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Monafsblätter für christliche Kunst, praktische Kunstfragen und kirchliches Kunsthandwerk

III. Jahrgang, 2. Heft, Nouember 1910
Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst, München. — Preis des Jahrgangs inkl. Frankozustellung M 3.—

ÜBER DIE NEUESTEN ERRUNGEN-
SCHAFTEN ZUR BEHEIZUNG ALTER
UND NEUER KIRCHEN FRANKREICHS
UND ELSASS-LOTHRINGENS.
(Schluss.)
Die Versuche, den Schornstein in ein vor-
handenes architektonisches Glied, wie z. B.
Fialen oder Türmchen hineinzustecken bzw.
hineinzuzwingen und so selbigen praktisch wie
ästhetisch zum Ausdruck zu bringen, ist immer
bei einem alten Baudenkmale ein Gewaltakt,
abgesehen davon, dass ein solches Architektur-
stück mit der Zeit ganz schwarz von Russ und
Rauch wird; auch keineswegs eine rauchende
Fiale, Türmchen, Säule usw. das künstlerische
Empfinden ergötzt. Namentlich an mehreren
alten Kirchen im Elsass sind zu bezeichnende
Eingriffe geschehen.
Vorzuziehen ist immer die Anlage wie beim
Strassburger Münster. Aber auch die An-
bringung der Heizkammern sollte nicht unter
der Kirche, sondern ausserhalb derselben er-
folgen, wie das z. B. bei den Pfarrkirchen in
Zabern und Schlettstadt zu verzeichnen ist.
Bei ersterer befinden sich die Heizkammern
im Garten.
Die Ausströmungs- und Aufsaugungsöff-
nungen in dem Kirchenraume, sagt Prof. Wolf,
werden besser in den Fussboden gelegt; bei
Wandausströmungen macht sich leicht der
Staubniederschlag oberhalb der Öffnung be-
merkbar. Die Wiederbenutzung der verbrauch-

ten Luft zur erneuten Erwärmung gab zuerst
zu Bedenken Veranlassung und liess befürchten,
dass die Luft im Kirchenraum schlecht würde;
in der Praxis hat sich das nicht gezeigt. Die
Erklärung hierfür ist in den grossen Flächen
der Kirchenfenster und der fortwährenden
Verbindung mit der äusseren Luft durch das
Öffnen der Ein- und Ausgangstüren zu suchen.
Zu einer etwaigen Erneuerung der Luft wäre
auch ein Versuch zu machen, dass man in den
begehbaren Aufsaugungskanal abwechselnd an
der Decke und an dem Fussboden Hürden
von Kiefern- oder Fichtenzweigen anbringt.
Je öfter diese Hürden erneuert werden, desto
vollkommener wird der Erfolg sein. Die Firma
Wellen in Düsseldorf hat nun mit Erfolg den
Kaltluftkanal aus dem Innenraum mit einem
Zuführungskanal frischer Luft von aussen in
Verbindung gebracht.
Die Kosten für die Heizanlage der St. Fides-
kirche in Schlettstadt, welche nach dem System
Perret zur Ausführung kam, betrugen insgesamt
4500 Mark. Die Betriebskosten sollen jährlich
auf zirka 200 bis 250 Mk. zu stehen kommen.
Dahingegen werden beim Strassburger Münster,
dessen Heizanlage 29 700 Mk. bei 82000 cbm
zu erwärmender Luft undjährlich zirka2OOoMk.
Betriebskosten angegeben.
Die Firma C. Wellen in Düsseldorf hat nun,
wie oben bemerkt, das Perretsche System ver.
vollkommnet, und in wenigen Jahren sind von
der rührigen Firma nicht weniger denn 25 Kir-
 
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