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Rooses, Max
Geschichte der Malerschule Antwerpens: von Q. Massijs bis zu den letzten Ausläufern der Schule P. P. Rubens — München, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.20661#0058
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IV. Die ältesten Antwerpen’fchen Maler. Quinten Massijs.

war ein Sohn des JAN STEVENS, der gleichfalls das Malerhandwerk ausübte.
Andries de Cuypere wird nach den damaligen aus dem Lateinifchen (pingere)
entlehnten Sprachgebrauche in den Stadtrechnungen „pingerer“ oder „pingeer-
der“ genannt. 1398 bezahlte die Stadt an ihn 21 Schilling vlämifche Grofchen
für des Zufammenftellen und Malen der „Ornamente“ zu den Umgängen oder
Prozeffionen, welche jährlich zweimal an den Jahrmarkttagen des Sinxenmarktes
und des Bamismarktes die Strafsen durchzogen. Diefe fogenannten Ornamente
beftanden aus den Wagen und aus den Kleidern jener Perfonen, die auf oder
um jene Wagen die eine oder andere Gruppe darftellten. Der Maler mufste
die Verzierungen zeichnen, den Zug anordnen und dafür forgen, dafs Alles
wieder gut zurückkam und auf bewahrt wurde. Die Gruppen, die bei diefer
Gelegenheit (als lebende Bilder) dargeftellt wurden, waren zumeift der hl. Schrift
entlehnt, fünf aus dem Alten Teftament: Mofes und Abraham, die zwölf Pro-
pheten, der Traum Jakobs, David und Bethfabe, Mofes auf dem Berge Tabor;
zehn aus dem Neuen Teftament: die zwölf Apoftel und der hl. Chriftophorus,
die Jungfrauen und der hl. Michael, der Kaifer Auguftus, die heiligen Ritter,
die Befchneidung, der Stall von Betlehem, die hl. drei Könige und ihr Gefolge,
das hl. Grab und die drei Marien, die Vermehrung der Brode, das jüngfte
Gericht; dazu kamen noch: die Herzoge von Brabant und St. Georg mit dem
Drachen. In demfelben Jahre 1398 wurde eine Unfer Lieben Frauen-Prozeffion
veranftaltet, für welche Andries de Cuypere auf Koften der Schöffen das Bild
der hl. Jungfrau und die Wappen von Burgund und von Antwerpen auf zwei
Standarten von Sammt malte.

Im Jahre 1404 wurde er mit MlCHIEL LODEWYCKX beauftragt die Wappen
der Handbogengilde auf verfilbertes Pergament zu malen, beftimmt auf die
Kapuzen der 326 Gildenmitglieder geheftet zu werden, welche zu einem Preis-
fchiefsen nach Mecheln zogen. Er malte auch die Banner mit den Wappen
von Antwerpen, die auf den mit grobem Gefchiitz verfehenen Schiffen ange-
bracht wurden, welche damals die Stadt nach Brügge fandte um zwei von da
nach Antwerpen kommende Schiffe gegen die Ueberfälle der Middelburger zu
decken. Andries de Cuypere mufs 1431 geftorben fein, denn die Executoren
feines letzten Willens verkauften das Jahr darauf ein Haus, das an jenes ftiefs,
welches' er am »Zand« bewohnt und befeffen habe. Anderer Hausbefitz auf
dem Oude Koornmarkt und in St. Jacobsftraat zeugt von feiner Wohlhabenheit.

Der zweite Name, den wir in der Meifterlifle der St. Lucas-Gilde unter
1453 finden, ift der von LuCAS CODDE, CODDEN oder CODDEMAN.* Aufser
der Erwähnung von durch ihn hergeftellten Cartons für Glasgemälde der St.
Katharinenkirche zu Breda finden wir die Notiz von dem Porträt des Iderzogs
von Burgund, Philipp des Guten, das er gemalt und worunter er die Infchrift
fetzte »oud (alt) 42 jaren«. Wenn auf den Herzog bezogen, deutet diefe Alters-
zahl auf das Jahr 1438 als Entftehungszeit des Bildes. Ihn felbft finden wir be-
reits 1426 als Maler erwähnt und wiffen, dafs er 1469 ftarb, er mag alfo um
1400 geboren fein. Die Coddemans waren eine ganze Familie von Künftlern.
An derfelben Orgel von Unfer Lieben Frau, an welcher Lucas 1450 den
Kaften verzierte, arbeitete fein Bruder Jan das Schnitzwerk der Vororgel, auch
ein dritter Bruder, Willem, war Bildhauer, und fein Schwager WiLLEM
Coeman war Maler. Was wir fpäter wiederholt fehen füllen, finden wir fchon
in diefen frtiheften Zeiten, nemlich, dafs die Kunft in einigen Häufern erblich
war und die Künftler fleh häufig verfchwägerten.

Die Namen der erften Dekane der Antwerpen’fehen St. Lueasgilde (14£;4)

* Ebenda unter den Namen Gackle.
 
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