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Monatsblätter für christliche Kunst, praktische Kunstfragen und kirchliches Kunsthandwerk
VI. Jahrgang, t.Heft, Oktober 1913
Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst, München. — Preis des Jahrgangs inkl. Frankozustellung M3.—

TAUFSTEINENTWÜRFE
(Zu den Abbildungen dieser Nummer)
Untenn 5. April 1901 schrieb die Deutsche
Gesellschaft für christliche Kunst (Mün-
chen, Karlstrasse 6) zur Erlangung von Ent-
würfen für einen Taufstein unter ihren Mit-
gliedern einen Wettbewerb unter folgenden
Bestimmungen aus.
„Es ist für eine neue gotische Kirche
ein Taufstein gewünscht, der mit einem ver-
schliessbaren, leicht wegbeweglichen Deckel
versehen sein soll. Auf dem Deckel soll
durch eine bildliche oder symbolische Dar-
stellung eine Beziehung auf die Taufe zum
Ausdruck kommen. Das Material für das
Becken und den Deckel kann nach Belieben
gewählt werden ; wenn das Becken aus weichem
Stein hergestellt werden soll, ist ein kupfer-
verzinntes Gefäss einzulassen. Die Kosten
des Taufbeckens mit Deckel sollen etwa
800 Mk. betragen. Die Skizzen sollen als
Modell oder Zeichnung in 1/5 der natürlichen
Grösse zum 15. Mai d. Js. (1901) in der
ständigen Ausstellung für christliche Kunst,
Karlstr. 6, München, eingereicht werden. . . .
Die Auswahl der Skizzen erfolgt durch die
Jury der Deutschen Gesellschaft für christ-
liche Kunst.“
Wir sehen uns veranlasst, auf das Ergebnis
jenes Wettbewerbes an dieser Stelle zurück-
zugreifen, weil uns mehrfach der Wunsch nach

einfachen Taufsteinen geäussert wurde. Die
Leser des „Pionier“ wissen, dass die vielen
Originalentwürfe dieser Zeitschrift eine Quelle
der Anregung und eine Aufmunterung für die
Kunstfreunde zur Bestellung guter Original-
arbeiten bei Künstlern sein wollen, nicht aber
eine Fundgrube für verbotene Ausbeutung
des geistigen Eigentums anderer durch Halb-
künstler. Der unterzeichnete Redakteur yg’;,
mittelt gern die Adressen der Verfertiger der
in dieser Nummer abgebildeten Taufstein-
entwürfe.
Der Entwurf von Steinicken & Lohr, der
den 1. Preis erzielte (Abb. S. 2), zeichnet sich
durch grosse Leichtigkeit und Anmut des Auf-
baues, durch das Malerische des Gesamtbildes
und glückliche Verbindung des Steinkerns
mit den Metallteilen aus. Im Entwurf von
Spöttl (Abb. S. 3) erhält der festgefügte Bau
des Taufsteines, dessen Fuss und Schaft auf
ein belebendes Spiel von Licht und Schatten
berechnet ist, im Deckel einen sinnvollen Ab-
schluss: Der Lebensbaum, die vier Paradieses-
ströme und die Schlange. Heid mann (Abb.
S. 3) lässt das Becken wie eine anmutige
Blume aus einem glatten Schafte hervor-
spriessen und hat dazu den Deckel mit dem
auch von Steinicken & Lohr verwendeten
Symbol des Hl. Geistes aufs glücklichste ge-
staltet. Bemerkenswert ist, wie hier die Taube
ganz richtig fest umrissen ist, während sie
dort ein lebhaft gegliederter Strahlenkranz
 
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