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REPRODUKTIONSTECHNIKEN.
Kreuz setzt. Hier soll die praktische Tätigkeit
jener Freunde der christlichen Kunst einsetzen,
die mitten im Volke stehen, die auch das
Vertrauen des Volkes haben und darum eher
als Fernstehende auf Beachtung ihres Rates
rechnen dürfen. Das ist auch Pionierarbeit im
Dienste der christlichen Kunst, fordert aber
nichts als guten Willen und Verständnis für
das Echte, Teilnahme am Volksempfinden und
seelsorgerliche Wachsamkeit über alles, was
das Volk religiös beeinflusst. Hierher gehören
gewisse Volksgebräuche. So sind, um ein
Beispiel anzuführen, eine besondere Eigentüm-
lichkeit des Bayerischen Waldes die sog. „Toten-
bretter“. Mit ihnen verhält es sich also: Stirbt
jemand in dieser Gegend, so wird er, bis der
Sarg fertig ist, auf einem Brette in der üblichen
Weise aufgebahrt. Das Brett nun, auf dem die
sterbliche Hülle des teueren Hingeschiedenen
geruht, gilt dem Volke als ehrwürdig und darf
zu profanem Gebrauche nicht mehr verwendet
werden. Es wandert deshalb zum Schreiner,
wird bearbeitet, angestrichen und mit Namen
und Lebensdaten des Verstorbenen versehen.
Nicht selten findet man darauf auch noch einen
poetischen Nachruf oder eine Aufforderung an
die Überlebenden zum Fürbittgebete. Diese
Totenbretter werden an belebten Strassen oft
zu Dutzenden nebeneinander aufgestellt, oft
auch nur vereinzelt am Waldessaum in der
Nähe der Heimat des Verstorbenen, und man
hat Gelegenheit, so manche schüchterne Ver-
suche ländlicher Holzschnitzer oder Maler zu
beachten. Doch, sollen das Kunstwerke sein?
Nein, aber es sind alte, sinnvolle Bräuche des
Volkes, die leider im Aussterben begriffen sind,
gleich aller ländlichen Poesie. Religiöser Sinn,
Pietät, Gemüt, Freude am eigenen Können
bilden die unerlässlichen Vorbedingungen für
den Geschmack des Volkes an ausdrucksvoller
religiöser Kunst. Man pflege diese Vorbedin-
gungen im Volk, halte gleichzeitig die geist-
lose Dutzendware fern und erleichtere durch
Rat und Tat die Erwerbung guter, wenn auch
noch so schlichter religiöser Darstellungen.
Lasse der Geistliche in diesen Dingen, welche
in das Seelenleben des Volkes tief ein-
schneiden, die Führung nicht aus der Hand!
REPRODUKTIONSTECHNIKEN
Mit Ausnahme der Photographien werden
sämtliche Vervielfältigungen nach Kunst-
werken durch den Druck hergestellt. Man
unterscheidet in der Hauptsache drei Gruppen
von Druckverfahren: Hochdruck, Tief-
druck und Flachdruck, je nachdem die mit
der Druckfarbe versehenen, also den Druck
bewirkenden Stellen sich erhöht oder vertieft
oder ziemlich flach an der Druckplatte be-
finden. Für farbige Blätter werden gewöhnlich
mehrere Druckplatten verwendet. Zu den
Hochdruckverfahren gehört — wie der Typen-
druck —- die Zinkographie, die Autotypie,
der Holzschnitt. Die druckenden Stellen be-
finden sich hier erhaben und zwar alle gleich-
mässig erhöht auf der Platte (Klischee) und
erscheinen daher im Druck an allen Stellen
gleichwertig dunkel. Deshalb bringen Zinko-
graphie und Holzschnitt nur einen einzigen
Ton auf das Papier; auch bei der Autotypie
ist das der Fall, aber durch ein alle druckenden
Stellen zerlegendes Verfahren wird bei der
Autotypie eine Reihe von Abstufungen erzielt.
Mit ähnlichen Mitteln vermag auch der Holz-
schnitt tonige Wirkungen zu erreichen. Beim
Tiefdruck sind jene Stellen, welche die druckende
Farbe aufnehmen, in die ebene Druckplatte
hinein vertieft, wobei verschiedene Stärken
der Vertiefung hervorgebracht werden können.
Beim Druck erzeugen die stärksten Vertiefungen
die dunkelsten Stellen, während leichtere Ver-
tiefungen im Druck hellere Töne ergeben.
Die Fähigkeit, Helligkeitsabstufungen wieder-
zugeben, verleiht den einschlägigen Repro-
duktionsarten ihren besonderen Wert. Hierher
gehören: Radierung und Kupferstich und ihre
verwandten Techniken, Photogravure, Mezzo-
tinto. — Der Flachdruck ähnelt im Prinzip
dem Hochdruck, nähert sich aber in der
Wirkung dem Tiefdruck. In diese Gruppe
sind Steindruck und Lichtdruck einzureihen;
man erreicht damit schöne Wirkungen in den
Mitteltönen, aber keine satten Tiefen bei den
dunkelsten Stellen. — Über die einzelnen Ver-
fahren werden wir das Wissenswerteste in kurzen
Besprechungen vortragen. st.
Redaktion: S. Staudhamer; Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst, G. m. b. II.; Druck der Verlagsanstalt
vorm. G. J. Manz, Buch- und Kunstdruckerei; sämtliche in München.
REPRODUKTIONSTECHNIKEN.
Kreuz setzt. Hier soll die praktische Tätigkeit
jener Freunde der christlichen Kunst einsetzen,
die mitten im Volke stehen, die auch das
Vertrauen des Volkes haben und darum eher
als Fernstehende auf Beachtung ihres Rates
rechnen dürfen. Das ist auch Pionierarbeit im
Dienste der christlichen Kunst, fordert aber
nichts als guten Willen und Verständnis für
das Echte, Teilnahme am Volksempfinden und
seelsorgerliche Wachsamkeit über alles, was
das Volk religiös beeinflusst. Hierher gehören
gewisse Volksgebräuche. So sind, um ein
Beispiel anzuführen, eine besondere Eigentüm-
lichkeit des Bayerischen Waldes die sog. „Toten-
bretter“. Mit ihnen verhält es sich also: Stirbt
jemand in dieser Gegend, so wird er, bis der
Sarg fertig ist, auf einem Brette in der üblichen
Weise aufgebahrt. Das Brett nun, auf dem die
sterbliche Hülle des teueren Hingeschiedenen
geruht, gilt dem Volke als ehrwürdig und darf
zu profanem Gebrauche nicht mehr verwendet
werden. Es wandert deshalb zum Schreiner,
wird bearbeitet, angestrichen und mit Namen
und Lebensdaten des Verstorbenen versehen.
Nicht selten findet man darauf auch noch einen
poetischen Nachruf oder eine Aufforderung an
die Überlebenden zum Fürbittgebete. Diese
Totenbretter werden an belebten Strassen oft
zu Dutzenden nebeneinander aufgestellt, oft
auch nur vereinzelt am Waldessaum in der
Nähe der Heimat des Verstorbenen, und man
hat Gelegenheit, so manche schüchterne Ver-
suche ländlicher Holzschnitzer oder Maler zu
beachten. Doch, sollen das Kunstwerke sein?
Nein, aber es sind alte, sinnvolle Bräuche des
Volkes, die leider im Aussterben begriffen sind,
gleich aller ländlichen Poesie. Religiöser Sinn,
Pietät, Gemüt, Freude am eigenen Können
bilden die unerlässlichen Vorbedingungen für
den Geschmack des Volkes an ausdrucksvoller
religiöser Kunst. Man pflege diese Vorbedin-
gungen im Volk, halte gleichzeitig die geist-
lose Dutzendware fern und erleichtere durch
Rat und Tat die Erwerbung guter, wenn auch
noch so schlichter religiöser Darstellungen.
Lasse der Geistliche in diesen Dingen, welche
in das Seelenleben des Volkes tief ein-
schneiden, die Führung nicht aus der Hand!
REPRODUKTIONSTECHNIKEN
Mit Ausnahme der Photographien werden
sämtliche Vervielfältigungen nach Kunst-
werken durch den Druck hergestellt. Man
unterscheidet in der Hauptsache drei Gruppen
von Druckverfahren: Hochdruck, Tief-
druck und Flachdruck, je nachdem die mit
der Druckfarbe versehenen, also den Druck
bewirkenden Stellen sich erhöht oder vertieft
oder ziemlich flach an der Druckplatte be-
finden. Für farbige Blätter werden gewöhnlich
mehrere Druckplatten verwendet. Zu den
Hochdruckverfahren gehört — wie der Typen-
druck —- die Zinkographie, die Autotypie,
der Holzschnitt. Die druckenden Stellen be-
finden sich hier erhaben und zwar alle gleich-
mässig erhöht auf der Platte (Klischee) und
erscheinen daher im Druck an allen Stellen
gleichwertig dunkel. Deshalb bringen Zinko-
graphie und Holzschnitt nur einen einzigen
Ton auf das Papier; auch bei der Autotypie
ist das der Fall, aber durch ein alle druckenden
Stellen zerlegendes Verfahren wird bei der
Autotypie eine Reihe von Abstufungen erzielt.
Mit ähnlichen Mitteln vermag auch der Holz-
schnitt tonige Wirkungen zu erreichen. Beim
Tiefdruck sind jene Stellen, welche die druckende
Farbe aufnehmen, in die ebene Druckplatte
hinein vertieft, wobei verschiedene Stärken
der Vertiefung hervorgebracht werden können.
Beim Druck erzeugen die stärksten Vertiefungen
die dunkelsten Stellen, während leichtere Ver-
tiefungen im Druck hellere Töne ergeben.
Die Fähigkeit, Helligkeitsabstufungen wieder-
zugeben, verleiht den einschlägigen Repro-
duktionsarten ihren besonderen Wert. Hierher
gehören: Radierung und Kupferstich und ihre
verwandten Techniken, Photogravure, Mezzo-
tinto. — Der Flachdruck ähnelt im Prinzip
dem Hochdruck, nähert sich aber in der
Wirkung dem Tiefdruck. In diese Gruppe
sind Steindruck und Lichtdruck einzureihen;
man erreicht damit schöne Wirkungen in den
Mitteltönen, aber keine satten Tiefen bei den
dunkelsten Stellen. — Über die einzelnen Ver-
fahren werden wir das Wissenswerteste in kurzen
Besprechungen vortragen. st.
Redaktion: S. Staudhamer; Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst, G. m. b. II.; Druck der Verlagsanstalt
vorm. G. J. Manz, Buch- und Kunstdruckerei; sämtliche in München.