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Monatsblätter für christliche Kunst, praktische Kunstfragen und kirchliches Kunsthandwerk
VI. Jahrgang, 9. Heft, Juni 1914
Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst, München. — Preis des uollständigen Jahrgangs Mark 3—

ETWAS ÜBER KIRCHENFENSTER
Mit zwei erläuternden Abbildungen S. 67 u. 68
Nicht selten sind Zugs- und Feuchtigkeits-
erscheinungen in unseren Kirchen auf
mangelhaft angeordnete Fenster zurückzu-
führen, die in ihren grossen Flächen ohnedies
eine starke Abkühlung der Innenluft bedingen
und dadurch unvermeidbare Kältewirkungen.
Da die Anordnung von Doppelfenstern bei
Kirchenfenstern nicht üblich und teilweise
auch in praktischer und ästhetischer Hinsicht
nicht immer vorteilhaft ist, müssen die zur
Ausführung gewählten einfachen Fenster in
bester Technik mit Verwendung bester Ma-
terialien hergestellt werden, um Schädigungen zu
vermeiden. Eine grosse Sicherheit bieten in der
Hinsicht unsere grossen Glasmalereigeschäfte
mit ihrer reichen Erfahrung auf diesem Gebiete.
Bei einfacheren Arbeiten oder bei Bauten
auf dem Lande dagegen werden die Glaser-
arbeiten oft an ortsansässige Meister vergeben,
denen die Erfahrung und oft auch die Technik
fehlt. In solchen Fällen muss der Architekt
dem Handwerke mit genauen Handwerks-
zeichnungen an die Hand gehen.
Bei der Anordnung der Fenster ist zu
beachten, dass diese dem Innenraume Licht
und aber auch Luft bringen sollen. Gerade
das letztere wird oft vergessen und ganze
Innenräume, meist der Chor, ohne jegliche
Frischluftzuführung gelassen.

Als nächste Folge einer derartig mangel-
haften Anordnung zeigen sich dann die üblichen
Begleiterscheinungen: der Verputz trocknet
nicht aus, er stockt ab, die Deckengemälde
binden nicht mit dem Unterputze ab und die
Farbe verfällt, das an den Wänden und den
Fenstern sich bildende Schwitzwasser kann
nicht verdunsten, durchfeuchtet die Wände
und gibt oft zu kostspieligen Entfeuchtungs-
arbeiten Veranlassung, wenn die wirkliche
Ursache der Durchfeuchtung nicht richtig und
rechtzeitig erkannt wurde. Die Anordnung
von Lüftungsflügeln ist daher unerlässlich.
Verstärkt werden diese Erscheinungen, wenn
das Fenster selbst mangelhaft angeordnet ist,
wenn die Verbindungen der Eisenteile unter
sich und mit dem Glase undicht sind, schlechter
Kitt verwendet wurde, der Anschluss an den
Mauerflächen schlecht ausgeführt und nicht
für Ableitung des Schwitzwassers gesorgt wurde.
Da Ausbesserungen an den meist hochgele-
genen und nur durch Gerüste zugänglichen
Fenstern sehr kostspielig werden können, muss
daher auf beste Ausführung von allem Anfang
an geachtet werden.
Für die Ausführung kommt meist als Ma-
terial nur das Bandeisen für die Tragkonstruk-
tion in Betracht, das früher von der Hand
geschmiedet wurde, jetzt aber nur aus gewalztem
Eisen hergestellt wird. Dieses Material wird
von den Hüttenwerken in einer Güte hergestellt,
die den Techniker von weiteren Materialproben
 
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