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Aus einer alten Etruskerstadt.

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Die Amphoren zerfallen formell in zwei Gruppen, von denen
unsere Amphora der ersteren gehört: Amphora mit kan-
tiger Mündung, ohne Absatz des Halses; der Fuss wie ein
umgekehrter Echinus, der Körper schwarz gefirnisst mit
ausgespartem Bildfeld und zwei Strahlenreihen am Fuss.
Das Bildfeld pflegt oben zwei Lotosstreifen zu haben; unsere
Vase hat jedoch nur einen.
Der affektierte Meister beschränkt sich auf 7 Motive,
die Karo zusammenstellt; unsere Amphora stellt Motiv IV
dar: zwei lanzenkämpfende Krieger mit zwei Zuschauern.1
Während alles Technische — Ton, Brennung, Firnis,
Malfarben, Sicherheit der Linienführung — vorzüglich ist,
bedeutet die Formgebung ein Aeusserstes an Starrheit und
Manierismus. Die Details werden stupide wiederholt, die
anatomischen Kenntnisse sind gering, die Bewegungen eckig,
bisweilen grotesk.
An den Bildern unserer Amphora hebe ich einige für
diesen Maler besonders charakterische Einzelheiten her-
vor. Die Silene als Schildzeichen sind fast ebenso häufig
wie die grossen, aus der Schildmitte herausfahrenden Schlan-
gen, die sich wie lebend von der Schildfläche lösen. Der
Zuschauer der Rückseite rechts (Abb. 4) trägt das Haar-
band mit der wunderlichen Schleife und um die Schulter
gelegt das in der attischen Vasenmalerei sonst unbekannte
Tüchlein: πεςιάμμα. Die Gewänder sind wenig gefaltet, mit
roten Details. Die Schlüsselbeine werden durch mehrere
grobe Ritzlinien, der Brustmuskel durch einen eizigen Bogen
gegeben. Das Profil ist langnasig, die Köpfe klein, Arme
und Unterschenkel dürr, der Rumpf und die Oberschenkel
1 Vgl. Gerhard: Auserlesene Vasenbilder 117, wo eine Frau unter den
Zuschauern vorkommt, was sonst selten ist. Die Vase, München 79 (jetzt
1440) habe ich persönlich untersucht; sie steht unserer Vase sehr nahe.
Besonders die Schlangen der Schilde sind ganz ähnlich.
 
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