DOI Heft:
10. Heft, Juli 1911
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.56249#0083
DIE WEIHNACHTSKRIPPE
75
FRANZ HOSER (München)
Weihnachtskrippe
wecken in uns, die wir auf dem grossen
Meere der Lebenswirren niemals den wahren
Frieden finden, solche Erinnerungen, eine
Sehnsucht nach dem, was den Menschen
verheissen wurde, die Bereitwilligkeit, zu
denen zu gehören, die da guten Willens sind,
und das Verlangen, alsdann des gottge-
sandten Friedens teilhaft zu werden. Friede
den Menschen! Wie tief ist der Inhalt
dieser Engelsworte, und wie ergreifend das
volle Eindringen in ihn 1 Nicht als Folge
weltlicher Freuden können wir alljährlich diesen
Frieden und dieses Glück geniessen, sondern
neben der kirchlichen bringt nur die würdige,
religiöse Feier im häuslichen Kreise solches
hervor.
Wecken wir darum im Volke den Sinn
für die Schönheit und den Segen einer rechten
Weihnachtsfeier! Nicht zuletzt uns selbst
erweisen wir damit einen grossen Dienst für
unsere Seelsorge. Die liturgische Feier mit
der Festpredigt genüge uns nicht. Greifen
wir zurück auf die Praxis und die erwähnten
Grundsätze der Kirche. Errichten wir zu-
nächst im Gotteshause oder an anderer ge-
eigneter Stätte eine recht schöne Krippe;
führen wir die Kinder hin und leiten sie an
zu religiösem und poesievollem Betrachten der
Krippendarstellungen. Ermuntern wir zu
Gleichem in der Predigt auch das Volk, in dem
in der Erfahrung gegründeten Bewusstsein,
dass das Evangelium von der Menschwerdung
des göttlichen Erlösers, die Darstellungen der
Geburt und Kindheit Jesu den Menschen am
tiefsten rühren. Weisen wir also die Gläubigen
hin aufdie heiligen Personen und auf die Erfüllung
der Jahrtausende währenden Sehnsucht, auf die
Verkündigung an die Hirten und ihr freudig
frommes Verhalten, auf sie, die das einfache Volk
darstellen, dann auf die heiligen drei Könige
oder Weisen, welche in ihrem Glaubenseifer,
ihrer Heilsbegierde und ihrer Demut jenen
ein Beispiel sind, die sich ob ihres Reich-
tums oder ihrer Bildung gross dünken und
zu wenig an ihr Heilsbedürfnis denken. Regen
wir die Gläubigen an, auch im eignen Fleim
ein wenn auch noch so bescheidenes Kripp-
lein aufzustellen, sich da zu versammeln, dem
75
FRANZ HOSER (München)
Weihnachtskrippe
wecken in uns, die wir auf dem grossen
Meere der Lebenswirren niemals den wahren
Frieden finden, solche Erinnerungen, eine
Sehnsucht nach dem, was den Menschen
verheissen wurde, die Bereitwilligkeit, zu
denen zu gehören, die da guten Willens sind,
und das Verlangen, alsdann des gottge-
sandten Friedens teilhaft zu werden. Friede
den Menschen! Wie tief ist der Inhalt
dieser Engelsworte, und wie ergreifend das
volle Eindringen in ihn 1 Nicht als Folge
weltlicher Freuden können wir alljährlich diesen
Frieden und dieses Glück geniessen, sondern
neben der kirchlichen bringt nur die würdige,
religiöse Feier im häuslichen Kreise solches
hervor.
Wecken wir darum im Volke den Sinn
für die Schönheit und den Segen einer rechten
Weihnachtsfeier! Nicht zuletzt uns selbst
erweisen wir damit einen grossen Dienst für
unsere Seelsorge. Die liturgische Feier mit
der Festpredigt genüge uns nicht. Greifen
wir zurück auf die Praxis und die erwähnten
Grundsätze der Kirche. Errichten wir zu-
nächst im Gotteshause oder an anderer ge-
eigneter Stätte eine recht schöne Krippe;
führen wir die Kinder hin und leiten sie an
zu religiösem und poesievollem Betrachten der
Krippendarstellungen. Ermuntern wir zu
Gleichem in der Predigt auch das Volk, in dem
in der Erfahrung gegründeten Bewusstsein,
dass das Evangelium von der Menschwerdung
des göttlichen Erlösers, die Darstellungen der
Geburt und Kindheit Jesu den Menschen am
tiefsten rühren. Weisen wir also die Gläubigen
hin aufdie heiligen Personen und auf die Erfüllung
der Jahrtausende währenden Sehnsucht, auf die
Verkündigung an die Hirten und ihr freudig
frommes Verhalten, auf sie, die das einfache Volk
darstellen, dann auf die heiligen drei Könige
oder Weisen, welche in ihrem Glaubenseifer,
ihrer Heilsbegierde und ihrer Demut jenen
ein Beispiel sind, die sich ob ihres Reich-
tums oder ihrer Bildung gross dünken und
zu wenig an ihr Heilsbedürfnis denken. Regen
wir die Gläubigen an, auch im eignen Fleim
ein wenn auch noch so bescheidenes Kripp-
lein aufzustellen, sich da zu versammeln, dem