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XV. Die älteften Antwerpenfchen Maler. Quinten Massijs.

mächtigten der Stadt Antwerpen anderfeits eine Uebereinkunft getroffen, wonach
den Brüffelern verftattet ward, in diefem Pand ihre Malereien feil zu bieten.
Fünf Jahre fpäter wurde verboten, auf den Jahrmärkten Altartafeln, Gemälde,
Schnitzbilder, Tabernackel, Lefepulte u. dgl. von Holz oder Stein anders als
durch die Maler von Brüffel oder Antwerpen in Unser Lieben Frauen-Bänken
feil zu halten. Die Altartafeln waren jene' Holzfchnitzreliefs, welche vor der
gröfseren Ausbreitung der Malerkunft an der Stelle der nachmaligen Gemälde
auf den Altären angebracht waren. Das Bemalen (Faffen) diefer Schnitzwerke
war, wie wir fahen, eine der hervorragendften Befchäftigungen unferer erften
Maler. Wir finden indefs hier zum erftenmal auch eigentliche Gemälde erwähnt,
obwohl es aufser Zweifel fleht, dafs folche bereits feit fünfzig Jahren in Ant-
werpen bekannt waren und wohl auch gemacht worden find. Jan von Eyck
war 1440 geftorben und man kann nicht annehmen, dafs fich vor seinem Tode
noch Niemand zu Antwerpen auf das Malen, fo wie es der Brügge’ fche Meifter
verftand, verlegt haben follte. Allein wir mtifsen uns mit der innern Ueber-
zeugung begnügen: äufsere Beweife, Kunftfchöpfungen von Antwerpen’fchen
Malern aus jenen Tagen, find uns unbekannt geblieben.

Das XV. Jahrhundert follte jedoch nicht endigen, ohne dafs fich die
Nebel, die über unferer älteften Malerfchule hingen, gründlich und für immer
verzogen. Es erhob fich am Horizont eine Kunftfonne, deren Gluth nicht mehr
erlöfchen und deren Glanz Antwerpens Stolz bleiben follte.

Diefs gefchah mit QUINTEN MaSSIJS, dem älteften und einem der gröfsten
der Maler Antwerpens, von welchen uns Werke bekannt find* Da tritt uns
zuvörderft die Frage entgegen, ob Q. Maffijs wirklich ein Antwerpener fei, und
wir dürften diefelbe unmöglich unbeantwortet laffen, weil es von ihrer Löfung
abhängt, ob der grofse Meifter mit vollem Rechte feine Stelle in diefer Ge-
fchichte einnimmt oder nicht; und weil einige namhafte Autoren bis in die letzten
Jahre herab hartnäckig die Behauptung aufrecht gehalten haben, dafs Quinten
Maffijs zu Löwen geboren fei.

Van Even, der Verfechter der letztem Meinung, nimmt den Meifter in
feine 1870 erfchienenen Gefchichte der Löwen’fchen Maler auf und räumt ihm
einen umfänglichen Platz ein. Michiels, der Verfaffer einer ausführlichen fran-
zöfifch gefchriebenen Gefchichte der vlämifchen Malerfchule, hält die Frage
wegen Maffijs’ Geburtsort fo ausgemacht zu Gunften Löwen’s, dafs er fie 1867
felbft nicht mehr zu befprechen für werth erachtete. Wahr ift, dafs felbft der
Katalog des Antwerpener Mufeums von 1863 dem Herrn van Even vollkommen
beipflichtete, und die Angelegenheit als für Löwen entfchieden annahm.

Da erfchien jedoch 1870 das merkwürdige Buch des Archivars Genard
von Antwerpen, welches mit einer Fluth von Beweisftiicken und unwiderleg-
lichen Folgerungen das ganze Kartenhaus der Löwen’fchen Gefchichtfchreiber
umblies. Um nun felbft als Richter in diefer Streitfrage zwifchen den zwei
Forfchern auftreten zu können, müfsen wir forgfältig von den gewichtigften ihrer

* Quellen: Van Even, L’ancienne ecole de peinture de Louvain. Bruxelles. 1S70. —
P. Genard, Quinten Massijs, Vlaamsche School 1855 und 1856; Nasporingen over de
geboorteplaats en de familie van Quinten Massijs. Antw. 1870. — Alex, van Fornen-
bergh , den Antvverpfchen Proteus. Antw. 1658. — Catalogue du Musee d’Anvers,

III. Ed. 1874. Ph. Rombouts en Th. van Lerius, Liggeren der St. Lucasgilde van
Antwerpen.

Um unnütze Wiederholungen zu vermeiden , fei ein für allemal gefagt, dafs die zwei
Werke, der Catalog des Antwerpener Mufeums der Ausgabe 1874 und die gedruckten
Liggeren der St. Lucas-Gilde als Hauptquellen der Gefchichte der Malerfchule Antwerpens
für alle Künftler, deren Namen darin Vorkommen und die von uns befprochen worden find,
zu Rathe gezogen- wurden.
 
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