Franken, alle seine Mannen aufbot, um jenseits der Berge die stolzen Longobarden
und ihren König Astolph zu bändigen, folgte ihm auch Marsilius, der Herzog im
Schwabenlande. Durch treue Dienste wurde er der Liebling des Frankenkönigs,
und als ihm Regarda, die Tochter Hildebrands von Andechs, des Grafen über
Baiern, einen Sohn gebar, nannte er ihn von einer Strafse in Rom, Geroldseck.
{De platea in Roma Geroltzeck, ibi dicta stirps est progressa : dies soll die Um-
schrift eines alten Steines in der Empfinger Kirche gewesen seyn.) Dieser Gerold
war folglich der Bruder der Hildegarde, der Gemahlin Karls des Grofsen. Ihm
übertrug deswegen der Kaiser die herzogliche Würde in Baiern, das Markgrafen-
thum in Oestreich und die Grafschaft in der Reichenau. Dem Heerbanne leistete
Gerold jederzeit Folge : in den Sachsenkriegen erschlug er mit eigener Hand den
gefürchteten Wittekind, und gegen die alles verheerenden Hunnen schützte ein
herrlicher Sieg seine Markgrafschaft. Allein er verfolgte den Feind mit allzugrofsem
Eifer 5 die Heiden wandten sich gegen ihn, denn er war nur noch von Wenigen
begleitet, und erschlugen den Tapfern. Die Leiche wurde aber herauf nach der
Reichenau geführt, und in dem Chor des Münsters auf der rechten Seite des Hoch-
altars begraben. Der Märtyrertag Gerolds ist der zweite Herbstmonat des Jahrs 799.1
An solchen Sagen über den Ursprung des Stammes in grauer Vorzeit, ergötzten
sich schon frühe die Edeln, und ritterliche Legenden eröffnen die Geschichte des
Hauses. Für mehr als solche können sie aber nicht gelten; sie sind so wenig bewährt,
als die Ableitung der verschiedenen geroldseck’schen Stämme in dem Elsafs an dem
Wasgau, und in den tyrolischen Alpen : denn was nicht bewiesen werden kann,
braucht nicht widerlegt zu werden, und unnöthig ist es, die Verschiedenheit der
Wappenschilde und anderes als Beweis anzuführen.
Jahrhunderte lang folgte ein Geschlecht dem andern, die Macht und das An-
sehen des Hauses mehrend, denn von Sulz am Neckar, dem alten Solicinium, über
1 An diesen Erbauer von Geroldseck sollte die Inschrift erinnern , die an dem Ende des vorigen Jahr-
hunderts aus den Trümmern der Burg hervorgezogen worden ist:
Hohen Geroldseck mich bawen hiefs
Herr Gerold mit Namen hiefs
Dem grofsen Karlo werdt
In viel Ritterlichen thaten bewerdt
Ward Markgroff in Oestereich
In Schwoben Herzog zugleich
Auch Groff zu Bufsen genandt
Den Namen tragen in diesem Stand
Do her dies Hochedle Geschlecht
Dieser Herren Wappen führet recht.
und ihren König Astolph zu bändigen, folgte ihm auch Marsilius, der Herzog im
Schwabenlande. Durch treue Dienste wurde er der Liebling des Frankenkönigs,
und als ihm Regarda, die Tochter Hildebrands von Andechs, des Grafen über
Baiern, einen Sohn gebar, nannte er ihn von einer Strafse in Rom, Geroldseck.
{De platea in Roma Geroltzeck, ibi dicta stirps est progressa : dies soll die Um-
schrift eines alten Steines in der Empfinger Kirche gewesen seyn.) Dieser Gerold
war folglich der Bruder der Hildegarde, der Gemahlin Karls des Grofsen. Ihm
übertrug deswegen der Kaiser die herzogliche Würde in Baiern, das Markgrafen-
thum in Oestreich und die Grafschaft in der Reichenau. Dem Heerbanne leistete
Gerold jederzeit Folge : in den Sachsenkriegen erschlug er mit eigener Hand den
gefürchteten Wittekind, und gegen die alles verheerenden Hunnen schützte ein
herrlicher Sieg seine Markgrafschaft. Allein er verfolgte den Feind mit allzugrofsem
Eifer 5 die Heiden wandten sich gegen ihn, denn er war nur noch von Wenigen
begleitet, und erschlugen den Tapfern. Die Leiche wurde aber herauf nach der
Reichenau geführt, und in dem Chor des Münsters auf der rechten Seite des Hoch-
altars begraben. Der Märtyrertag Gerolds ist der zweite Herbstmonat des Jahrs 799.1
An solchen Sagen über den Ursprung des Stammes in grauer Vorzeit, ergötzten
sich schon frühe die Edeln, und ritterliche Legenden eröffnen die Geschichte des
Hauses. Für mehr als solche können sie aber nicht gelten; sie sind so wenig bewährt,
als die Ableitung der verschiedenen geroldseck’schen Stämme in dem Elsafs an dem
Wasgau, und in den tyrolischen Alpen : denn was nicht bewiesen werden kann,
braucht nicht widerlegt zu werden, und unnöthig ist es, die Verschiedenheit der
Wappenschilde und anderes als Beweis anzuführen.
Jahrhunderte lang folgte ein Geschlecht dem andern, die Macht und das An-
sehen des Hauses mehrend, denn von Sulz am Neckar, dem alten Solicinium, über
1 An diesen Erbauer von Geroldseck sollte die Inschrift erinnern , die an dem Ende des vorigen Jahr-
hunderts aus den Trümmern der Burg hervorgezogen worden ist:
Hohen Geroldseck mich bawen hiefs
Herr Gerold mit Namen hiefs
Dem grofsen Karlo werdt
In viel Ritterlichen thaten bewerdt
Ward Markgroff in Oestereich
In Schwoben Herzog zugleich
Auch Groff zu Bufsen genandt
Den Namen tragen in diesem Stand
Do her dies Hochedle Geschlecht
Dieser Herren Wappen führet recht.