Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Monatsblätter für christliche Kunst, praktische Kunstfragen und kirchliches Kunsthandwerk
VI. Jahrgang, 2. Heft, Houember 1913

Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst, München. — Preis des Jahrgangs inkl. Frankozustellung M3.—

DIE GNADENKAPELLE ERLACFI
BEI WEISMAIN
Dazu die Abbildungen S. IO—15.
Zwischen dem alten malerischen Städtchen
Weismain bei Kulmbach und dem Dorfe
Erlach steht an der alten Landstrasse die im
Jahre iqoö erbaute Kapelle, errichtet an der
Stelle einer alten baufällig gewordenen Weg-
kapelle (Abb. S. 11).
An abschüssiger Stelle, unmittelbar über einer
Quelle liegend, botder Bauplatz manche Schwie-
rigkeiten. Gegen Grund- und Seitenfeuchtigkeit
sollen die über das ganze Fundament verlegten
Bleiplatten schützen, die Seitenfeuchtigkeit wurde
durch Errichtung eines umlaufenden Luft-
schachtes abgehalten. Die Quelle wurde gefasst
und an der Freitreppe abgeleitet. Geschichtetes
Bruchsteinmauerwerk in Zementmörtel verlegt
und an den sichtbaren Teilen mit Weisskalk-
mörtel verfugt bildet das Fundament- und Sockel-
mauerwerk. Haustein ist nur am Vorbaue, am
Eingänge und am Giebel verwendet. Der Auf-
bau zeigt einfaches verputztes Bruchsteinmauer-
werk mit innerer Backsteinverblendung zur
Isolierung gegen Schwitzwasserbildung und
gegen wassersüchtige durchbindende Steine.
Das Kuppeldach ist in altdeutscher Schieferung
gedeckt. Grundriss und Aufbau zeigen die
malerischen Formen des fränkischen Barocks
in selbständiger Auffassung. Der Dreiklang:
Vorbau, Kirchenraum und Chor ist einheitlich

im Grundriss und in dem Aufbaue durchgeführt
und wird wirkungsvoll durch das überhöhte
Kuppeldach des Kirchenraumes mit aufgesetzter
Laterne zusammengefasst. Im Innern über-
rascht der grosse überwölbte Raum, eine Wir-
kung, die durch den Einbau des Rabitzgewölbes
in den Dachstuhl erzielt wurde. Das Giebel-
feld schmückt ein sehr sinnig empfundenes
Freskobild „Madonna bei den Schnittern“ von
der Meisterhand des Münchener Kunstmalers
Martin Herz. Entwurf und Ausführung wurde
von dem Architekten, k. Professor Fritz Fuchsen-
berger, München, betätigt.1) f. a.
* *
*
Wir möchten die sechs Abbildungen, die
wir von diesem ausgereiften modernen Kapellen-
bau in vorliegender Nummer veröffentlichen,
zugleich als einfaches aber lehrreiches Beispiel
zur Übung im Lesen von Architekturzeich-
nungen betrachtet wissen. In diesem Sinne
wollen wir sie vergleichend an uns vorüber-
ziehen lassen. Auf S. 11 sehen wir das er-
freuliche Ergebnis der abwägenden und lang-
wierigen Vorarbeiten des Künstlers, soweit die
Gesamtansicht des Äussern in Betracht kommt,
erhalten auch schon einen Wink über die Raum-
verhältnisse des Innern. Vor allem interessiert
uns, wie sich der Architekt mit dem ungünstigen
Baugrund abfand, wie erden Ausgleich zwischen
Die photographische Aufnahme (S. ll) fertigte
Fräulein Theres Ultsch in Weismain.
 
Annotationen