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romantischen Trümmer, sie durch Anlagen verschönernd und sorgfältigen Unter-
halt. Hinter dem neuen Anbau, welcher seinem Verwalter zur Wohnung dient,
erheben sich aus der Mitte der Bäume die schroffen Giebel und die weit umfas-
senden Ueberreste des Wohnsitzes der ehemaligen Burgmänner. Hoch über sie
ragt der feste Thurm empor, dessen untere Abtheilung einst zum Verliefse bestimmt
war. Bei der Oeffnung der starken Mauern fanden sich hier wenigstens Ketten
und modernde Menschengebeine. Vielleicht war es eine der römischen Hoch-
wachten, weit hinauf das Thal der wilden Kocher überschauend, durch welches
über Neuenstadt eine Strafse nach dem Pfahlgraben führte, die bei Aureliana
endete. Schon in dem zwölften Jahrhundert besafs das Geschlecht der Ehrenberg
diese Burg als Lehen der Bischöfe von Worms. Aus demselben stammte auch
Gerhard, der iSSy diesen bischöflichen Stuhl bestieg und durch den Landfrieden
bekannt ist, den er mit dem Pfalzgrafen, Strafsburg und Mainz schlofs. Hans von
Ehrenberg war Rektor der Heidelberger Hochschule (1512), und noch in demselben
Jahrhundert, Philipp Adolph, Bischof von Würzburg. Ungefähr hundert Jahre
hernach starb das Geschlecht aus, und das offen gewordene Lehen übertrug der
Bischof den Freiherren von Gemmingen. Bei der Auflösung des Stiftes (1802)
fiel der Ehrenberg an Hessen-Darmstadt, von dessen Fürsten er drei Jahre später
I
an den Freiherrn von Ratnitz verkauft worden ist.
Weiter unten an dem Stromufer liegt das alte Städtchen Gundelsheim, einst
eine Besitzung des deutschen Ordens, der aus seinen zahlreichen Gütern in dieser
Gegend eine eigene Commenthurei gebildet hatte, die von der Burg Horneck,
über dem Städtchen, den Namen trug. Letztere soll zuerst Konrad von Horneck,
i2Öo, erbaut haben: aber wenige Jahre später, i2y5, übergab sie schon sein
Bruder Werner dem Orden. Er selbst zog nach dem heiligen Lande; seine Tochter
wurde Nonne in dem Kloster Billigheim, und den kränklichen Sohn nahm
ebenfalls die Kirche auf. In dem Bauernaufstände wurden das Städtchen und
die Burg gebrochen : aber beide von dem Orden wieder hergestellt. Besonders
letztere ist mit grofsem Aufwand neu erbaut worden: unter den Trümmern der
Kapelle liegen viele Denksteine der Ordensritter, und in dem Thurme wird noch
das schauerliche Verliefs gezeigt. Durch die Aufhebung des Ordens ist Alles an
Würtemberg gefallen.
Auf der nahen Höhe steht die Kapelle, dem heiligen Michael geweiht, vielleicht
auf einer alten römischen Opferstätte; wenigstens findet sich hier ein von Fabius
Germanus dem Jupiter und der Juno geweihter Altar. Die Gründung des Gottes-
romantischen Trümmer, sie durch Anlagen verschönernd und sorgfältigen Unter-
halt. Hinter dem neuen Anbau, welcher seinem Verwalter zur Wohnung dient,
erheben sich aus der Mitte der Bäume die schroffen Giebel und die weit umfas-
senden Ueberreste des Wohnsitzes der ehemaligen Burgmänner. Hoch über sie
ragt der feste Thurm empor, dessen untere Abtheilung einst zum Verliefse bestimmt
war. Bei der Oeffnung der starken Mauern fanden sich hier wenigstens Ketten
und modernde Menschengebeine. Vielleicht war es eine der römischen Hoch-
wachten, weit hinauf das Thal der wilden Kocher überschauend, durch welches
über Neuenstadt eine Strafse nach dem Pfahlgraben führte, die bei Aureliana
endete. Schon in dem zwölften Jahrhundert besafs das Geschlecht der Ehrenberg
diese Burg als Lehen der Bischöfe von Worms. Aus demselben stammte auch
Gerhard, der iSSy diesen bischöflichen Stuhl bestieg und durch den Landfrieden
bekannt ist, den er mit dem Pfalzgrafen, Strafsburg und Mainz schlofs. Hans von
Ehrenberg war Rektor der Heidelberger Hochschule (1512), und noch in demselben
Jahrhundert, Philipp Adolph, Bischof von Würzburg. Ungefähr hundert Jahre
hernach starb das Geschlecht aus, und das offen gewordene Lehen übertrug der
Bischof den Freiherren von Gemmingen. Bei der Auflösung des Stiftes (1802)
fiel der Ehrenberg an Hessen-Darmstadt, von dessen Fürsten er drei Jahre später
I
an den Freiherrn von Ratnitz verkauft worden ist.
Weiter unten an dem Stromufer liegt das alte Städtchen Gundelsheim, einst
eine Besitzung des deutschen Ordens, der aus seinen zahlreichen Gütern in dieser
Gegend eine eigene Commenthurei gebildet hatte, die von der Burg Horneck,
über dem Städtchen, den Namen trug. Letztere soll zuerst Konrad von Horneck,
i2Öo, erbaut haben: aber wenige Jahre später, i2y5, übergab sie schon sein
Bruder Werner dem Orden. Er selbst zog nach dem heiligen Lande; seine Tochter
wurde Nonne in dem Kloster Billigheim, und den kränklichen Sohn nahm
ebenfalls die Kirche auf. In dem Bauernaufstände wurden das Städtchen und
die Burg gebrochen : aber beide von dem Orden wieder hergestellt. Besonders
letztere ist mit grofsem Aufwand neu erbaut worden: unter den Trümmern der
Kapelle liegen viele Denksteine der Ordensritter, und in dem Thurme wird noch
das schauerliche Verliefs gezeigt. Durch die Aufhebung des Ordens ist Alles an
Würtemberg gefallen.
Auf der nahen Höhe steht die Kapelle, dem heiligen Michael geweiht, vielleicht
auf einer alten römischen Opferstätte; wenigstens findet sich hier ein von Fabius
Germanus dem Jupiter und der Juno geweihter Altar. Die Gründung des Gottes-