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Institut Français d'Archéologie Orientale <al-Qāhira> [Hrsg.]; Mission Archéologique Française <al-Qāhira> [Hrsg.]
Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l'archéologie égyptiennes et assyriennes: pour servir de bullletin à la Mission Française du Caire — 6.1885

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Nr. 1-2
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Krall, Jakob: Neue koptische und griechische Papyrus
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https://doi.org/10.11588/diglit.12264#0084
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78

Neue koptische ukd geiechische Papyrus.

Erst auf Grund einer Reibe zeitlicb knapp aufeiuander folgenden Urkunden wird dieser
Punkt ins Reine zu bringen sein. Die von Wilcken (a. a. 0.) auf Grand von drei Papyrus
aus dem Jahre 616 gezogeuen Scbliisse beruben auf einem fatalen Druckfebler bei Wessely,
der es verscbuldet liât, dass die doppelte Mittheilung derselben Urkuude von Wilcken als
Mittheilung zweier Urkunden angesehen und so die eine Doublette gegeu die audere ins
Treffen gefiihrt wurde.

Es ist merkwiirdig und darf bei Behandlung (1er Frage auf keinen Fall einfacb iiber-
seben werden; dass nebeu der stattlichen Reibe von Datierungen, die auf eine Indictionsepocbe
im Payai fiibren, aucb vereinzelte F&ïïe vorkommen, in denen an der Epocbe im Thoth, also
am 1. September — der indictio Constantinopolitana — festgehalten wird. Einen der in den
griecbischen Urkunden vorkomniendeii Fâlle bat Wessely (a. o. a. 0. S. 50) angefiihrt, einen
anderen gibt wobl ein von Revillout (Revue égypt. I, 102 A. 1 ) publicirter Papyrus aus
dem Britisb Muséum. Das Protokoll der Urkuude gibt den 8. Paopbi der dritten Indiction,
am Scblusse der Urkunde liest rnan (nacb Revillout) km«.\ cj>^to^i h ns.^ Tpi-ntc e^p^ tts« p.
Was aucb die letzten Bucbstaben bedeuten, beziebungsweise fur was sie verlesen sein mogen,
so viel steht fest, dass in unserer Urkunde ausdrilcklicb eine Indictions-àpy^ aus dem Paopbi
angefubrt wird, was uns docb bestenfalls mit der Indictio Constantinopolitana, keineswegs
mit der Alexandrina vereiubar erscbeint.

Man bat endlicb, und dies fiibrt uns zum letzten Tbeile unserer Bemerkungen iiber
den Indictionscyclus in Aegypten, bei allen diesen Datirungen nicbt zu iïberseben, dass die-
selbeu in einer Reibe vou Fallen, wo wir sie zu controliren im Stande sind, aïs ganz
unzin erliissig sicb erweisen. Schmidt bat bereits auf die analoge Erscbeinung bingewiesen,
dass unter den Ottonen in Deutschland selbst in den kaiserlichen Urkunden die Indictioneu
und Regierimgsjabre fast haufiger in Widerspruch als in Uebereinstimmung steben (a. a. 0.
S. 320). So stimmen aucb im ScHMiDT'schen Papyrus Nr. 1 Regierungsjabr und Indictionen
gar nicbt mit einander iiberein. Der Erklarungsversuch von Schmidt, wonâch der Scbreiber
die Kalenderrubriken, d. h. das Jabr post conmlatum «mit dem Jabre des Imperii» verwecbselt
batte, erscbeint uns tibrigens wenig zutreffend, da es uns unwabrscbeiulich erscbeint, dass ein
Scbreiber in einer Zeit, wo die Consulatsbezeicbnung, wie misère und andere Urkunden dartbun,
aile praktische Bedeutung veiioren batte und aus den Protokollen verscbwand, eines For-
mulars sich bedient baben sollte, in welcbem dieselbe vermerkt war. Solcber Protokoll-Formulare
in griecbiscber, arabiscber uud aucb koptiscber Sprache sind uns niebrere erbalten.

Welcbe die Feblerquelle bei dem oder wabrscheinlicb den ScHMiD-r'scben Papyrus (bei
dem zweiten fehlt die Indictionsangabe) aucb sein mag, so viel stebt fest, in dem Protokolle
einer von einem Notare ausgestellten Urkunde liegt ein Irrthum vor, der uni so auffallender
ist, als er in den neuen Pacbymios-Papyrus sicb wiederbolt. Die von uns mitgetbeilte grie-
cbiscbe Urkunde ist aus dem Paopbi des vierten Jabres des Kaisers Pbokas uud der XII. Indic-
tion. Dies stimmt mit der Wirklicbkeit uicbt, mit dem feblerhaften Datum des ersten Schmidt-
.scben Papyrus dagegen gut iiberein. In der einen Urkunde bat

das dritte Jabr (Tybi) des Kaisers Pbokas die X. Indiction, in der anderen
das vierte Jabr (Paopbi) die XII. Indiction.

Siebt man naber zu so findet man, dass beide Urkunden von demselbcn Scbreiber
Isaak gescbrieben sind; man kaun diesem Umvissenbeit vorwerfen, auf keinen Fall aber
 
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