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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 13.1907

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Heft 4
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Schäfer, Wilhelm: Vom Landhausbau
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https://doi.org/10.11588/diglit.26231#0144

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aufbören dürfen, nacb dcn Gründen ;u sucbe». Einer
wird seir langein einscirig erörrerr: die reine Zweck-
maßigkeir dcs engliscben Hauses, seinc Sacblicbkeir und
Veracblung aller bistsriscben oder modernen strnaincnnst
also seine oernünslige „Slillosigkcir". Sbivobl es, wie
wir sebcn wcrden, unricluig wäre, bieraus allein eliva
seine Überlegenbeir zu erklärcn, kann es nicbl osl genug
erörlerl iverden, wie alle Grundsornren aus bygieniscbc
Forderungen und Vebensgcivobnbeilen zurückgeben, von
denen einige zwar speziell sür das engliscbc Glinia gellcn,
andere aber aucli sür uns unbedingl Gcineingur iverden
müssen.*

Vor allem die unbedingle Sonnenlage. Bei uns
bestimmr ja lcider meist die Slraße aucb die sogenanule
Fronl des Hauses, dorr nur die Sonne und der Garlen.
Die Kücbe mir dem Wirlscbastsraum allein dars nacb
Nordcn liegen, Kinder- und Scblaszimmcr obne Morgen-
sonne gcllen als Verbrccben; und wo sonst die Sonne
nichl gcnügend binkommr, sucbl man sie durcb vor-
gebaule Fcnstcr und Erker einzusangcn. Wenn auch
der Engländer durcb sein Klima besonders sorgsälrig
sein muß mil dcm bißcbcn Sonne, ivas ibm wirklicb
scbeinl: so konnlen uns scbon die Blätter und Blumen
lebren, wie scbr unser Nbcn von ibren Slrablen ab-
bängig ist. Die bekannte Beobacbttmg in Pariser
Sttaßen, wo in woblhabenden Vierreln, nur scbarrig

Hin- muß ausdrucklich auf das neurrschienene vortreffliche
Buch von Muthesius: „Kunstgewerbe und Architektur" (im Verlag
von Eugen Diederichs, Preis 4 Mark) verwiesen werden, worin
in einem besonderen Kapitel das englische Haus in allen Eigen-
tümlichkeiten eine sachliche Darstellung und Begründung erfährt.

Die Oied.

gelegen, die Sclnvindsucbr unverbältnismäßig stärker
war als in ärmeren Sttaßen, die gut zur Sonne liegen,
bestärigl das bekannlc Spricbwort vom Arzl und der
Sonne; und so müssen wir den Gleichmut, bei uns
aucb die Landbäuser nach dcr Slraße zu richlen — die
Polizei bat da sogar elwas zu verlangen — als einen
unbegreislicben N'icbrsinn und einc stumpse Gcwobnbeil
bckämpsen. Da die Sonne einen großen Teil des
stabres aus Nordosten ausgcbl und gegen Nordwesten
unlcrgcbr, baben ivir die Möglicbkcit, alle Wändc eines
Hauses unler rcilweise Bestrablung zu setzcn: dieS als
die günstigste Nrgc zu erstreben und alle Wobn- und
Scblasräumc, gleicbviel >vo die Slraßensronr ist, an die
Südost- und Südwestseile zu legen, muß unbedingt aucb
bei uns Gcsetz iverden.

Ein zweites wäre der ausgeprägte bäusliche Sinn
aucb beim Hausbau, der sicb keiuer Rcpräsenlation und
sonstigen gutcn Sttibe zuliebe einengt, sondern alles zur
vernünsrigen Emricbttmg eines Dausbaltes gestaltet, der
einen „Salon" als eine komiscbe Protzerei, cine reich-
licbe und reinlicbe Ausdebnung der Wirrschastsräume
aber norwendig findet, der seinen Gartcn nicbt als arm-
sclige Amdscbasrsgärtnerei an das Straßengitter hängt,
sondern ibn von dcr Straßc abgeschlossen als ein
intimes Zubehör der Wobnung ausbildet; dcr keinerlei
Srilsorm zuliebe sein Haus äußerlich zustutzt oder
scbmüekr, sondern es als scblicbtes Gebäuse seiner
Nmmer bildet, dic rviedcrum kcine überboben Rcstaurants-
säle, sondern bebaglich niedcre Gemächer sind.

Hierzu kame als einzelnes seine Abneigung gegen
Unterkellerung, dic bei uns geradezu Gesetz ist und
überslüssige ffiäume scbafft, so daß Wascbküche und

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