Joris und Jäcobus Hoefnagel. Bartholomeus Spranger. Bernaard de Rijckere.
107
Dicnfte des Kaifers Maximilian II. von Deutfchland und fpäter in die feines
Nachfolgers Rudolph II. des kunftfinnigen in Prag hofhaltenden Kaifers. In
diefer Stadt wohnte er lange Zeit und ftarb dort in vorgerücktem Alter. Das
Mufeum in Brüffel (Nr. 446) befitzt eines feiner Werke: »Sufanna von Daniel
gerechtfertigt« , ein Stück voll Lebendigkeit und Bewegung. Das Fleifch ift
etwas fleckig, die Perfpective mangelhaft, Farbe und Licht etwas taub; aber die
Geberden find natürlich und vornehm und die Perfonen haben viel Wahrheit
im Ausdruck.
Begegnen wir in diefer Zeit verfchiedenen Malern, die ihre Geburtsftadt
mit der Fremde vertaufchten, fo finden wir eine noch gröfsere Zahl von folchen,
die ihre Heimat verliefsen, um fleh in Antwerpen niederzulaffen.
Von Courtray kam BERNAARD DE RIJCKERE, und wurde 1561 als Mit-
glied der Antwerpen'feilen St. Lucasgilde aufgenommen. Er hatte fich am
9. October 1563 mit Maria Boots vermählt, die ihm fechs Kinder fchenkte,
und ftarb am 1. Januar 1590 in feinem Haufe »zum fchwarzen Ritter« in der
Judenftrafse.* 1617 bewohnte noch einer feiner Söhne, der gleichfalls Maler
war, das väterliche Haus.** Schon vor 1561 hatte er für den Altar der
Kreuzbruderfchaft in der St. Martinskirche zu Courtray eine Kreuztragung«
gemalt, von welcher van Mander mit Lob fpricht.
Am 25. September 1585 hatte de Rijckere mit den Kirchenvorftänden
derfelben Kirche eine Uebereinkunft, in welcher er fich verpflichtete, binnen
zwei Jahren und gegen die Summe von 200 Pfund Grofchen ein Triptychon
zu malen, welches im Mittelbilde die Sendung des hl. Geiftes-, rechts die
Erfchaffung Adams«, links die »Erfcheinung des hl. Geiftes bei der Taufe
Chrifti« darftellen follte. Diefs Werk prangt noch heute in der genannten
Kirche und wird fowohl wegen der Schönheit der Compofition als wegen der
Kraft feiner Farbe gerühmt.*** Im Nachlaffe de Rijckere’s befanden fich aufser
einer Sammlung von Werken älterer Mcifter nicht weniger als 114 Werke von
feiner eigenen Hand, und zwar 51 Hiftorienbilder, ebenfoviel Porträts und 12
Landfchaften, unter den erfteren eine Madonna und ein untermaltes Marien-
bild nach Quinten Maffijs. Was aus all diefen Bildern geworden, ift unbekannt.
Der Prinz von Oranien und der Kunftliebhaber de Cachiopin befafsen zahlreiche
Stücke von feiner Hand.
Sonft find von erhaltenen Werken von ihm nur die zwei Porträts im
Mufeum von Antwerpen (Nr. 65 und 68) und das Bildnifspaar in der St. Jakobs-
Kirche dafelbft bekannt. Die letzteren flehen Jan Baptift Doncker und Mag-
dalena Hockaert dar, beide mit gefalteten Händen vor einem Betfchemmel
betend, auf welchem ein Andachtsbuch aufgefchlagen liegt. Die Geftalt der Frau
ift unbedeutend, ihr Geficht fchief gezogen, ihr Fleifch wie Kleid trocken in
der Farbe. Dagegen ift der Mann meifterhaft und verräth eine vollkommene
Umwandlung des Künftlers. Die Hände find warm und zart, das fchwarze Ge-
wand ift gefchmeidig, der grauhaarige Kopf mit kurzem Barte befitzt einen
treffenden Ausdruck von Selbftbewufstfein und Gefundheit, und dazu ift das
Ganze fo fein und zart gefärbt, fo warm im Licht, fo weich in der Modellirung,
fo fähig zu fprechen und fich zu bewegen, dafs es im erften Augenblick an
ein Werk von Rubens oder van Dyck denken läfst. Doch hat das Stück nicht
* R. Genard, Bern, de Rijckere (Revue artistique I. annee).
** Boek gehouden door J. Moretus, deken der St. Lucasgilde. p. 15.
*** F. de Potter, Gefchiedenis der ftad Kortrijk III. 95. Gent 1876. — A. Michiels, Histoire
de la peinture flamande VI. 276. In dem letzteren Buche wird das Werk mifsverftändlich
Frans Pourbus dem Aelteren zugefchrieben.
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Dicnfte des Kaifers Maximilian II. von Deutfchland und fpäter in die feines
Nachfolgers Rudolph II. des kunftfinnigen in Prag hofhaltenden Kaifers. In
diefer Stadt wohnte er lange Zeit und ftarb dort in vorgerücktem Alter. Das
Mufeum in Brüffel (Nr. 446) befitzt eines feiner Werke: »Sufanna von Daniel
gerechtfertigt« , ein Stück voll Lebendigkeit und Bewegung. Das Fleifch ift
etwas fleckig, die Perfpective mangelhaft, Farbe und Licht etwas taub; aber die
Geberden find natürlich und vornehm und die Perfonen haben viel Wahrheit
im Ausdruck.
Begegnen wir in diefer Zeit verfchiedenen Malern, die ihre Geburtsftadt
mit der Fremde vertaufchten, fo finden wir eine noch gröfsere Zahl von folchen,
die ihre Heimat verliefsen, um fleh in Antwerpen niederzulaffen.
Von Courtray kam BERNAARD DE RIJCKERE, und wurde 1561 als Mit-
glied der Antwerpen'feilen St. Lucasgilde aufgenommen. Er hatte fich am
9. October 1563 mit Maria Boots vermählt, die ihm fechs Kinder fchenkte,
und ftarb am 1. Januar 1590 in feinem Haufe »zum fchwarzen Ritter« in der
Judenftrafse.* 1617 bewohnte noch einer feiner Söhne, der gleichfalls Maler
war, das väterliche Haus.** Schon vor 1561 hatte er für den Altar der
Kreuzbruderfchaft in der St. Martinskirche zu Courtray eine Kreuztragung«
gemalt, von welcher van Mander mit Lob fpricht.
Am 25. September 1585 hatte de Rijckere mit den Kirchenvorftänden
derfelben Kirche eine Uebereinkunft, in welcher er fich verpflichtete, binnen
zwei Jahren und gegen die Summe von 200 Pfund Grofchen ein Triptychon
zu malen, welches im Mittelbilde die Sendung des hl. Geiftes-, rechts die
Erfchaffung Adams«, links die »Erfcheinung des hl. Geiftes bei der Taufe
Chrifti« darftellen follte. Diefs Werk prangt noch heute in der genannten
Kirche und wird fowohl wegen der Schönheit der Compofition als wegen der
Kraft feiner Farbe gerühmt.*** Im Nachlaffe de Rijckere’s befanden fich aufser
einer Sammlung von Werken älterer Mcifter nicht weniger als 114 Werke von
feiner eigenen Hand, und zwar 51 Hiftorienbilder, ebenfoviel Porträts und 12
Landfchaften, unter den erfteren eine Madonna und ein untermaltes Marien-
bild nach Quinten Maffijs. Was aus all diefen Bildern geworden, ift unbekannt.
Der Prinz von Oranien und der Kunftliebhaber de Cachiopin befafsen zahlreiche
Stücke von feiner Hand.
Sonft find von erhaltenen Werken von ihm nur die zwei Porträts im
Mufeum von Antwerpen (Nr. 65 und 68) und das Bildnifspaar in der St. Jakobs-
Kirche dafelbft bekannt. Die letzteren flehen Jan Baptift Doncker und Mag-
dalena Hockaert dar, beide mit gefalteten Händen vor einem Betfchemmel
betend, auf welchem ein Andachtsbuch aufgefchlagen liegt. Die Geftalt der Frau
ift unbedeutend, ihr Geficht fchief gezogen, ihr Fleifch wie Kleid trocken in
der Farbe. Dagegen ift der Mann meifterhaft und verräth eine vollkommene
Umwandlung des Künftlers. Die Hände find warm und zart, das fchwarze Ge-
wand ift gefchmeidig, der grauhaarige Kopf mit kurzem Barte befitzt einen
treffenden Ausdruck von Selbftbewufstfein und Gefundheit, und dazu ift das
Ganze fo fein und zart gefärbt, fo warm im Licht, fo weich in der Modellirung,
fo fähig zu fprechen und fich zu bewegen, dafs es im erften Augenblick an
ein Werk von Rubens oder van Dyck denken läfst. Doch hat das Stück nicht
* R. Genard, Bern, de Rijckere (Revue artistique I. annee).
** Boek gehouden door J. Moretus, deken der St. Lucasgilde. p. 15.
*** F. de Potter, Gefchiedenis der ftad Kortrijk III. 95. Gent 1876. — A. Michiels, Histoire
de la peinture flamande VI. 276. In dem letzteren Buche wird das Werk mifsverftändlich
Frans Pourbus dem Aelteren zugefchrieben.