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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 13.1907

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Heft 5
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Widmer, Karl: Ludwig Dill
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https://doi.org/10.11588/diglit.26231#0181

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Ludwig Dill: Aus dem weißen Moor, Dachau.

wllcbkiqe Kieserngrnppcn; Pappeln^ Weiden lind Birken
von klassiscber Fcinbeit der Linieit; cinsacbe^ qroßsläcbiqe
Banernbänser mit alterogralien Wändcn lind ocrwittcrtcn
Strobdäcbcrn; sanstgescbivnngenc Küvtclketten alo Ab-
sclünß deo Horizonro — alles in allcin eine Wclt voll
osscnknndiger und init nocb viel mcbr 'oerborgcner Scbön-
bcit. Ein wabres Entdecknngsland deo Koloristcn, da-
mals nocli nnberülirter als bente, >vo die Entivässernng
des Moors und die Urbarmacbnng des Bodens Iabr
sür Jabr cin -Etüek malcriscber Natnr zerstört.

Dill wnrde bier der Scbalzgräber von Gebennnisten,
an dcncn die Dacbaner Landscbaster seit Iabrzebnten acbtlos
vorübcrgcgangen waren. Nicbt nnnder wicbtig wnrde
ibin ein Kreis gleichgesinnter Künstler^ inir denen cr in
gcineinsainem Natnrstndinm Anregnngen und besrncb-
tende Gedanken anstanscben konnte. So wnrde er mit
Adols Hölzel nnd Artbnr Langbammer der Begründer
der Nen-Dacbaner Landscbastsscbnlc.

Das näcbstch was diesen Wcndepunkt in Dills kunst-
leriscbcr Entwicklnng bezeicbnet, ist die Verticsnng sciner
starbenanscbannng.

Dill siebt dic Natnr jelzr vor allem nut dcn Angen
des Koloristcn. Dic starbe ist das Erste^ Ansscblag-
gebende^ ivas ibn am Dbjekt reizr. Der Grnndgedanke
dcr künstleriscben Konzeprion ist der sarbige Akkord.

Eeine starbenwelt ist reicber nnd zngleicb seiner ge-
worden. Das böcbstc Gebeimnis alles Koloristiscben

sindet cr in dem Sclnvimmen dcr Lokaltöne m cinem
nentralcn Mcdinm: Gran^ Silber^ Gold. Dadnrcb wcrdcn
die Gegcnsätzc einandcr genäberst alles Scbroffc ans-
geglicbcn. Ans Kalt nnd Warm sctzt sicb dcr sarbige
Ansban des Bildes znsammcn: das stcinste von Klang
ist in diesem Snme aber das Ansspiclen von Gold
(ivarm) nnd Silber (kaltI wie es sicb z. B. in be-
lcncbteten Wolken, im Resler dcs Wassers, in tanendem
Sclmee^ in den silbrigen Stämmen dcr Birkc^ in den
Blütcn der Königskcrze^ des Ginsters^ in dem Gcslock
verblübter Disteln sindcr. Er bant ancb wobl cin Bild
ans den Nnancen einer Farbc ans: komponicrt einmal
eine Snmpbonic in Grün. Ncben dem Festland von
Brondolo baben ibn einc Zeitlang die Sümpsc der
Po-Niedernngen geseffelr: bierber stammen die über-
scbivemmten Salbeiselder, deren blane Farbensläcbcn
gegen das bcllerc Silbergran der Lnsst des Wassers, den
ivarmen Ton des Lanbes ansgespielt wird. Zn seinen
cbarakrcristiscbsten Dacbaner Moriven gebören die Moor-
sticbe mit den Wassergräben nnd dem satteitz samtenen
Braun nnd Scbivarz^ dem sestlicben Weiß ibrer Ab-
bänge — ancb eme Welst welcbc die Dacbaner nn wabren
Sinne des Wortcs künstlcriscb entdeckt babcn.

Mit dieser Wendnng ;um Kolorismus vollziebt sich
zngleicb cine Wandlnng des Formalen.

Um der Farbe ibrc volle Wirknng nnd Ansdrneks-
säbigkcit zn gcbcn, wird das Zcicbnerische znrückgedrängt.

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