Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Institut Français d'Archéologie Orientale <al-Qāhira> [Editor]; Mission Archéologique Française <al-Qāhira> [Editor]
Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l'archéologie égyptiennes et assyriennes: pour servir de bullletin à la Mission Française du Caire — 6.1885

DOI issue:
Nr. 3-4
DOI article:
Bergmann, Ernst von: Der Sarkophag des Nesschutafnut in der Sammlung ägyptischer Alterthümer des Österr. Kaiserhauses
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12264#0142
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
132

Der Sarkophag des Nesschutafnut.

Mumiensarges, das mit einer Art Asphaltmasse (Pech mit Sand gemischt) auf dem Boden des
Sarkophages befestigt war, fanden sich iu dieseni vor

Bildliche Darstellungen mid Texte von schOnster ktinstlerischer Vollendung bedecken
aile Seiten des Sarkophages und des Deckels. Erstere sind in herkommlicher Weise in ver-
tieftem fiachem Eelief ausgefiihrt, das auf dem Sarkophaguntertheile einen matten, silberartig
glânzenden Untergrund bat, der sicli von der glatt polirten dunklen oberen Flàche des Steines
hiichst wirkungsvoll abbebt. Die sorgfaltige, schwungvolle Zeicbnung zeigt die feine7 weiche
Linienfiihrung und den gefàlligen Stil der XXVI—XXVIII. Dynastie, in welebe Zeit miser
Denkmal aucb dem Cbarakter seiner Inscbriften nacb gehort.

Die Darstellungen auf der Aussenseite des Sarkopbaguntertbeiles geboren zu den eigen-
tbiimlicbsten und seltsamsteu, welebe die Denkmàler uns vor Augen bringen. Wenn sic aucb
nicht eben sebr hàufig bei der Ausscbmiickung der Sarkopbage Verwendung fandeu, so sebeint
ibnen doch eine besondere Bedeutsamkeit beigelegt worden zu sein und in der Tbat mussten
ihre gebeimnissvollen Gestalten auf die Phantasie des Bescbauers mit dem Anreiz eines
Mysteriums wirken. Sie kommen nur auf Sarkophagen vor, niemals aber bislier auf andereu
Deukmalern mit einziger Ausnabme einer Darstellung, die aucb im Grabe Bamses VI. wieder-
kehrt, hier aber von einem ganz versebiedenen Texte begleitet ist. Die Zabi dieser Sarko-
pbage belauft sich auf vier und tbeilt sich in zwei Gruppen : 1. Der Sarkophag Bamses III.
im Louvre, 2. die Sarkopbage des T'ebir (gleichfalls im Louvre), des Paàrkap (?) (zertrilmmei't,
die eine Hiilfte befindet sicb im britisch'en Muséum, die andere in Oxford)2 und des Xesschu-
tafnnt in Wien, letztere sammtlich aus der Zeit der XXVI.—XXVIII. Dynastie.

Keicben aucb die genannten Sarkopbage niebt in frtihe Zeit zuritek, so diirfte doch
das relativ hobe Alter ihrer Bilder wie fast aller derartigen religtosen Compositionen kaum
anzuzweifeln sein, denn wir l)esitzen aus den friiheren Epochen der agyptiseben Geschichte
und speciell aus jener des mittleren Beicbes so wenig mythologische Darstellungen, dass,
wenn auch der in Bede stehende Bildercyklus sich fttr dièse Zeit nicht nachweisen liisst,
doch hieraus seine spiitere Entstebung keineswegs gefolgert werden kann. Er differirt durch-
aus von den sonst ublicben Amduat-Bildern, obne dass wir bei dem gegenwartigen Stande
der Forscbung ihr gegenseitiges Verbaltniss beziiglich des Alters, der Herkunft und der ibnen
zu Grande liegenden mytbologischen Anschauungen bestimmt und klar zu erkennen -\rer-
niochten. Insoferne aber beide sich auf den Ba-Mythus beziehen, stehen sie in einem naheren
Zusammenbange und scheinen keineswegs etwa zwei versebiedenen theologïschen Systemen
ihren Ursprung zu verdanken. Der Unterschied zwiseben ibnen diirfte viebnehr im Weseut-
lichen dahin zu definiren sein, dass die bekannten Amduat-Bilder und Texte den nachtlichen
Lauf der Sonne in seiner Totalitat bebandeln, unsere Bilderreibe aber nur einzelne Episoden
desselben in besonderer eigentbiimlicher Auffassung und Gestaltung vorftihrt. Wenn aber bei
ersteren der uugetrennte Zusammenhang der Darstellungen und Inscbriften in Verbindung
mit den Xamen der Stunden uud der als Tborwachter fungirenden Schlangen ihre Auf-
einanderfolge unschwer erkennen liisst, so verhalt es sicb mit dem in Bede stebenden Bilder-
cyklus ganz anders. Hier feblt solch' ein leitender Faden und selbst ein zur Orientirung dien-

1) Von diesen Gegenstânden gelangte nur das Sarg'brct in die kais. Sammlung, dessen eingeschnittene
Inschriften weiter nnten folgen.

'£) Abgebildet bei Shabpk, Egijpt. inscr., I, 40, 41 und II, 7G.
 
Annotationen