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Monatsblätter für christliche Kunst, praktische Kunstfragen und kirchliches Kunsthandiverk
III. Jahrgang, I.Heft, Oktober 1910
Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst, München. — Preis des Jahrgangs inkl. Frankozustellung M3.—


DREI BESCHLÜSSE DES KATHO-
LIKENTAGES.
Auf der jüngsten Generalversammlung der
t KatholikenDeutschlands in Augsburg wur-
den unter anderem drei Anträge angenommen,
die sich auf die Kunst beziehen. Die General-
versammlung empfiehlt den Albrecht Dürer-
Verein an der Akademie der bildenden Künste
in München der Unterstützung und befürwortet
die Bildung ähnlicher Vereine auch an anderen
Akademien. Ferner empfiehlt sie den Beitritt
zur Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst.
Im dritten Antrag begrüsstsie die Bestrebungen,
einen engeren Zusammenschluss von Kirche
und Kunst herbeizuführen, namentlich auch
jene, welche unter der Devise „Die Kunst dem
Volke“ von der Allgemeinen Vereinigung für
christliche Kunst ausgehen und den Zweck
haben, durch Herausgabe von reich illustrierten
Monographien über Kunst und Künstler auf
der Grundlage der christlichen Weltanschauung
die Kunst im Volke zu pflegen. Die General-
versammlung fordert die katholischen Vereine
zur Angliederung an die genannte Vereini-
gung auf.
Zu diesen höchst begrüssenswerten Beschlüs-
sen des Katholikentages seien einige Erläute-
rungen gestattet.
Es ist zu wünschen, dass das Studium der
Kunstwissenschaften eine ausgiebige Pflege
finde. Insbesondere vermag ein richtig be-

triebenes kunstgeschichtliches Studium das
Auge zu schärfen, den Sinn für die künst-
lerischen Werte zu schulen, engherzige Auf-
fassungen der verschiedenen Kunstperioden
und Strömungen zu beseitigen, ja auch die
Aufmerksamkeit der Studierenden und Gelehr-
ten auf die Kunst der Gegenwart zu lenken.
Verordnungen staatlicher und kirchlicher Stel-
len können die Kunst unterstützen, wenn sie
nicht zu weit gehen, nicht die Kunst bureau-
kratisch gängeln wollen und sich nicht in
den Dienst irgend einer herrschenden Mode
oder Gruppe stellen. Kunstsammlungen und
Publikationen über Kunst bilden begrüssens-
werte Hilfsmittel zur Verbreitung des Kunst-
verständnisses wenigstens in den gebildeten
Kreisen. Aber alle Wissenschaft, alle Ver-
ordnungen, alle Museen und Bücher vermögen
die Kunst der Gegenwart um keines Schrittes
Länge vorwärts zu bringen. Wollen wir auf
die Kunst der Gegenwart und auf ihre Ent-
wicklung in der Zukunft einwirken, so müssen
wir zu den Künstlern gehen. Die Kunst der
Gegenwart liegt in 'den Händen der reifen
schaffenden Meister und deshalb machte die
Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst
es sich zur Aufgabe, die Künstler zum gemein-
samen Wirken für die Verbreitung der christ-
lichen Kunst der Gegenwart zusammenzu-
schliessen. Doch wir wären wenigweitschauend,
wenn wir nur für die Gegenwart ein Auge hätten ;
arbeiten wir an der Gegenwart und sichern
 
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