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Rooses, Max
Geschichte der Malerschule Antwerpens: von Q. Massijs bis zu den letzten Ausläufern der Schule P. P. Rubens — München, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.20661#0190
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Peter Paul Rubens,

mpfanden wir es fchon bisher immer, dafs unfere Grenze
zu eng, das gefchriebene Wort zu arm war um unfern
Gegenftand nach Verdienft zu behandeln, fo fühlten wir es
nie fo tief als jetzt, Angefichts der Aufgabe, das zufammen-
zufaffen was wir von Rubens Leben und Thaten wiffen
und was wir über feine Werke denken. Es ftehen uns nur
wenige Blätter zu Gebote und es würden Bände nöthig fein,
um diefen gröfsten Meifter der niederländifchen Schule, den
riefenhaften Genius, der nicht blos in feiner Heimat, fondern durch die ganze
Welt als eines der meift begnadeten Menfchenkinder gefeiert wird, nach Gebühr
zu vergegenwärtigen. Wer vermöchte indefs überhaupt mit Worten, mit kaltem
farblofen Klang die Vorftellung von feinen Gemälden in all ihrer Gluth und
Farbe zum Bewufstfein des Lefers zu bringen! Opfern wir daher keine weitere
Zeit mit Zagen und mit Klagen und treten wir vielmehr dreift an unteren
Gegenftand.

Wo ift Rubens geboren? Ueber diefe fchwierige Frage wurde bereits
ein Dutzend Schriften verfafst, um fie zu klären und zu erörtern.* Jede derfelben
mochte mit der Phrafe beginnen: fo wie heben hellenifche Städte um den Ruhm
ltritten, Homer ein Kind ihrer Heimat nennen zu dürfen, fo erheben auch vier
Städte den Anfpruch auf Rubens’ Geburt innerhalb ihrer Mauern; und jede
Unterfuchung endigt mit einer verfchiedenen Schlufsentfcheidung. Nach der
einen ift es Antwerpen, wo Rubens das Licht der Welt erblickte, nach der
anderen Siegen, nach einer dritten Cöln, nach einer vierten Curingen, ein Ort
bei Haffelt.

Kürzehalber verhalten wir uns nicht bei den Anwartschaften der zwei
letztgenannten, die doch auf allzufchwachen Gründen beruhen und befprechen
nur die Beweife, welche die zwei übrigen Städte, Antwerpen und Siegen,
geltend machen.

Die Frage über Rubens’ Geburtsort kann nicht in Erwägung gezogen
werden, ohne einen Blick auf die Gefchichte feiner Eltern zu werfen.

* Die hervorragendfte und erfchöpfendfte ift die von R. Genard , Aanteekeningen over
P. P. Rubens en zijne bloedverwanten. Antwerpen. 1877.
 
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