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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 13.1907

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Heft 5
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Beringer, Joseph August: Die Jubiläums-Ausstellungen 1907 in Mannheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.26231#0194

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Sinn hat Professnr L. Dill die 2lns-
gcstaltung der Gemäldeariostellung in die
Hand genonnnen.

^ ^

Eine Kunstausstellung allein aber würde
den Bedürsnissen des wcrdendcn ncuen
Mannheim ebensowenig voll entsprochen
habcn, als den allgemeinen Anschauungen
und Notwendigkeiten, die heute den Städtc-
bau beherrschen, gerecht werden. Auch
Mannheim, sonst die Stadt der massigen
Lluadrate, will sich in ein srcundlicheres
Gewand kleiden. Es will sich aus seiner
etwas nüchternen, aber sür enisige Ge-
schästlichkcit durch Einfachheit und Zwcck-
mäßigkeit vorbildlichen Anlage herausmacben
und zu künstlerisch sreier Gestaltung kom-
mcn. Darum, und weil der Gartenbau
jctzt überbaupr wieder aus der Spbäre der
Gärtnertechnik in den Bereich dcs Garten-
künstlers gerückt ist, weil dcr Garten wieder
ein architektonisch und malerisch sprcchcndes
Glied zu werden beginnt, ist eine große
Gartenbau-Ausstellung veranstaltet worden,
die von den gegenwärtig zur Diskussion
stehenden Fragen im gesamten Gartcnbauwesen ein Bild
gcben soll.

Autoritäten wie Prosessor P. Bebreno, Schulze-
Naumburg und andere klangvollc Namcn sind mit
dcr Ausgestaltung ibrer Spezialentwürse beteiligt. Die
Hauptanlagen der Gartenbau-Auöstellung sind nach Ent-
würsen von Prosessor M. Laeuger (Karlsrube) erftellt.
Laeugers Grundsatz war, mit den einsachsten Formen
große Wirkungen zu erziclen. Er wirkt durch den
Rhytbmus dcr Linien und Massen. So ivcrden aucb
seine Zwcckbauten und Gebraucbsanlagen von dcm sunda-
mentalen Kunstgcsetz rhytbmischer Bewegung inncrhalb der
Raum- und Fläcbengebilde Freiheit und Würde crlangen.
Was Laeuger als Architekt geleistct hat, ist von
Scbäser im letzten Hest bereits angedeutct
worden. Noch einsacber als Billing, unter
gänzlicher Vermeidung dekorativer Zutaten,
wirkt Laeuger lediglicb durch die Glicderung
der Massen, durch interessante Uberscbnei-
dungen und Gruppierungen und ausscbließ-
lich durch die gerade Linie. Laeuger bat sicb
aber auch als Gartenkünstler in die erste
Reihe der Architekten zu bringen gewußt.

Seine Gartenanlagen, die soivobl dem
Schönheitsbedürsnis ivie dcn Bedarfsan-
sorderungen entsprechen, wollcn durch Ein-
heitlichkcit und Geschlossenheit wirken, sei
cs, daß einc spczielle Baumart — Birke,

Ahorn usw. — als eindrucksvoll malerisches
und konstruktives Emzelwesen zur Geltung
kommt, sei es, daß die Farbenslächen der
Beete mit der ausgeftellten Plastik und den
klug abgewogcnen kleinen Gartenarchitek-
turen die Heimlicbkeit einer mtimen Garten-

Mar Laeuger: Detail aus der Gartenbau-Ausstellung zri Mannhciur.

schöpsung anstreben. Als eine besonders glücklicbe
Schöpsung ist das Gartcnbad zu bezeichnen, das sich
aus dcr Fdee des Badehauscs im Scbwctzinger Scbloß-
garten entwickelt bat.

Dhne auS Kircbturmspatriotismus ins Rubmredige
zu versallcn, dars man sagen, daß diesc aus einem
gcradezu idealen Gelände angclegte Gartenbau-Ausstellung
eincn Markstein in der Gartenbaukunst bcdeuten wird.
Glücklicberweise sind die künstleriscb durcbgesübrten Ldecn
von so scblagender Beweiskrast, daß die Begriffe von
Gartcnkunst und Gärtncrei aucb sür widerstrebcnde Er-
kenntnis und scbwacbe Sinne unzwcidcutig geklärt sind.

I. A. Beringer.

Mar Laeugcv! Detail aus der Gartenbau-Ausstellung zu Ma>ncheim.
 
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