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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 13.1907

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Heft 2
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Hesse, Hermann: Meine Schulzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.26231#0088

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IVILINL LLMIQLLII'.

von einsm Vsnn erlöst. /Vbsn6s 836 icb 3eit
l3n§er 2eit 2urn er8tenrn3l rneiner IVIntter ^n
k'nben nnö börts 3ie er^äblen wie in öen Xlein-
binöerMkren. L8 bsrn 30 8n6 nnä rnntterlieb
von ibrcrn IVlnnöe, sber v/38 8ie er^äblte, v/ar
Irein IVIörcben. 8ie 8LAte rnir von 2eiten, öa
icb ikr frernö Zeworöen 8ei, nnö v/ie ön ibre
/^nZst unö Qiebe rnicb be§1eitete; 8ie be8cbörnts
nnö be§Incbte rnicb rnit ^eöern XVort, nnö öann
reäeten v/ir beiöe rnit blarnen öer b,iebs nnö
Lbrfurcbt von rnsinern Vater nnä krenten nn3
rnit 8ebn8ncbt aut 8eine Heirnbebr.

Oer 8einer ^nrüclrbnnft v/sr ^uZleicb

öer let^te vor rneinen 8ornrnerferien nnö

vollenöete 80 rnein Qlncb. bfacb einer bnr^en
Onterreönn^ barn öer Vater rnit rnir an3 aeinern
8tnöier2irnrner bsrvor nnö fnkrte rnicb öer
IVIntter 2N, inöern er 8a§te:

,,Hier bast ön nn^ern Lnden wieöer, IVIarna.
Lr Aebört 8eit bente vvieöer rnir."

,,1V1ir 8ckon 8eit einer V/ocke!" rief 8ie
läcbslnö öaZs§en, nnö wir 8a6en fröblicb r:n
1?i8cks.

Oie rnit öis8ern l'aZ be§innenüe I?erien2eit
lissst in rneinen 8cbn1jsbren v/ie ein nrn^äunter,
§rüner Qarten. l'aZle voll 3onns, /^.ben6e rnit
3pic1 nnö Qeplanöer, blacbte fe8ten 8cblaf8 rnit
Antcrn Qev/i8»en! ^seöen ^.benä wanöerte rnein
Vater I6an6 in Hsnä rnit rnir in einen 8tein-
brncb, öer eine balbe 8tnnös wsit vor öer
8taät 1aZ. Oort banten wir, warfen nacb öern
2ie1 nnö bärninerten nacb Ver3teinernn§en. ^nf
öein I^ückweZ tranben wir IVIilcb nnö absn
Lrot in einern IVleierkof nnö ver^icbteten öaranf
8tol2 anf öa3 rnütterlicbe /Vbenüessen, cZie IVIntter
rnit allerlci Qebeirnni88en neckenö nnö nn8
jecZes IVIcisterwnrfs nnö ^e6es xefnnöenen I^ötels
oöer Q1it2er3tein8 rübrnenö. Mein Vater srwies
8icb al8 ?fac1bncZer, ^ä§er, 8ckeiben3cbütr nnä
Llrbncler. Halbe l'aAe wanclertsn nnö rnkten
wir in Wis8en nncl an Walc1abbän§en, Aan2
init nn8 allsin, cinen Qrotlaib in cler l'ascbe,
VVeZe entcleclcencl nncl ?6an2en sainrnelncl, nnö
icb 8pürte etwas clavon, «Zab rnein Vater 8eine
ei^ene ^n^encl wieöer anfsncbte nnö 8icb seiner
erfriscbten Lrnst nnö 8einer Aeröteten Wsn^en
erfrente, clenn er war von ^arter Qe^nnclkeit nnö
wnröe viel von Kopfscbrner^en nnö anöeren
Qeiöen beirn§e8ncbt. blnn wanöerten wir wis
^wei Lnaben rniteinancler, scbnitten Qanr:en.
lieken Oracken 8tei§en, ^rnbcn irn Qarten nncl
^irnrnerten irn Hofranrn allerlei Qcrät nncl LL8ten
2N8Lrnrnen.

In clieser 2eit etwa be^ann rnein Obr ^u
erwacben nncl rneine pkantasie 8ick rnit IVIelo-
clien 2n be8ckäfti§en. Ick liebte e8, in b'rei-
8tnnöen 2nrn IVIünster 2N §eben nncl rnicb önrcb
clas l'or 2n 8cb1eicben, nrn öa8 8pie1 öe8 OrZa-
ni3ten 2n büren, cler 8tnnc1enl3n§ clort sicb 8einer
Knnst erfrentc. Ick 8nrnrnte nncZ 8an§ anf clern
8cbn1we^, irn Qarten, 8o§ar irn Lette, nncl

präZte rnir viele Oboräle nncl Ineöerrneloöien
frübe ein.

IZncl rnit nenn ^akren, an rneinern Qeburts-
taZe, 8cbenbten rnir äie Lltern eine QeiZe. Von
äie^ern 1'asse an i8t äa8 bellbranne QeiZlein
anf allen k'akrten rnit rnir ZsssanAen, viele ^sabre
1an§, nncl von cliesern 1a§s an batte icb sin
^.bseits, eins innere Heirnat, eine ^nbncbt, wo
seitber nnräbÜAe Lrre^nnAen, k'renclen nncl
Kürnrnernisse sicb versarninelten.

Oer Qebrer war init inir ^nfrieöen. IVIein
Qebör nncl QecZäcbtnis war scbarf nncl peinlicb
treu, nncl allrnäblicb rei^te sicb irn Qanf öer
QebrMbre clas, was clen QeiZer inacbt, 6er
feste, fäbi§e /Vrrn, äas krcie Qelenb, 6ie ans-
öanernöen, bräftiZcn I^in§er.

k'ürs erste erwies sicb leiöer 6ie IVInsib als
ein nnerwartetes Öbel, öenn sis nabin inicb
last välli^ §efan§en nnö verleiöete inir öen
8cbü1er6eib. Oa^eZen lenbte sie rneinen Lbr-
^ei.2 nnö rneine I^nabenwi16beit von 6en ^röbern
8pie1sn nnö k'reveln ab, sie rnilöerte rneine
Hit2e nnö Qeiöenscbaft, sie rnacbte rnicb
scbweiAsarn nnö veiträ^licb. Icb wnröe beines-
weZs 2nrn Qei§er er^oZen, rnsin Qebrer war
soZar ein Oilettant, öaber war 6er IZnterricbt
rnir ein Ver§nü§en nn6 ^ielte weni^er anf
8tren§e ÖbnnA nn6 ?rä2ision, als auf ein
ba16i§e8 Ltwasbönnen. Oer er8te Qboral, ^nrn
Qeburtsta^ 6er ^lntter ^espielt, war ein fest-
1icbe8 LreiZnis. IZn6 al^clann 6ie er8te Qavotte,
6ie erstc Ha)/6nsonate! Icb war sslbcr voll
k'renöe nn6 Litellreit, aber allrnäblick spürte
rneine Hstur 6ocb einen IVIan^el, so 6ab icb vor
einern Zewissen botten 8trick, einer Oilettanten-
verve §efäbr1icber /Vrt, bewabrt blieb.

Oie 8ckn1e ssin§ neben 6crn ber un6 bebielt
für rnicb alle 6ie ^abre bis 2nrn vierxeknten
Kin6urcb 6ie 8cbwü1c einer ^wsn^sanstalt.
VVieviel von rneinen Qei6en nn6 ineiner Ver-
bitterunA, nsben rneinen eissencn I^eblern, 6er
ASN2SN Lr^iebunZsart rnr Qast iallt, bann
icb nicbt nrteilen; aber in 6en acbt sakren,
welcbe icb in 6en'nie6eren 8ckn1en ^nbrackte,
fan6 icb nnr einen ein2i§en Qebrer, 6en icb
liebte nn6 6crn icb 6an1ibLr sein kann. VVer
6ic Xin^essecle ein weni^ bennt nn6 8elber
einen I^sst ikrer ^artkeit sick bewabrt bat,
6er bennt 6as Qei6en, clessen ein 8cbn11:nabe
fäbi^ i8t, nn6 ^ittert nocb in 8ckarn nn6
2orn, wenn er sicb 6er I^okeiten rnancber
8cbn1rnei8ter erinnert, 6er ()nä1ereien, 6er be-
rükrten V/nn6en, 6er ^ransarnen 8trafen, 6er
nn^äbliZen 8ckarnlosisslrei1en. V/abrlicb, icb
ineine nicbt 6ie fZeibiZe I^ute, 6eren ^e6er I^nabe
be6arf; icb rneine aber 6ie k'revel, 6ie an 6ern
Qlanben nn6 6ern I^ecbtssinn 6es I^in6es §e-
scbeben, 6ie roken /Intworten anf scbücbterne
Kin6erfra§en, 6ie Q1eicb^ü1ti§beit §e^en 6en
l'rieb 6er Xin6keit nack einer LiniZnn^ ibrer
stücbweise erworbenen Xenntnis 6er OinZe, 6en

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