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Monatsblätter für christliche Kunst I. Jahrgang, 3. Heft, Dezember 1908
Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst. Preis für den Jahrgang inkl. Frankozustellung M 3.—

DIE KUNST AUF DEM LETZTEN
KATHOLIKENTAGE
ie Generalversammlung der Katholiken
Deutschlands, die vom 16.—20. August
in Düsseldorf tagte, nahm folgende auf die
christliche Kunst bezügliche Anträge an:
Förderung der christlichen Kunst. Die
55. Generalversammlung empfiehlt den Beitritt
zur Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst,
welche sich bestrebt, die christlichen Künstler
tatkräftig zu fördern, unkünstlerische und un-
kirchliche Einflüsse von der christlichen Kunst
fern zu halten, für Verbreitung der christlichen
Kunst zu wirken.
Schule für christliche Kunst. Die
55. Generalversammlung begrüsst mit Genug-
tuung die Vereinigung zur Gründung einer
Schule christlicher Kunst für Künstler und
Kunstfreunde. Sie empfiehlt die Mitwirkung
an der baldigen Verwirklichung der Absichten
dieser Vereinigung, von der ein segensreicher
Aufschwung des christlichen Kunstlebens und
ein bildender, heilsamer Einfluss einer edlen
Kunst auf alle Volkskreise zu erwarten ist.
Albrecht Dürer-Verein. Die 55. General-
versammlung der Katholiken Deutschlands hat
mit Befriedigung von dem erfolgreichen Be-
stehen des Albrecht-Dürer-Vereins an der Aka-
demie der bildenden Künste in München zur
Förderung talentvoller junger Künstler Kennt-
nis genommen; sie empfiehlt den Albrecht
Dürer-Verein der Unterstützung und befür-

wortet die Bildung ähnlicher Vereine an anderen
Akademien. —
In seiner Rede über unsere Stellung zur
modernen Kunst und Literatur führte Professor
Dr. Meyers-Luxemburg u. a. aus, die Kunst
sei die Bürgerin zweier Welten, der sinnlich mate-
riellen und der geistig idealen, und nur in der Ver-
bindung dieser beiden Welten werde sie die Werke
schaffen, die den Fluss der Zeit überdauern.
Inmitten der materiellen Strömung unserer
Zeit sei die christliche Weltanschauung, die
Kirche, die erprobte, mächtige Trägerin geistiger
Einflüsse, und sie erfülle die neuen Formen
mit ewig jungem Geiste des Christentums.
Redner erklärte:
„Wir Katholiken sagen in vielen Punkten
unser mea culpa. Wir wissen, dass Selbst-
zufriedenheit das Werk der Toren und der
Tod allen Fortschrittes ist. Aber wir brauchen
doch auch nicht ungerecht zu sein gegen uns
selbst und gegen das tatsächlich Bestehende.
Auch wir halten nicht mit zähem Starrsinn
fest an den Formen der Vergangenheit; wir
ehren die alte Kunst, wir grüssen die neue.
Auch wir betonen, dass unsere Kirchen und
Anstalten sich verschliessen sollen vor einem
handwerksmässigen Kopieren verbrauchter
Stilformen und Typen, dass sie sich öffnen
sollender freischaffenden Künstlerpersönlichkeit.
Nur dass es Kunst sei, was uns geboten wird,
echte persönliche Kunst, die dem religiösen
Gedanken und dem christlichen Streben ent-
spricht, das fordern wir.“
 
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