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Rooses, Max
Geschichte der Malerschule Antwerpens: von Q. Massijs bis zu den letzten Ausläufern der Schule P. P. Rubens — München, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.20661#0489
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M. Verftappen. P. Cafteels III. J. F. Ziesel. P. Faes. J. F. Eliaerft.

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der Antwerpener Schule, die erfte, die wieder Gefühl und, was noch mehr ift,
eigenes Gefühl und Originalität erkennen läfst, die wieder etwas Natur in die
Ivunft brachte, jenen Beftandtheil, der immer das Hauptziel der vlämifchen
Schule gewefen und im 18. Jahrhundert fo blindlings daraus verbannt war.

Zu diefem Jahrhundert dürfen wir noch den MARTIN ÖS VERSTAPPEN
rechnen, der am 7. Auguft 1773 zu Antwerpen geboren wurde, fich frühzeitig
nach Italien begab und dort bis an feinen Tod 1840 blieb. In Antwerpen
hatte er den PETRUS JOANNES VAN ReGEMORTER (1755 —1830), welcher
häusliche Scenen und Landfchaften malte, als Lehrer. In Rom traf er noch
mit feinem Landsmann, dem Antwerpener SlMON DENIS (1755 —1813),
zufammen, der als Schüler des Antoniffen in Italien Landfchaften in der Art
des Claude Lorrain malte. Bei diesem fand Verftappen Unterfliitzung und Auf-
munterung und so erwarb er fich frühzeitig in Rom einen grofsen Namen. Wie
Denis folgte auch er den Spuren des grofsen franzöfifch-italienifchen Malers.
Frau Baronin Diert in Antwerpen befitzt drei Verftappen’fche Anfichten aus
Italien: Stücke, welche decorativ im Styl und trocken im Tone find, und als
ob die Staffage der Landfchaften aus aufgeklebtem Papier beftiinde, während
fie fich lediglich durch ihre Anordnung dem Auge gefällig erweifen.

Um den Rahmen des 18. Jahrhunderts zu vervollftändigen, erübrigt noch
einige Stilllebenmaler aufzuzählen. Ihre Zahl ift klein, ihr Verdienft unter-
geordnet.

PEETER CaSTEELS , DER DRITTE, war der letzte in der langen Reihe
von Malern desfelben Familiennamens, von welchen im 16. und 17. Jahrhundert
nicht weniger denn fechzehn als Meifter in der St. Lucasgilde angeführt werden.
Der jiingfte Spröfsling diefes Künftlergefchlechts, welches ebenfo merkwürdig
durch feine Zahl als durch die Unbedeutendheit feiner Glieder war, mufs um
1693 geboren fein, da er 1712/13 als Meifter aufgenommen wurde, und noch
ein paar Bilder mit der Jahrzahl 1775 bezeichnete. Die letzteren (teilen den
»Grofsen Markt« und »de Meir« vor, und befinden fich das erftere auf dem
Stadthaufe, das zweite im Mufeum Plantin-Moretus zu Antwerpen; beide find
in braunem Tone gemalt, nicht fchlecht im Licht, und befitzen lebendig colorirte
aber wenig anfprechende Figürchen.

Am zahlreichften unter den Malern jener Verfallszeit find die Blumen-
maler. Alle kennzeichnen fich durch eine flockige ballige Malweife, die ftark
zum Blaffen und Eintönigen hinneigt, als ob alle Blumen und Früchte von
einem Baum gepflückt wären. Was fie vortheilhaft von einigen ihrer Vorgänger
unterfcheidet, ift die Helligkeit ihrer Farbe, die Genauigkeit und Deutlichkeit
ihrer Ausführung.

Mehr als einer der geringeren Blumenmaler der letzten Zeit des vorigen
Jahrhunderts hatte fich zu einer dufteren, undeutlichen Darftellung der Blumen
verleiten laffen, in dem Wahne, dadurch etwas ganz Effektvolles zu erzielen,
wenn man hie und da vom undurchdringbaren fchwarzen Grunde einen farbigen
Blumenball hervortreten liefs. Von diefen fehen wir ganz ab, und begnügen
uns mit der Aufzählung einiger befferer Künftler der erfteren Art. Dahin
gehören: JORIS FrEDERIK Ziesel, geboren 1756 zu Hoogftraten und von 1770
bis an feinen Todestag 26. Juni 1809 in Antwerpen wohnhaft, Peeter Faes,
geboren am 14. Juli 1750 zu Meir bei Hoogftraten, geftorben zu Antwerpen
am 22. Dezember 1814, Jan Frans Eliaerts, geboren zu Deurne bei Ant-
werpen am 1. Januar 1761 und nachdem er den gröfsten Theil feines Lebens
zu Paris verbracht zu Antwerpen geftorben am 17. Mai 1848, fämmtlich zu der
antwerpifchen Schule zu rechnen, weil fie in der Nähe der Scheldeftadt zur
 
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