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In den früheren Stichen Bruyn's spielt sich das historische Ereigniss häufig in einer
reich komponierten, meist sehr fein durchgebiideten Landschaft ab, nicht selten sinkt es zur
nebensächlichen Staffage herab wie bei der Heilung des Naaman von 1607, oder bei der
Begrüssung David's durch Abigail, auch bei der Bergpredigt und in der hübschen wohl
frühen niederländischen Landschaft mit Abraham und Hagar. Die Kreuzigung von 1610
dagegen bringt in der Vorfrühlingslandschaft einen eigenartigen Stimmungs-Versuch auf der
Stufe von Jan Brueghehs Kreuzigung von 1598.
Auch ausführliche, reich staffierte Städtebilder liebt Bruyn, so bei der Anbetung der
Könige von 1608, wo die niederländische Stadt durch Bürger und Soldaten im Kostüm
aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts belebt ist, die Bruyn zwar etwas oberflächlich aber
offenbar mit Behagen schildert,; ebenso bildet bei Salomo, der die Götzen an betet (1606),
den Hintergrund eine eingehend geschilderte Stadt und Burg, wobei sich manche feine
Naturbeobachtung, daneben aber auch viel phantastisch Erfundenes zeigt, wie auch bei den
drei Männern im Feuerofen von 1610.
Gleich dem alten Pieter Brueghel fasst Bruyn auch die Passionsscenen gern genreartig
auf, wie in seiner Kreuztragung von 1611, nur unterscheidet er sich dadurch von Pieter
und nähert sich mehr dessen Sohn Jan, dass ihn die elegantere Gesellschaft mehr als das
eigentliche Volk fesselt, obgleich er auch dieses gelegentlich geschickt behandelt wie in
seinem Herbst einem Blatt aus einer Jahreszeitenfolge.
Das Thierbild greift Bruyn in seinem Stich des musicierenden Orpheus auf, bei dem
die begeistert der Musik lauschenden Thiere sich allerdings grossentheils einer sehr wirkungs-
vollen, unfreiwilligen Komik erfreuen, wie auch die Löwen auf dem Stiche Daniel in der
Löwengrube von 1615. Auch bei den Stichen mit Adam und Eva, die zugeich namentlich
das grosse Blatt von 1631 Gelegenheit zu Aktstudien geben, wofür übrigens besonders die
Illustration zu Hesekiel 37 von 1606 interessant ist, freut sich der Künstler möglichst viel
Thiere herumspazieren zu lassen. Sein Studium der Thierwelt zeigen übrigens viel vorth eil-
hafter seine beiden Vorlagenwerke, von denen das eine den Titel führt: Volatilium varii
generis efßgies in tyronum praecipue vero aurifabrorum gratiam aeri 1594, das andere mit
zum theil recht sorgfältigen Studien: Libellus varia genera piscum complectens pictoribus,
scriptoribus, caelatoribus, aurifabris etc. mire utiiis et necessarius Nicolaus Bruyn inventor.
Für das sorgfältige Detailstudium des Künstlers in der Natur mag übrigens auch sein grosser
geschickter Stich eines Blumenstückes erwähnt werden.
Trotz allem Ueberreichthum, den ja diese Richtung mit sich brachte, strebt doch auch
Bruyn nach freierer Behandlung nach grösserem Stil, am meisten überrascht er dadurch
in einem früheren Blatt Miracula S. Jacobi, das zu seinen besten Arbeiten gehört, wie
wesentlich dies Streben aber gerade für die Landschaft war, daran erinnert ein gleichfalls
früher Stich die Findung des Moses nach G. van Coninxloo von 1601. Die reiche
Phantasielandschaft ist ganz in der Art Jan BrueghePs gehalten, aber der Baumschlag be-
sonders im Vordergrund links ist breiter behandelt, was an das Lob erinnert, das van Mander
dem 1544 zu Antwerpen geborenen G. van Caninxloo wegen seiner Landschaft und speziell
wegen seines Baumschlages spendet A) Vom Detail zum Ganzen, zu einem wirklich male-
rischen Stil, von den Blättern zum Baumschlag, war das Problem der Zeit.

9 van Mander-Hyma.ns 11. 120.
 
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