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Ritter, Stefan; Rummel, Philipp; Becker, Thomas; Ganschow, Thomas; Godbillon, Isabelle; Großmann, Sonja; Herb, Christiane; Kalogeroudi, Eleni; Meyr, Martina
Archäologische Untersuchungen zur Siedlungsgeschichte von Thugga: die Ausgrabungen südlich der Maison du Trifolium 2001-2003 — Thvgga, Band 3: Wiesbaden, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.42449#0038
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34

Die Ergebnisse: Zusammenfassung und historische Auswertung

de192. Sodann kamen wieder Töpfe unterschiedlicher Form zu-
tage, von denen die meisten offenbar zu Vorratsgefäßen (Kat. I
28; s. a. zu Kat. I 28, 32, 33-34, 35, 36, 37, 38-39)193 und nur
wenige zu Kochtöpfen gehörten (s. zu Kat. I 29-31)194. Hinzu
gesellen sich noch mehrere Fragmente von einem großen Topf
oder Becken (Kat. I 40) sowie das Randfragment eines großen
Kruges (Kat. I 43), das in einer der Verfüllschichten (298) des
frühkaiserzeitlichen Ofens zutage kam.
In größerer Zahl traten in diesen Befunden wieder Lampen ans
Licht195. Unter den klassifizierbaren Fragmenten befanden sich
schwarzgefirnisste Lampen (Kat. L 3) und solche mit leicht
konvexer Schnauze (Kat. L 7), die noch in spätrepublikanische
Zeit datieren. Sodann fanden sich etliche frühkaiserzeitliche
Lampen mit eckiger Volutenschnauze (Loeschcke Typ I: Kat. L
9, 10, 20, 22, 23, 24), wie sie bereits in den Befunden der
vorangehenden Phase vertreten waren. Hinzu kommen Lam-
pen mit Schultervolute und gerundeter Schnauze (Loeschcke
Typ V: Kat. L 28), die in die Zeit zwischen dem mittleren 1.
und dem frühen 2. Jh. n. Chr. datieren. In dieselbe Zeit gehö-
ren Lampen mit Rundschnauze, die entweder kein Bild tragen
(Loeschcke Typ VIII: Kat. L 44) oder auf dem Diskus einen
Halbmond mit Sternen zeigen (Kat. L 37). Sodann fanden
sich, wie schon in den früheren Befunden, Lampen mit Ei-
erstab auf dem Rand (Kat. L 51, 56). Hinzu kommen wieder
etliche, nicht klassifizierbare Fragmente von Bildlampen mit
vielfältigen Motiven: einem Gladiator (Kat. L 177), einem Lö-
wen (Kat. L 180), einer Muschel (Kat. L 187, 188) und einer
Rosette oder Muschel (Kat. L 194). Und schließlich fanden
sich zwei Bodenfragmente mit Stempeln (Kat. L 233, 238),
darunter demjenigen einer italischen Werkstatt (OPP F), die
seit flavischer Zeit vor allem Nordafrika belieferte (Kat. L 233).
Neben den Gefäßen und den Lampen fanden sich, zumeist
in Auffüllschichten, zahlreiche Artefakte unterschiedlicher
Funktion und aus verschiedenen Materialien.
Zunächst kamen wieder zwei Münzen zutage, die indes deut-
lich früher datieren als die zugehörenden Schichten. Aus der
Auffüllschicht 302 unter dem Hofboden 11=32=55 stammt
ein gut erhaltenes As, welches unter Tiberius 15/16 n. Chr.
geprägt wurde (Kat. A 12). Um sehr viel früheres Altmaterial
handelt es sich bei einer punischen Münze, die in der Auffüll-
schicht 139 im östlichen Gebäudetrakt zutage kam (Kat. A 4).
Unter den Metallfunden war wieder eine Fibel vom Typus Au-
cissa (Kat. N 2)196. Sodann fand sich ein gezahntes Bronzeplätt-
chen, das möglicherweise von einem Schaber stammt (Kat. N
19). Hinzu kommen ein stark fragmentiertes Bleiblech (Kat. N
47) sowie mehrere eiserne Objekte, darunter ein Werkzeug, viel-
leicht ein Hammer (Kat. N 30), und ein Ziernagel (Kat. N 34).
Die nicht von Gefäßen stammenden Glasfunde umfassen eine
Randscherbe von - in der frühen Kaiserzeit aufkommendem —
Fensterglas (Kat. M 111), ferner das Bruchstück eines blaugrü-

192 Hierzu s. Kap. IV. 2. 9.
193 Die betreffenden Fragmente stammen aus den Bef. 47, 99, 103, 109,
194=282, 248, 270, 273, 281, 298, 299, 303, 332 und 358.
194 Diese Randstücke kommen aus den Bef. 11, 99, 103, 194 und 282.
195 Hierzu und zum Folgenden s. Kap. IV. 2. 11.
196 Hierzu s. Kap. IV. 4. 1.

nen Spielsteins (Kat. M 114), eine Melonenperle aus Kieselkera-
mik (Kat. M 122) sowie eine Glasperle (Kat. M 123)197.
An beinernen Artefakten traten ein Würfel (Kat. O 56) so-
wie zwei Fragmente von Beschlägen zutage, von denen das eine
(Kat. O 62) offenbar von einem Möbel stammt, während es
sich bei dem anderen (Kat. O 64) wahrscheinlich um den Teil
eines Döschens, wohl für Schminke, handelt198.
An Terrakotta-Objekten fanden sich im Bereich des Raum-
traktes im Süden des Hofes im West-Trakt, in der Füllschicht
329, dicht beieinander drei ringförmige tönerne Webgewichte
(Kat. P 9), die möglicherweise einen Hinweis auf die Nutzung
eines der betreffenden Räume in der vorangegangenen Phase
geben. Hinzu kommen mehrere Spielsteine aus wiederverwen-
deten Scherben von Keramikgefäßen (s. zu Kat. P 29)1". Unter
den Kleinfunden aus dem Ost-Trakt ist noch ein Schleifstein
(Kat. P 11, aus Bef. 281) zu erwähnen.
In diesen Schichtenbefunden fanden sich nicht zuletzt wieder
zahlreiche Tierknochen200. In diesem Schlacht- und Speiseabfall
sind vor allem die Nutztiere Rind, Schwein, Schaf und Ziege
vertreten201. Hierbei setzt sich in der Verteilung von Rind und
Schwein der Trend zu einem erhöhten Schweineanteil fort; in
den flavisch-trajanischen Befunden sind Knochen dieser beiden
Tiere zu gleichen Teilen vertreten. Wie die Untersuchungen
durch Th. Becker ergeben haben, stammen die Knochen von
Schaf und Ziege, vor allem aber diejenigen vom Schwein zu
einem beträchtlichen Teil von Jungtieren, die demnach mögli-
cherweise auch vor Ort gehalten wurden. Zudem weisen etli-
che, aus den vor- und frühkaiserzeitlichen Befunden stammende
Knochen dieser Nutztiere Schlacht- und Verbrennungsspuren
auf. Diese Indizien deuten darauf, dass in dem Hof, solange er
— bis in flavisch-trajanische Zeit — zu Wirtschaftszwecken ge-
nutzt wurde, Tiere geschlachtet, zerteilt und gebraten wurden.
Ein weiteres Indiz hierfür liefert möglicherweise auch der Um-
stand, dass der Anteil an Knochen mit Wurzelfraß, hervorge-
rufen durch oberflächennahe Lagerung, in den bis in flavisch-
trajanische Zeit reichenden Befunden kontinuierlich zunimmt,
bevor er danach erheblich zurückgeht, während sich gleichzeitig
auch der Anteil an Knochen mit Verwitterungsspuren beständig
erhöht: Dies könnte, sofern diese Knochen aus dem Hofhaus
selbst stammen, darauf deuten, dass in dem - möglicherweise
begrünten - Hof, bevor er im Zuge des Neubaues in flavisch-
trajanischer Zeit seine Wirtschaftsfunktion verlor, die Knochen
der Tiere, die hier zubereitet und verzehrt wurden, gleich vor
Ort weggeworfen wurden.

197 Hierzu s. Kap. IV. 3.
198 Hierzu s. Kap. IV. 4. 1.
199 Ebenda. Diese Spielsteine stammen aus den Bef. 139, 195, 277, 301
und 307.
200 Die vereinzelte menschliche Kniescheibe aus Bef. 103 (s. Kap. III. 2. 1)
wird sehr wahrscheinlich durch Umlagerung älteren Materials in diese Auffüll-
schicht geraten sein.
201 Hierzu und zum Folgenden s. Kap. IV. 5.
 
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