Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Ring, Maximilien de
Malerische Ansichten der Ritterburgen Deutschlands: mit einem historischen und beschreibenden Texte (Das Großherzogthum Baden ; 2. Theil): Alte Schlösser des Grossherzogthums Baden: Nördlicher Theilvon dem Kinzigthale bis an den Main — Paris, Mühlhausen: Lithographie von Engelmann & Cie., 1829

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.57122#0004
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
hohen bis zur Zinne erhaltenen Mauer umschlossen, mit dem grünen Frühlings-
teppiche bekleidet ist, über welches sich nur an einzelnen Stellen die zusammen-
gestürzten Bogen und Mauern, welche die Felsschichten ausgefüllt hatten, hin-
geworfen haben. Lange suchen wir den Eingang in die Burg : nicht ohne Gefahr
ersteigen wir ein dunkles Gewölbe , dessen hinterer Theil zusammengestürzt ist,
und den weitern Gang völlig verschüttet hat. Auch die leicht gefügte Decke, unter
welcher wir zagend weilen, droht nahen Einsturz; eine kleine Seitenöffnung weist
uns endlich in den ersten Hof. So führte auch ehemals nur dieser überwölbte,
festverwahrte Eingang in das Innere, und wenn auch der Feind im Besitz des
äufsern Hofraumes oder Grabens war, so konnte doch keine Gewalt, auch nicht
die muthigste Aufopferung weiter führen. Daher der Ruf von Unüberwindlichkeit
seit den ältesten Zeiten. Aber auch in dem Innern ist noch eine Veste von der
Veste geschieden : denn querdurch in der Mitte erhebt sich eine hohe Mauer mit
festen Thoren und Thürmen, jenseits welcher der schönste Theil der Wohnge-
bäude mit der reichsten Aussicht sich fand. Die Mauern sind noch bis an die
Giebel, vier Stockwerke hoch, erhalten, und starren grausig in die unendliche
Höhe hinauf. Wild schwingt sich über denselben der grofse Rabe, mit schauriger
Stimme den Wanderer schreckend, der kühn genug war, diesen wilden Frieden
zu unterbrechen. Bald stürzt sich jener ergrimmt in die hallenden Räume herab
oder flieht lautschreiend zurück in die Höhe. Das furchtbare Rauschen erfüllt das
Gemüth mit Bangigkeit und stöfst gewaltsam jedes sanftere Bild zurück, welches das
Beschauen der zahlreichen Bogenfenster, mit ihren engen steinernen Sitzen, in dem
Gemüthe geweckt hatte.
Hier war es ja, wo schon in alter Zeit ein Geschlecht dem andern die alten
Sagen von den Gründern der Macht des Hauses übertrug, wo so oft und laut die
Frohen sich freuten, wo bei den wechselnden Schicksalen des Stammes so mancher
Kummer in stillen Thränen sich ergofs. Aus diesen engen Fensterbogen über-
schaute wohl oft das stolze Auge die reiche Herrschaft 5 aus diesen kleinen Fenster-
bogen warf vielleicht auch in wechselnder Zeit der Ritter den zorndräuenden Blick
auf ringsumher schwärmende Feinde, oder suchte machtlos, in weiter Verheerung,
bei dem Himmel Schutz und Hilfe.
Denn an Alter und Wechsel der Schicksale übertrifft vielleicht kein edles Haus
auf dem weiten Gebirge den Stamm der Geroldsecker, und in Zeiten, in welchen
wir gewohnt sind unsere Sagenkreise zu finden, lebte hier schon eine ältere Sagen-
welt in dem Munde der Edeln. Als Pipin, so erzählten sie, der König der mächtigen
Image description
There is no information available here for this page.

Temporarily hide column
 
Annotationen