg und Metz schützen nicht bloß Elsaß und Lothringen, sondern
alle deutschen Lande bis an den Rhein.
Auf S. 66—73 berichtet der Verfasser über seine Aus-
grabungen auf der Heidenburg bei Kreimbach in der
Nähe von Wolfstein nordwestlich von Kaiserslautern. Die meisten
gefundenen Denkmäler überließ Ur. Mehlis 1887 dem Kreis-
museum in Speier (S. 66). Die dort gefundenen Münzen
gehören fast alle der Zeit zwischen 313 und 361 an (S. 71).
Erbaut wurde die Burg im II. Jahrhundert v. Ehr. wahr-
scheinlich unter dem Kastellengründer (eastra oxtoIIonZ et eustoHu
tnrresgne) Kaiser Valentinian I. 364—375 (S. 69). Doch
scheinen schon die Gallier ein reknAlum dort gehabt zu haben
(S. 72). Durch Feuer und Schwert ging sie zu gründe (S. 73).
Das Schloß bei Biebermühle, an der Mündung
von vier Thälern und an der uralten Straße gelegen, die west-
lich vom Hartgebirge von Landstuhl nach Bitsch führt (S. 75),
scheint gleichfalls ein römisches oastrnm gewesen zu sein (S. 78).
Schloß eck, welches I) r. Mehlis 1879 auffand
und ausgrub, war eine leiningensche Burg (S. 81),
welche die von Kaiserslautern über Dürkheim nach Worms
führende alte „Frankensteige" deckte (S. 85). Forscher wie
Virchow und Prof. Breslau in Berlin haben der interessanten
Ruine ihre Aufmerksamkeit zugewendet. Die „Cyklopen-
mauern" an der Ost feite dürften beweisen, daß schon in
älterer Zeit hier ein r 6 k u Z-1 n m für die in der Nähe wohnen-
den Kolonen war (S. 88). Nach Erbauung der Hartenburg ließen
die Grafen v. Leiningcn Schloßeck im 13. Jahrhundert zer-
fallen (S. 88).
Daß IN. Mehlis die Nemeter „halbgallisch" nennt,
muß ich entschieden bekämpfen. Ich weiß Wohl, daß auch 1>r.
Kei Per in Zweibrücken in seiner Rezension meiner Geschichte
der Stadt Edenkoben im „Pfälzischen Museum" von 1888 (S.
29) im Gegensätze zu Köchlh sich gleichfalls zu den „ängstlichen
Gemütern" rechnet, welche die germanische Abkunft der Nemeter
bestreiten, weil der Name des Volkes nach Zeuß keltisch
sei; doch steht dies noch gar nicht fest, und kann die Wurzel
*) Auch der Name der Heidelsburg bei Waldfischbach scheint mir
gleichbedeutend mit Heidenburg zu fein. — Nm 27. Mai l. Js. habe ich
mit Herrn Forstmeister Gambichler von Edenkoben den Ringwall auf
dem Heidelberg bei Hambach näher untersucht, und ist derselbe stellenweise
noch 6 m hoch, doch ist das Gestein mit einer solchen Humusschichte be-
deckt, daß 30-40 Jahre alte Kiefern dort wurzeln.

IMM, nein, nim recht Wohl keltisch und germanisch (indoger-
manisch!) sein. Ich will lieber irren mit Cäsar (doll. 6aII.
' I, 51), der die Nemeter ausdrücklich unter den germanischen
Völkern aufführt, die im Jahre 58 v. Ehr. an der Entscheidungs-
schlacht im oberen Elsaß gegen die Römer teilnahmen, und mit
Tacitus (OsmuLnin 28), der die ^sm6ts8 wie die VanAlonss
üauä äubis (Nrnmnornni xopnli nennt. Die Gründe, die
gegen diese schwer wiegenden Autoritäten ins Feld geführt
werden, kann ich als durchschlagend nicht bezeichnen, und muß
ich mich Wundern, daß man aus unsicheren, sprachlichen Gründen
einen germanischen Stamm zu einem gallischen machen will.
Die Wissenschaft freilich muß den Zweifel erlauben, aber nur
wenn gewichtige Gründe vorhanden sind. Selbst wenn der
Name «KewtztoN unzweifelhaft keltisch wäre, was aber nicht
der Fall ist, so könnte doch das Volk selbst germanisch sein;
halten ja auch viele, darunter auch Zeuß, den Gesamtnamen
Oermani für keltisch. Cäsar und Tacitus sind Autoritäten, über
die man ohne die zwingendsten Gründe nicht hinweggehen darf,
besondens wenn sie bauet clukie hinzusetzen.
Was IN. Mehlis über einige aus der Limburg und am
Fuße des Wallberges bei Deidesheim gefundenen Eisenbarren
berichtet (S. 151), ist recht interessant und gewinnen wir die
Überzeugung, daß die Gallier Vollbarren zu 6 Kgr. und
Halbbarren zu 3 Kgr. als Zahlungsmittel gebrauchten
(S. 11 ff.)
Der Druck ist ziemlich korrekt, bemerkt haben wir auf S.
75 Jahrhunderte, S. 77 Maasse, S. 99, Z. 6 v. o. Antropologie,
S. 99, Z. 4 v. o. alemannisch, dagegen S. 69 und S. 101 Ala-
mannen.
Der auf S. 12 als Oberst bezeichnete Herr Popp ist seit
mehreren Jahren General. Nicht gut ist der Pleonasmus auf
S. 30 „von über mehr als 100 Schritt". Auch der Ausdruck
auf S. '43 „das Thälchen, welches abwüssert" ist ungewöhnlich
(vgl. Grimms Wörterbuch). Mehrmals sind nicht zusammenge-
hörende Wörter zusammenqeschrieben, so S. 29 Randeder, S.
76 Gestaltund.
Allen Freunden pfälzischer Geschichte sei hiemit diese
neueste Schrift von IN. Mehlis aufs beste empfohlen.
Edenkoben, im Juni 1888. IN. Schmitt.

Aer Jeitmrgsschreiller an seinen Papierkorü.

, meines Schaffens schweigender Gefährte,
Der oft mein hartes Los versüßt
Und sich als Retter in der Not bewährte,
Von Herzen sei nur heut' gegrüßt.
Warf ich titanische Reformgedanken
In edlem Zorn auf das Papier
Und stürmte gegen der Parteien Schranken —
Du wardst zum treuen Mentor mir.
Bei kaltem Blut las ich die wilden Zeilen.
„Willst du den eignen Leserkreis",
Sprachst du, „verwunden mit des Spottes Pfeilen?" —
Da gab ich den Erguß dir preis.
 
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