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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 5.1888

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Nr. 11 (1. November 1888)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29790#0082
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- b
Und wonnige Minnelieder
Durchhallen der Wölbung Raum.
Da bin ich ei wacht schon wieder —
Denn alles war nur ein Traum.
>2 -
Der Vorzeit Sagen nmdnstern
Den Sinn mir mit Zmbermackt;
Die Bänme ranscten nnd flüstern,
Und ferne steigt aus die Nacht.
Des Johannes Turpinus, Erzbischofs zu Rheims,
Erzählung oom Leben Karls des Groszen und
Rolands, in einem Schreiben an den Meban Leo-
prand in Aachen.
(Forlsehnng.»
Karoli Besuch beim heiligen Jakobus.
in .UaU den aiosUeu r>.il iwn> i w e in Hi-
entlassen hatte, besuchte er das Haus des
^^^^heiligen Jakob, und belohnte die treu gebliebenen, be-
strafte die abgefallenen Christen. In der Stadt Kompostella
versammelte er seinen Rat der Fürsten und Bischöfe und setzte
hier den Bischof des heiligen Jakob über das ganze Hispanien.
Darauf habe ich, Turpinus, mit vierzig Bischöfen die Kirche
und den Altar des heil. Jakob feierlich geweiht. Sowie nun
durch den heil Evangelisten Johannes zu Ephesus der christliche
Glaube und ein apostolischer Stuhl sür den Osten gegründet
wurde; so vom heiligen Jakobus seinem Bruder zu Kompostella
für den Westen. Diese beiden Stühle sind den Söhnen des
Zebedäus bei der Verteilung der Provinzen zugefallen, weil sie
vom Herrn gebeten hatten, daß einst in seinem Reiche der eine
ihm zur Rechten, der andere zur Linken sitzen möge.
Von Karoli Person und Tapserkeit.
Es war aber der König Karolus braun von Haar, rot
von Gesicht, sehr zierlich und anmutig von Gestalt. Seine
Leibeslänge betrug acht seiner Füsse, (welche dazu von sehr be-
deutender Größe waren); breit von Hüsten, müßigen Bauches,
grob von Armen und Beinen, gewaltig von Gliederkraft, kundig
des Waffenspiels, wie wenige, War er auch ein vortrefflicher
Feldherr. Die Länge seines Gesichts war anderthalb Hand-
flächen, des Bartes eine Handfläche, der Nase Wohl eine halbe.
Seine Löwenaugen blitzten wie Karfunkel; seine Augenbraunen
maßen wohl eine halbe Handfläche. Wenn er zürnte, so konnte
niemand dem Blicke seiner Augen begegnen, ohne in Entsetzen
zu geraten. Sein Gürtel, damit er umgürtet war, maß ausge-
breitet acht Handflächen, abgerechnet noch den Teil, der herab-
hing. Brod aß er wenig, aber Wohl den vierten Teil eines
Widders oder zwei Hennen auf einmal. Auch eine Gans oder
ein Spanferkel oder einen Pfau oder einen Kranich oder einen
Hasen aß er allein aus. Wasser uud Wein trank er sehr mäßig.
Er war aber von solcher Stärke, daß er einen bewaffneten Reiter
mit samt dem Pferde vom Kopfe bis zu den Füssen mit einem
Streiche von einander hieb; vier znsammengefaßte Hufeisen bog
er mit leichter Mühe entzwei; einen Soldaten in voller Rüstung
hob er mit der flachen Hand in einem Augenblicke von der
Erde bis zur Höhe seines Hauptes empor. In seinen Geschenken
zeigte er sich freigebig und großmütig, auf dem Nichterstuhle
höchst gerecht, im Gespräche glänzend durch Geist und Redekunst.
Vom Verrate des Ganalo und der Schlacht bei
N o n z e s v n l l e s.
Da demjenigen, welcher die Thaten des Königs beschreiben
wollte, eher die Hände den Dienst versagen würden, als ihm
Stoss der Erzählung mangeln könnte; so will ich, dessen einge-
denk, mich der weiteren Aufzählung seiner Großthaten enthalten
und lieber kurz die Geschichte seines Rückzugs aus Hispanien
nach Befreiung des Landes Gallizien beschreiben.
Zurzeit, als der König aus seinem Heimwege in Pampe-
luna eingetrossen war, hielten sich in Zaragossa zwei sarazenische
Fürsten, Marsirius und sein Bruder Beligandus auf, welche sich
Karln unterwarfen und zu allen Diensten willig ihm erwiesen,
aber in geheuchelter Treue. Ihnen befahl Karl durch den
Ganalo, daß sie die Taufe annehmen uud ihm Tribut senden
sollten. Da schickten sie ihm dreißig mit Gold und. Silber und
hispanischen Schätzen beladene Pferde und vierzig andere, welche
Lasten der reinsten und süßesten Weine trugen; auch tausend
schöne Sarazenerinuen machten sie ihm zum Geschenke. Dem
Ganalo aber gaben sie zwanzig mit Gold, Silber und köstlichen
Gewändern beladene Pferde und machten ihm die treulose Be-
dingung, daß er die Krieger des Königs ihnen verriete. Ganalo
ging dieses ein und nahm das Geld in Empfang. Nach Ab-
schluß des verräterischen Vertrages kehrte Ganalo zu Karl zu-
rück und brachte ihm die Schütze der Könige samt der Antwort,
daß Marsirius ein Christ werden wolle und sich dermalen schon
zur Reise rüste, um in Gallien die Taufe auzunehmen und so-
dann das ganze hispanische Land aus den Händen des Königs
zu empfangen. Alsbald traf Karl, der den Worten des Ganalo
traute, Anstalten zur Rückkehr nach Gallien und befahl den
Liebsten seiner Getreuen und vor allen andern seinem Neffen
Roland, daß sie mit zwanzigtausend Kriegern den Nachtrab
durch die Thäler von Ronzesvalles führen sollten, während er
selbst mit dem übrigen Teile des Heeres durch die kiserischen
Engpässe dringen würde. Und so geschah es. Aber weil in
den vorhergehenden Nächten einige Franken trunken vom sara-
zenischen Weine mit heidnischen und christlichen Weibern, die
sie mit sich führten, Unzucht getrieben hatten; so fielen sie in
die Hand des Todes. Denn während Karl mit 20 000 Christen,
worunter auch Turpin und Ganalo, die Engpässe durchzog, und
die Vorerwähnten den Nachtrab bildeten; brachen Marsirius
uud Beligandus mit 50 000 Sarazeneu am frühen Morgen aus
den Waldhöhen hervor, wo sie aus den Rat des Ganalo zwei
Tage und Nächte verborgen gewesen waren. Und der eine ihrer
beiden Heerhaufen, 2 000 Mann stark, griff plötzlich im Rücken
die unsrigen an, welche sich ihrerseits schnell gegen die Feinde
wendeten, und in einer Schlacht, die vom Morgen bis zum
Nachmittage dauerte, die zwanzigtausend dergestalt zusammen-
hieben, daß auch nicht einer entrann. Aber ermüdet durch solche
Blutarbeit, wurden die unsrigen durch den zweiten, 30 000 Mann
starken, sarazenischen Heerhausen angegriffen und sämtlich
niedergemacht. Einige wurden mit Lanzen erstochen, andere
mit Stangen erschlagen, wieder andere mit Schwertern und
Beilen enthauptet, oder mit Pfeilen und Wurfspeeren durchbohrt. '
Viele wurden lebendig geschunden oder verbrannt oder an den
Bäumen aufgeknüpst,so daß nur Roland, Turpin, Ganalo, Dieterich
und Balduin, welche beide letztere sich in den Wäldern verbargen, da-
von kamen. Daraus zogen sich die Sarazenen eine Tagereise zurück.
Von Rolandi Sieg und Leiden.
Rolandus aber, der nach der Schlacht ganz allein ausging
 
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