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Leonardo; Ludwig, Heinrich [Hrsg.]
Das Buch von der Malerei: nach dem Codex Vaticanus 1270 — Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance, Band 18: Wien: Braumüller, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.73085#0025

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ERSTER THEIL.
DAS BUCH
VON DER MALEREI DES HERRN LIONARDO DA VINCI,
FLORENTINISCHEN MALERS UND BILDHAUERS.
Fascikel L
Wettstreit der Malerei mit den Wissenschaften.
1. Ob die Malerei Wissenschaft ist oder nicht, (m. 3: Es Nr. I.
wäre besser, dieses Capitel zu benennen: „Was Wissenschaft sei.")
Wissenschaft nennt man dasjenige verstandesmässige Ab-
handeln, das bei seinen (oder seines Gegenstandes) allerersten
Anfängen anhebt, über welche hinaus in der Natur nichts
Anderes mehr ausfindig zu machen ist, das wieder noch einen
Theil an selbigem Wissen ausmachte. So ist es z. B. in (der
Lehre von) den stetigen Grössen, in der Wissenschaft der Geo-
metrie nämlich. Beginnt man hier mit der Fläche der Körper,
so findet sich, dass diese ihren Ursprung in der Linie, dem
Abschluss selbiger Fläche habe; und hieran lassen wir uns noch
nicht genügen, denn wir erkennen, es habe die Linie ihren
Abschluss im Punkt, und der Punkt sei dasjenige, über das
hinaus es nichts Kleineres mehr gebe. So ist also der Punkt
der erste Anfang der Geometrie, und weder in der Natur, noch
im menschlichen Geiste kann sonst irgend etwas Anderes exi-
stiren, das für den Punkt den Anfang abgäbe.
Wirst du nämlich sagen, die mit der äussersten, schärfsten
Spitze eines Zeichenstiftes ausgeführte Berührung einer Fläche,
Lionardo da Vinci. Tract. üb. Malerei.

I
 
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