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Monafsblätter für christliche Kunst, praktische Kunstfragen und kirchliches Kunsthandiuerk
III. Jahrgang, 8. Heft, Mai 1911
Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst, München. — Preis des Jahrgangs inkl. Frankozustellung M3.—

DIE LITHOGRAPHIE
(Schluss)
as mehr- oder vollfarbige Bild entsteht
durch den Zusammendruck einer Reihe
von lithographierten Steinen in einer Farbskala
und wohldurchdachter Reihenfolge. — Es ist
hierzu notwendig, dass bei Beginn einer Bild-
reproduktion zunächst eine Detaillierung aller
vorhandenen Farben stattfindet. Diese Zer-
gliederung erstreckt sich z. B. zunächst auf
gelb, rot und blau. So wird ein Stein dazu
bestimmt sein, jeden Punkt, jeden Strich und
jede Fläche aufzunehmen, welche im Original
ein Gelb benötigt; sind es mehrere Arten
derselben Farbe, wie Hell-Cadmium, Ocker
und Indischgelb, die sich durch den Zusammen-
druck mit anderen vorhandenen Farben, bei-
spielsweise rot, nicht erzielen resp. stimmen
lassen, so sind schon allein für diese eine
Farbe, gelb, drei Lithographien mit drei Steinen
notwendig. In der Skala heisst es dann: ein
erstes, ein zweites und ein drittes Gelb. Genau
so verhält es sich mit allen übrigen Farben.
Manche gebrochene Töne ergeben sich beim
Druck; so in den meisten Fällen grün aus
gelb und blau, violett aus blau und rot, ein
sattes braun aus gelb, blau und rot. Die An-
zahl der benötigten Druckplatten ist von den
Ansprüchen des Originals und dem mehr oder
minder hohen Grade einer getreuen Wieder-
gabe abhängig. Es lassen sich bereits die
künstlerisch feinsten Wirkungen, nebst einer

reizvollen Zeichenplatte, mit lediglich einer
Tonplatte erzielen, wie uns die modernen
Künstlersteinzeichnungen täglich beweisen ; der
Aufwand einer umfangreichen Skala verur-
sacht zwar erhebliche Kosten, bedingt jedoch
den reellen Wert der Arbeit durchaus nicht.
Für vollfarbige Bildreproduktion wird man
durchschnittlich mit zwölf bis vierzehn Steinen
zu rechnen haben, wobei die Verwendung von
Gold doppelt zählt.
Aus der Hand des Lithographen wandert
die Steinzeichnung zum Drucker. Dort wird
die Platte zunächst geätzt, damit die Litho-
graphie für die Druckfarbe fixiert und emp-
fänglich, der übrige Stein aber isoliert werde.
Die Ätze enthält Scheidewasser (rauchende
Salpetersäure und Salzsäure) und Gummi, mit
Wasser verdünnt. Mit dieser Mischung wird
der Stein vollgedeckt und soll darunter etwa
einen halben Tag lang stehen bleiben. Darauf
wird er mit Terpentin (zumeist verdünnt)
abgewaschen und so vom Farbstoff befreit,
womit das Schwarz (Farbstoff) aus Kreide und
Tusche verschwindet und nur der Fettgehalt
übrig bleibt. Diese Präparierung des Steins
wirkt derart, dass derselbe nur an den Stellen,
wo die Zeichnung steht, die Farbe von der
Walze aufnimmt und die übrigen Stellen schützt.
Bei einer kleinen Auflage mit beschränkter
Anzahl von Tonplatten genügt die Handpresse,
um uns die gewünschten Abzüge zu liefern,
etwa 30 bis 40 pro Stunde, wenn der Stein
 
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