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XI. Die Hiftorienmaler aus Rubens* Zeit.
prächtig in der Farbe, und eben fo reich und .prachtvoll ift das warme Licht,
das auf dem Nackten, in der Luft und auf dem Grunde fpielt. Diefes Meifter-
werk, welches mit dem Aalfter Gemälde genügen würde, um de Crayers Namen
zu verewigen, wurde 1642 für die Gilde zu den „Vier Gekrönten“ zu Brüffel
gemalt und auf dem Hochaltar der St. Catharinakirche aufgeftellt.
Wie viele andere könnten wir noch aufzählen, die einer genauen Be-
trachtung ebenfo würdig wären! Die »Anbetung der Hirten« im Mufeum zu
Brüffel (Nr. 413) mit der zarten eleganten Behandlung und der warmgerötheten
Färbung; den »das Scapulier empfangenden Simon Stock« im Genter Mufeum
(Nr. 22) mit der fchönen gefunden Maria und der verzückten ausdrucksvollen
Mönchsgeftalt, oder das Bild mit derfelben etwas modificirten Darftellung im
Mufeum zu Valenciennes (Nr. 68) mit der gefälligen jungfräulichen Mutter, dem
empfindungsvollen Pater und den glänzenden Draperien ; die »Krönung der hl.
Rofalia« im Gent’fchen Mufeum (Nr. 14), hell gemalt und leicht componirt;
»Mariä Himmelfahrt« am Hochaltar der Kirche zu Dendermonde mit feinen reich-
gefärbten und breitdrapirten Figuren, welche an Rubens denken laffen; die »An-
betung der Hirten zu Caffel« (Nr. 230), fo glänzend in Farbe und Licht und fo
voll von Bewegung, dafs eher Jordaens’ Namen als jener Crayer’s fich dem Be-
fchauer aufdrängt; der »Chriftus in Emaus« im Mufeum zu Berlin (Nr. 868),
die »hl. Therefia« im Belvedere zu Wien, »Maria mit Heiligen« in München
(Nr. 314), »der hl. Auguftinus« im Louvre (102), die zwei Altarbilder in der
Auguftinerkirche zu Gent, diefe alle find Werke, welche von einer reichen
Kiinftlergabe Zeugnifs geben, und, wenn fie allein ftänden, Crayers Namen
füglich mit mehr Hochachtung nennen liefsen, als diefs der Fall ift, während
uns fo viele Werke von geringerem Werthe das Talent des Meifters im un-
günftigeren Lichte darftellen. De Crayer’s grofses Verdienlt liegt aber, wie
wir fahen, nicht fo fehr in feiner Originalität als in dem Talente, mit welchem
er fich neben den gröfsten Meiftern feines Jahrhunderts, mit deren Werken die
feinigen innig verwandt find, zu behaupten wufste.
Von fremdem Einflufse freier blieb TriEODOOR Rombouts.* Zu Ant-
werpen geboren und dafelblt in der Hauptkirche am 2. Juli 1597 getauft,
fcheint er feine Kunft zuerft bei Abraham Janffens, Rubens’ grofsem Vorläufer
gelernt zu haben. 1617 ging er nach Italien, von wo er erft 1625 zurück-
kehrte um fofort als Freimeifter in die St. Lucasgilde einzutreten. Im September
1627 heiratete er Anna van Thielen, ein Fräulein aus einem edlen Mecheler
Haufe, aus welcher Ehe nur eine Tochter entfprofstc. Rombouts wohnte in
der Pfarrei von U. L. Frau, doch wurde er, als er am 14. September 1637
ftarb, in der Kirche der U. L. Frauenbrüder neben feinem Vater begraben.
Seine Künftlcrlauf bahn war, da er nur ein Alter von 40 Jahren erreichen
follte, von kurzer Dauer; doch fertigte er in diefer Zeit eine grofse Zahl von
verdienftlichcn und originalen Werken. Rombouts ift unferes Ermeffens der
Meifter Antwerpens, gegen welchen die Nachwelt am ungerechteften gewefen,
und der von dem Ruhm, auf welchen er Anfpruch machen durfte, nur den
geringften Theil erlangte.
Was feinem Lehrer Abraham Janffens begegnete, das traf auch ihn:
die Büchermacher nemlich erfanden um etwas Pickantes in feine einfache
Biographie zu bringen das Anecdötchen, dafs er fich mit Rubens habe meffen
wollen, und dafs der Verdrufs, fich von diefem übertroffen zu fehen, ihn be-
ftändig zu böswilligen Ausfällen gegen das ruhmvolle Haupt der Ant-
werpen’fehen Schule verleitete. Ift es nun auch bis zu einem gewiffen Punkte,
* Catalogue du Musee d’ Anvers.
XI. Die Hiftorienmaler aus Rubens* Zeit.
prächtig in der Farbe, und eben fo reich und .prachtvoll ift das warme Licht,
das auf dem Nackten, in der Luft und auf dem Grunde fpielt. Diefes Meifter-
werk, welches mit dem Aalfter Gemälde genügen würde, um de Crayers Namen
zu verewigen, wurde 1642 für die Gilde zu den „Vier Gekrönten“ zu Brüffel
gemalt und auf dem Hochaltar der St. Catharinakirche aufgeftellt.
Wie viele andere könnten wir noch aufzählen, die einer genauen Be-
trachtung ebenfo würdig wären! Die »Anbetung der Hirten« im Mufeum zu
Brüffel (Nr. 413) mit der zarten eleganten Behandlung und der warmgerötheten
Färbung; den »das Scapulier empfangenden Simon Stock« im Genter Mufeum
(Nr. 22) mit der fchönen gefunden Maria und der verzückten ausdrucksvollen
Mönchsgeftalt, oder das Bild mit derfelben etwas modificirten Darftellung im
Mufeum zu Valenciennes (Nr. 68) mit der gefälligen jungfräulichen Mutter, dem
empfindungsvollen Pater und den glänzenden Draperien ; die »Krönung der hl.
Rofalia« im Gent’fchen Mufeum (Nr. 14), hell gemalt und leicht componirt;
»Mariä Himmelfahrt« am Hochaltar der Kirche zu Dendermonde mit feinen reich-
gefärbten und breitdrapirten Figuren, welche an Rubens denken laffen; die »An-
betung der Hirten zu Caffel« (Nr. 230), fo glänzend in Farbe und Licht und fo
voll von Bewegung, dafs eher Jordaens’ Namen als jener Crayer’s fich dem Be-
fchauer aufdrängt; der »Chriftus in Emaus« im Mufeum zu Berlin (Nr. 868),
die »hl. Therefia« im Belvedere zu Wien, »Maria mit Heiligen« in München
(Nr. 314), »der hl. Auguftinus« im Louvre (102), die zwei Altarbilder in der
Auguftinerkirche zu Gent, diefe alle find Werke, welche von einer reichen
Kiinftlergabe Zeugnifs geben, und, wenn fie allein ftänden, Crayers Namen
füglich mit mehr Hochachtung nennen liefsen, als diefs der Fall ift, während
uns fo viele Werke von geringerem Werthe das Talent des Meifters im un-
günftigeren Lichte darftellen. De Crayer’s grofses Verdienlt liegt aber, wie
wir fahen, nicht fo fehr in feiner Originalität als in dem Talente, mit welchem
er fich neben den gröfsten Meiftern feines Jahrhunderts, mit deren Werken die
feinigen innig verwandt find, zu behaupten wufste.
Von fremdem Einflufse freier blieb TriEODOOR Rombouts.* Zu Ant-
werpen geboren und dafelblt in der Hauptkirche am 2. Juli 1597 getauft,
fcheint er feine Kunft zuerft bei Abraham Janffens, Rubens’ grofsem Vorläufer
gelernt zu haben. 1617 ging er nach Italien, von wo er erft 1625 zurück-
kehrte um fofort als Freimeifter in die St. Lucasgilde einzutreten. Im September
1627 heiratete er Anna van Thielen, ein Fräulein aus einem edlen Mecheler
Haufe, aus welcher Ehe nur eine Tochter entfprofstc. Rombouts wohnte in
der Pfarrei von U. L. Frau, doch wurde er, als er am 14. September 1637
ftarb, in der Kirche der U. L. Frauenbrüder neben feinem Vater begraben.
Seine Künftlcrlauf bahn war, da er nur ein Alter von 40 Jahren erreichen
follte, von kurzer Dauer; doch fertigte er in diefer Zeit eine grofse Zahl von
verdienftlichcn und originalen Werken. Rombouts ift unferes Ermeffens der
Meifter Antwerpens, gegen welchen die Nachwelt am ungerechteften gewefen,
und der von dem Ruhm, auf welchen er Anfpruch machen durfte, nur den
geringften Theil erlangte.
Was feinem Lehrer Abraham Janffens begegnete, das traf auch ihn:
die Büchermacher nemlich erfanden um etwas Pickantes in feine einfache
Biographie zu bringen das Anecdötchen, dafs er fich mit Rubens habe meffen
wollen, und dafs der Verdrufs, fich von diefem übertroffen zu fehen, ihn be-
ftändig zu böswilligen Ausfällen gegen das ruhmvolle Haupt der Ant-
werpen’fehen Schule verleitete. Ift es nun auch bis zu einem gewiffen Punkte,
* Catalogue du Musee d’ Anvers.