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Rooses, Max
Geschichte der Malerschule Antwerpens: von Q. Massijs bis zu den letzten Ausläufern der Schule P. P. Rubens — München, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.20661#0164
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VII. Die älteften Landfchaftsmaler.

van Tulden, van Baien, ftaffirten feine Werke mit Figuren. Und doch ift er
fo viel wie unbekannt geblieben. Seine Werke werden mit denen feines Vaters ver-
wechfelt, was kein Wunder, denn wenn man fie nebeneinander fieht, findet
man keinen Unterfchied zwifchen beiden. Würden nicht unter den zahlreichen
Stücken, welche das Mufeum von Dresden von Vloeren Brueghel befitzt, einige
Vorkommen (Nr. 739, 740, 741), welche zwar feinen Namen aber dazu eine
Jahrzahl tragen, die nach feinem Tod fällt, fo würden alle Werke des Sohnes
dem Vater zugefchrieben werden. Die drei bezeichneten und ficher von dem
jüngeren Jan Brueghel gefertigten Stücke find doch als folche fchwer von
jenen feines Vaters, welche- daneben hängen, zu unterfcheiden. In der Gallerie
zu Schleifsheim befinden fich gleichfalls einige Stückchen mit der Bezeichnung
Jan Brueghel 1625. Da nun der Vater am 13. Januar diefes Jahres ftarb,
miiffen auch diefe Werke dem Sohne zugefchrieben werden. Das einzige, was
den Jüngern unter Jan Brueghel den Aelteren ftellt, ift etwas Wolligeres in der
Malweife und etwas Blafferes im Ton. Herr van de Wiel in Antwerpen befitzt
einen Blumenkranz um eine hl. Familie mit der Bezeichnung J. Brueghel 1636.
Die Blumen find in der Art des älteren Jan, ebenfo farbig aber minder
dicht gemalt.

In derfelben Art, wie die beiden Jan Brueghel, arbeitete noch Abraham
GOVAERTS, der 1607 als Meifter aufgenommen ward, und 1626/27 ftarb. Die
einzigen Stücke von ihm, die in öffentliche Sammlungen gelangt find, befinden
fich in den Mufeen zu Braunfchweig (Nr. 656) und zu Bordeaux (Nr. 189).
Das erftere ift mit feinem Namen und der Jahrzahl 1624 fignirt und zeich-
net fich durch diefelbe gefchickte und glänzende Ausführung aus, wie fie die
Werke feines grofsen Vorgängers zeigen. Das Stück in Bordeaux fleht näher an
Brils Art. Unzweifelhaft wird auch von diefem Meifter manches Stück älteren
Landfchaftsmalern zugefchrieben.

Mit diefen Künftlern endigt die erfte Schule unferer Landfchaftsmalerei,
die der Brueghel und Bril, eines de Momper, Savery, Valkenburg u. f. w. Sie waren
alle, die einen weniger, die andern mehr, Aufputzer der Natur, die fie erft be-
kleiden zu müfsen glaubten, um fie fafhionable zu machen. Daher kömmt das
Puppenhafte, fauber Angeordnete, kleinlich Aufgefafste von Allem, was fie zu
fehen gaben. Davon das Grelle ihres Grün, das Blaue ihrer Fernfichten, das
Auf häufen von Ruinen, Felfen und Wafferfällen, die Verbindung von künftlich
geberdeten Figiirchen oder gekiinftelt angeordneten Gegenftänden mit Bäumen und
Gründen, die felbft Erzeugniffe halb der Kunft und halb der Natur find.

Die Schule des Rubens, die der gefclrraubten Richtung der Romaniften
ein Ende machte, füllte auch die gekiinftelte Landfchaftsmalerei überwinden.
Nach Rubens werden wir zwar noch Spuren der Brueghel’fehen Tradition bei
einigen niederländifchen Malern wiederfinden, allein das find feltene Ausnahmen.
Uebrigens eilten wir fchon jetzt mit der fpeziellen Behandlung der Landfchafts-
malerei den Jahren nach dem Gefammtentwicklungsgang etwas voraus, und es
ift Zeit auf diefen zurückzulenken und zu fehen, welche Modificationen unfere
Schule nach dem Auftreten der älteften Italianiften und dem Auftreten von
Rubens’ Lehrmeiftern durchzumachen hatte.
 
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