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Leonardo; Ludwig, Heinrich [Editor]
Das Buch von der Malerei: nach dem Codex Vaticanus 1270 — Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance, Band 18: Wien: Braumüller, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.73085#0461

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VON DEN STÄMMEN UND VOM LAUB. 437

ich, dass sie gegen die Sonne hin weit heller sein werden,
und weniger glanzvoll an der gegenüberliegenden, d. h. westlichen
Seite, sind aber weder Nebel, noch Rauchsäulen da, so werden
die östlichen Partieen, oder besser, die, welche zwischen Sonne
und Auge stehen, je näher dem Auge, um so dunkler werden.
Dieser vorübergehende Zustand wird in dem Stück eintreten,
das der Sonne am nächsten, d. h. für's Auge zumeist in ge-
rader Linie unter ihr ist. In den gegenüber liegenden Partieen
wird bei hellem Wetter das Entgegengesetzte geschehen, und
bei Nebelwetter das Gegentheil wie bei schönem Wetter.
5. Auszüge. Anweisungen für den Maler.
919 a.
Der Baum wird die dunkelsten Schatten werfen, der das
dichteste und dickblätterigste Laub hat, wie z. B. der Lorbeer
und ähnliche.
Die geraden Richtungen der Zweige, die nicht dem Gewicht
des Laubs oder ihrer Früchte erliegen, strecken sich alle nach dem
Mittelpunkt des Geästes, dem sie angehören.
Wenn man alle die Dicken der Zweigschüsse, die ein jeder
Baum Jahr für Jahr zusetzt, zusammenfügt, so wird ein jeder
Jahresschuss dem ersten Unterstamm gleich .sein.
Die Unterstämme alter Bäume, die an feuchten und schat-
tigen Orten wachsen, sind stets mit grünem Flaum überzogen.
Der Baum, der am jüngsten, hat glättere Rinde, als ein alter.
Die oberen Baumzweige haben mehr Blattfülle, als die unteren.
Die Waldränder haben laubreichere Bäume, als das Wald-
innere.
Der Boden der Wälder, die am dichtesten beholzt und
belaubt, wird am wenigsten mit Kraut und Gras bedeckt sein.
835. Von den Bäumen.
Gegen die Thalgründe hin und in deren Verzweigung sind
die Bäume stets grösser und dichter gestellt als gegen die Höhen
der Hügel. Die Berggipfel seien mehr mit Kräutern bedeckt, als
die Abhänge, denn es findet daselbst kein Zusammenlauf von
Gewässern statt, die das Erdreich von ihnen wegwaschen könn-
ten wie an den Abhängen.

Nr. 912, a.

Nr. 912.
 
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