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Rooses, Max
Geschichte der Malerschule Antwerpens: von Q. Massijs bis zu den letzten Ausläufern der Schule P. P. Rubens — München, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.20661#0055
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Reichthum und Felle.

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anderes». Der Italiener Guicciardini fchrieb, dafs in Antwerpen im Jahre 1566
300 Meifter in Malerei, Holzfchnitt, Kupferftich und Bilderhauerkunft lebten,
während er nur 169 Bäcker und 78 Fleifcher gezählt habe. Und er endigt
feine Befchreibung von Antwerpen mit folgenden Worten; »Obwohl diefs Volk
feinen Sinn zumeift auf Handelsgewinn gerichtet hat, hängen fie doch viel Geld
an Käufer und Grundbefitz wie an jegliche Verfchönerung, fo dafs die Stadt
von Tag zu Tag fich wunderbar ausbreitet und ihre Erfcheinung bereichert. Und
obwohl zumeift der gemeine Mann und etliche kluge Leute am alten Gebrauche
eines fparfamen Lebens fefthalten, fo findet man doch fonft hier grofsen Auf-
wand, vielleicht fogar mehr als fich geziemt. Männer und Frauen jeglichen
Alters halten viel auf eine Stellung und Vermögen zeigende Kleidung, immer
nach neuefter und prächtiger Fagon, aber nicht feiten viel koftbarer als Zucht
und Sitte erheifchen. Auch fieht man allezeit Hochzeitsfefte, Gaftmäler und
Tänze, überall hört man luftigen Sang und Klang, mit einem Wort an allen
Orten und Enden fieht man den Reichthum, die Macht, den Prunk und die
Herrlichkeit diefer Stadt.«*

So hatte fich Antwerpen hundert Jahre nachdem die St. Lucasgilde ge-
gründet worden, entwickelt, zu einer Stadt der Betriebfamkeit, des Luxus und
der Kunft, in welcher Alles blühte, was aus dem Reichthum entfpringt, aber
wo auch Alles getrieben wurde, was die erworbenen Schätze auf edle Weife
anwenden liefs. Wir wollen nun fehen, welchen Rang die Malerei in den erften
Zeiten, in welchen fie auftrat, unter den andern Künften einnimmt, und was fie
während des Emporkommens und der Blüthezeit von Antwerpens Handel leiftete.

* Guicciardini. Descrittione di tutti i paesi bassi. Änversa 1588 p, 157.
 
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