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Monatsblätter für christliche Kunst, praktische Kunstfragen und kirchliches Kunsthandwerk
III. Jahrgang, 12. Heft, September 1911
Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst, München. — Preis des Jahrgangs inkl. Frankozustellung M3.—

MOSAIK
Von ANDREAS HUPPER I'Z
Unter Mosaik verstehen wir gewöhnlich ein
zu dekorativem Zwecke aus farbigen Stein-
oder Glasstiften zusammengesetztes Bild. Der
Ursprung des Namens ist ungewiss. Im dritten
Jahrhundert n. Chr. nannte man Arbeiten dieser
Art Opus musivum ; später, als die Mosaikkunst
in Byzanz eine hohe Blüte erreichte, gebrauchte
man verschiedene Bezeichnungen: /.lovaa,
f.iovou’)f.ia und /.lovad'^iov, woraus wohl unsere
jetzige Bezeichnung entstanden ist. Die Kunst
selbst hat nach herrschender Annahme ihren
Ursprung im Orient. Die frühesten Berichte
gelten umfangreichen und kunstvollen Mosaiken
aus der Zeit nach Alexander dem Grossen; es
sind rein ornamentale Arbeiten, vielbewunderte
Tierdarstellungen und sogar Szenen aus der
Ilias. Aber auch hervorragende Proben antiker
Mosaiken sind uns erhalten geblieben. Kostbare
Werke sind bei den Ausgrabungen in Pergamon
und Pompeji, hier z. B. die berühmte Alexancler-
schlacht, freigelegt worden.
In der Antike diente das Mosaik zum Schmucke
der Wände, Decken und Säulen, meistens aber
der Fussböden. Von der Antike übernahm
die christliche Zeit die musivische Kunst. Sie
liebte den Mosaikschmuck vor allem als Zier
des Gotteshauses, der Basilika, und mehr noch
als vorher fand er hier an Wänden und Decken,
besonders aber in den Apsiswölbungen reiche

Verwendung. Herrliche Zeugnisse besitzen wir
noch in Rom und Ravenna, in Konstantinopel,
dem alten Byzanz, in Palermo und Venedig.
In der Zeit der Renaissance hat die Mosaik-
kunst durch eine spielende Technik viel von
ihrem ernsten, monumentalen Charakter,, der
allein ihr künstlerische Bedeutung und Selbst-
ständigkeit neben anderen Kunstübungen ver-
leiht, eingebüsst und sich ins Stillose verloren.
In neuerer Zeit haben erfreulicherweise Be-
strebungen eingesetzt, das Mosaik durch eine
Revision der Technik und richtigere Erkenntnis
seines eigenen Stiles zu einer wahren Kunst
zurückzuführen. Eine Betrachtung der Tech-
nik wird uns über die Möglichkeiten und
Grenzen, über Stil und künstlerischen Charakter
des Mosaiks am ehesten Klarheit verschaffen.
Schon in der Antike stand, wie uns die zahl-
reichen, oft gut und vollständig erhaltenen
Werke zeigen, die Technik auf einer hohen
Stufe. Das Hauptmaterial boten Marmor und
Flusskiesel, die in den mannigfaltigsten Farben
vorkamen. Aus ihnen fertigte man die grösseren
und kleineren Würfel oder Stifte. Um besondere
Effekte zu erzielen, nahm man mit Gold über-
zogene und farbige Glasflüsse, soweit man sie
damals herstellen konnte, sowie Halbedelsteine
hinzu. Auf die zur Aufnahme des Mosaiks
bestimmte Fläche brachte man eine feuchte
Stucklage, legte darauf in flotten Strichen die
Zeichnung an und drückte die Stifte in den
Stuck ein, wobei man wohl noch eine voll-
 
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