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Leonardo; Ludwig, Heinrich [Hrsg.]
Das Buch von der Malerei: nach dem Codex Vaticanus 1270 — Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance, Band 18: Wien: Braumüller, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.73085#0467

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SIEBENTER THEIL.

VON DEN WOLKEN.
928. Von der Entstehung der Wolken. Nr. 926.
Die Wolken bilden sich aus der durch die Luft ergossenen
Feuchtigkeit; dieselbe zieht sich vermöge der Kälte zusammen,
die mit verschiedenen Winden durch die Luft hingeführt wird.
Und solche Wolken erzeugen (selbst), sowohl bei ihrer Ent-
stehung als auch bei ihrer Auflösung, Windströme. Bei der
Entstehung erzeugen sie dieselben deshalb, weil die vertheilte
und dunstförmig ausgebreitete Feuchtigkeit, indem sie zur
Wolkenbildung zusammenläuft, den Raum, aus dem sie ent-
weicht, leer lässt; in der Natur aber ist Leere nicht statthaft,
und so ist es nothwendig, dass die Theile der Luft um das
Entweichen der Feuchtigkeit her die begonnene Leere mit sich
selbst ausfüllen, und diese Bewegung nennt man Wind. Wenn
sich aber vermöge der Sonnenhitze solche Wolken wieder in
Luft auflösen, so entsteht hinwiederum entgegengesetzter Wind,
der von der Zerstörung und Verdunstung der zusammengeballten
Wolke hervorgebracht wird. Und der eine wie der andere
Vorfall ist, wie gesagt, Ursache von Wind.
Solche Winde erzeugen sich in jedem Stück der Luft, das
von Hitze oder Kälte verändert wird. Und ihre Fortbewegung
geht geradeaus, und nicht gekrümmt, wie der Gegner will.
Denn wäre sie gekrümmt (und folgte der Oberfläche des Erd-
balls), so brauchte man beim Seefahren nicht die Segel hoch
oder nieder zu stellen, um den Ober- oder Unterwind zu suchen,
 
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