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Monatsblätter für christliche Kunst, praktische Kunstfragen und kirchliches Kunsthandiuerk
VL Jahrgang, 5. Heft, Februar 1914
Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst, München. — Preis des vollständigen Jahrgangs Mark 3.—

BISCHÖFLICHE KUNDGEBUNG
(Schluss)
Es ist nun nicht ausgeschlossen, dass wir
auch in der Gegenwart diesen grossen
Vorbildern wieder näher kommen können und
da würde sich auch dem Klerus ein gar
dankbares Feld eröffnen, wenn er als Auftrag-
geber stets bemüht wäre, vom theologischen
Standpunkt aus auf den Künstler befruchtend
einzuwirken. Wir wenigstens haben bei ver-
schiedenen Anlässen und Aufträgen die er-
freuliche Wahrnehmung gemacht, dass Künstler
für jeden theologischen Wink überaus dank-
bar sind. Durch Zuführung von aus dem
theologischen Gebiete geschöpften Gedanken
sahen sich die Künstler vor eine neue Auf-
gabe gestellt, die sie innerlich gewaltig er-
griff und begeisterte. Sie suchten sich mit
Mühe, aber auch mit freudigster Hingabe
mit Unseren Gedanken vertraut zu machen,
studierten, wogen ab, beteten wohl auch, ver-
suchten und versuchten immer wieder und
Wir hatten die innige Freude, und haben sie
noch, das was in Unserer Seele lebte, als
wirkliches religiöses Kunstwerk vor Uns zu
sehen.
Wenn der Klerus als Besteller religiöser
Kunstwerke nach den oben dargelegten Grund-
sätzen handelt, wird er der Kunst und dem
Künstler nützen und selber vor manchen Miss-
griffen bewahrt bleiben. Es sei damit aber

nicht gesagt, als ob bei Missgriffen nicht auch
noch andere Ursachen mittätig sein könnten.
Was helfen die besten Grundsätze, wenn man
nicht weiss, wie und durch wen sie durch-
geführt werden können und ob etwa Vorbilder
vorhanden sind, an die man sich bei der Durch-
führung halten kann? Es gehört also unbe-
dingt noch dazu, das man einigermassen einen
Überblick über die Leistungen der gegen-
wärtigen religiösen Kunst in dem in Betracht
kommenden Zweig und über die verfüglichen
Künstler und Werkstätten und deren Eigen-
art habe.
Ein wirklich schätzenswerter Behelf nach
dieser Richtung möchte nun die Errichtung
eines Diözesanarchivs für die neuere christliche
Kunst sein.
Diesem Gedanken möchten wir deshalb etwas
näher treten, freilich in der Erwartung, dass
auch Unser ehrwürdiger Klerus demselben tun-
lichst förderlich zur Seite stehen werde.
Der Plan wäre folgender:
Das Diözesanarchiv sollte drei Abteilungen
umfassen. Die erste ist bestimmt für Photo-
graphien, die zweite für Entwürfe, Pläne und
Skizzen und die dritte für religiöse Bilderdruck-
werke.
Die Photographien sollten nur Werke der
neueren christlichen Kunst, wenigstens der letz-
teren Jahrzehnte, enthalten. Selbstverständlich
kämen bloss Werke von einiger Bedeutung in
Betracht, ganz gleich, ob sie im Besitze einer
 
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