Quatremère de Quincy, Antoine Chrysostôme: Geschichte der berühmtesten Architekten und ihrer Werke: vom 11. bis Ende des 18. Jahrhunderts (Band 2) (Darmstadt , Leipzig: Leske, 1831)

Carlo Maderno,
geboren zu Bissano in der Lombardei im Jahre 1556, gestorben im Jahre 1629.

Earlo Maderno behauptet einen ausgezeichneten Platz in
der Geschichte der neuern Architektur. Außer der großen
Anzahl von Werken, deren Ausführung sein ganzes Leben
ausfüllte, war es ihm auch Vorbehalten, in der St. Peters-
kirche von Rom das größte Gebäude in Europa fortzufetzen
und zu vollenden. Die Veränderungen, die er daran vor-
nahm, die Modifikationen und Zusätze, welche sein Werk
waren, sind von solcher Wichtigkeit, daß er es wohl verdient,
einem bedeutenden Theil dieses Denkmals seinen Namen zu
geben. Obgleich hier eine große Anzahl von Architekten auf
einander folgten, hat die Nachwelt dennoch nur das Anden-
ken dreier derselben aufbewahrt; und diese waren: Bramante,
der erste Erfinder des Projekts; Michel Angelo, der Archi-
tekt der Kuppel und der äußern Anordnung; und Carlo
Moderno, welcher die Basilika um wehr als ein Drittel
verlängerte und die Vorderseite aufsührte.
Seit der Grundlegung der St. Peterskirche durch Bra-
mante bis zu ihrer Vollendung durch Carlo Maderno war
ein Jahrhundert verstossen. Aber im Laufe dieses Jahrhun-
derts hatte der Geschmack in der Architektur, so wie in den
übrigen Künsten sich bedeutend verändert. Obgleich er noch
weit von dem Grade der Verdorbenheit entfernt war, den
er später durch Borromini erreicht, so muß man dennoch