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Ring, Maximilien de
Malerische Ansichten der Ritterburgen Deutschlands: mit einem historischen und beschreibenden Texte (Das Großherzogthum Baden ; 2. Theil): Alte Schlösser des Grossherzogthums Baden: Nördlicher Theilvon dem Kinzigthale bis an den Main — Paris, Mühlhausen: Lithographie von Engelmann & Cie., 1829

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https://doi.org/10.11588/diglit.57122#0031
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zahlreichen Diener, in seinem Hof in der Stadt aufzuheben und dadurch von der
Wahl zu entfernen. Als die dritte Wachtglocke geschlagen, drangen daher die Ver-
wegenen in den Hof5 einer ihrer Diener rief den Herrn von Ochsenstein heraus,
um ihm ein geheimes Schreiben zu übergeben, und kaum war er hervorgetreten,
so überfielen ihn die Uebrigen, hielten ihm den Mund zu und trugen ihn durch
kleine Seitenstrafsen bis an das Wasser, wo ein Schiff bereit war, in welchem sie
die 111 hinab und dann über den Rhein fuhren. Die Knechte des Dechans hatten
sich aber schnell von dem ersten Schrecken erholt, zu den Waffen gegriffen und
die Obern der Stadt zu Hilfe gerufen. Stadt und Bann wurden in der Nacht und
an dem folgenden Tage durchstreift, aber vergebens, denn keiner errieth den Weg,
den die Räuber genommen hatten. Erst an dem dritten Tage erhielten der Meister
und Rath sichere Kunde , und nun wurde auch der Domprobst gefänglich ein ¬
gezogen und sogleich an die benachbarten weltlichen und geistlichen Fürsten und
an die Städte Berichte erlassen, um das Benehmen des Rathes zu rechtfertigen.
Das Kapitel aber konnte in Abwesenheit der wichtigsten Personen keine Wahl vor-
nehmen , und der Handel wurde vor Kaiser und Papst gebracht. Die Bürger zogen
indessen hin vor Windeck, den eigenmächtigen Eingriff in ihre Rechte zu strafen.
Vierzehn Tage lagen sie vor der Burg, bis einige mächtige Herren sich zur Ver-
mittelung erboten. Auch der Kaiser schickte einen gewandten Vermittler, der
Papst sprach die Acht aus über die Theilnehmer; doch jeder Versuch der Aus-
gleichung war ohne Erfolg. Darum rief der Rath die Bürger und die Bundesgenossen
der Stadt auf zu einem zweiten Zuge gegen Windeck. Zum erstenmale wurde jetzt
eine Brücke auf Pfählen über den Rhein gebaut, und das zahlreiche Heer zu Rofs
unc zu Fufs zog in das Bühlerthal. Erst die allgemeine Verwüstung seiner Herr-
schaft konnte den Ritter zur Nachgiebigkeit bewegen, und von beiden Seiten wurden
endlich die Gefangenen frei gegeben.
Derselbe kühne kriegerische Sinn lebte in den Nachkommen während des vier-
zehnten Jahrhunderts. Die Zeit und die veränderten Begriffe von der Würde des
Adels milderten in der Folge auch hier den rohen Geist, und wir sehen mehrere
Windecker im Besitz wichtiger Aernten
Mit dem Ende des sechzehnten Jahrhunderts erlosch der letzte Stamm, an wel-
chen schon früher die vielfach getheilten Güter gröfstentheils zurückgefallen waren.
Denn auf drei Burgen in diesem Thale wohnten einst Windecker; auf der
Windeck, in dem Bühlerthale, von welcher aber kaum noch Spuren in dem Pfarr-
hause sichtbar sind. Ferner auf Alt-Windeck, auf der Höhe, wo sich über dem
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