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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Hrsg.]
Schriftlicher Nachlaß (Band 1): Autobiographische Schriften ; Briefwechsel ; Dichtungen ; Beischriften, Notizen und Gutachten ; Zeugnisse zum persönlichen Leben — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.29731#0161
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REISE NACH MECHELN UND BRÜSSEL

ij^o hab ich einmahl mit meinen herren von Nürnberg
gessen.

Jch hab gesehen zu Prüssel jm rathhauß jn der gül-
den kammer die 4 gemalten materien, die der groß
10 meister Rudier189 gemacht hat. Jch hab gesehen jns
königs hauß zu Prüssel hinden hinaus die brunnen,
labyrynth, thiergarten, das jch lustiger ding, mir
gefälliger, gleich einen paradyß, nie gesehen hab190.
Jtem Erasmus heist das männlein191, das mir beim
is herrn Jacob Bonisius mein supplication192 gestellet
hat. Jtem zu Prüssel ist ein fast köstlich rathauß,
groß und von schöner maßwerck gehauen, mit einem
herrlichen durchsichtigen thurn. Jch hab maister
Conrad zu Prüssel beym licht in der nacht conter-
30 fet, der meiner herren wirth ist gewesen. Auch hab
ich Doctor Lamparters sohn193 zu der selben zeit
mit dem kohln conterfet und die wirtnin.

Auch hab jch gesehen die dieng, die man dem könig
auß dem neuen gülden land194 hat gebracht: ein
35 gancz güldene sonnen, einer ganczen klaffter braith,
deßgleichen ein gancz silbern mond, auch also groß,
deßgleichen zwo kammern voll derselbigen rüstung,
desgleichen von allerley jhrer waffen, harnisch, ge-
schucz, wunderbahrlich wahr190, selczsamer klai-
40 düng, pettgewandt und allerley wunderbahrlicher
ding zu maniglichem brauch, das do viel schöner an
zu sehen ist dan Wunderding. Diese ding sind alle
köstlich gewesen, das man sie beschäczt vmb hun-
dert tausent gülden werth. Und ich hab aber all
4s mein lebtag nichts gesehen, das mein hercz also er-
freuet hat als diese ding. Dann ich hab darin ge-
sehen wunderliche künstliche ding und hab mich
verwundert der subtilen jngenia der menschen jn
frembden landen. Und der ding weiß ich nit auß-
50 zusprechen, die ich do gehabt hab. Jch hab sonst viel
schöner ding zu Prüssel gesehen, und sonderlich hab
ich do gesehen ein groß fischpein, als hett man das

18. rathü. 20. RüdigerB. 21. hindernd. 22. labyynt

A, laberinth B. 25. Bomisius A. 26. köstliches B. 27.
schönen B. 29f. abconterfect B. 30. mein herr A. 36.
mond] o aus a korrigiert A. 37. derselben A. 39. wahr]
von einer Hand des 19. Jhs. verändert in gar A; seltzsame B.
40. wunderbahrliche B. 41. menschlichem A; gebrauch B;
do] fehlt B. 41 f. schöner zu sehen A, auß Zusehen B. 42 f.
Wunderding bis gewesen fehlt B. 43. vmb] fehlt A. 45. nicht

B. 46. dorum B. 47. wunderbahrliche B. 50. deß B.
51. gesehen zu Brüßel B. 52. es A.

zusammen gemäuert von quater stücken; das war
einer klaffter lang und fast dick, wigt bey 15 cent-
ner und hat einen solchen furm, wie hie gemalt 5S
stehet:-196 und ist den fisch hinten am köpf ge-

standen. Jch bin auch in des von Nassau hauß197 ge-
west, das so köstlich gebaut und also schön geziert
ist. Wieder hab jch zwey mahl gessen mit meinen
herrn. 60

Jtem madonna Margaretha, die hat zu Prüssel nach
mir geschickt und mir zugesagt, sie woll meine für-
derin sein gegen könig Carl, und hat sich sonderlich
gancz tugentlich198 gegen mir erzeugt. Hab jhr mein
gestochnen Passion geschenckt, deßgleichen ein sol- 6s
chen jrm pfenning maister mit namen Jan Mar-
nix199, und hab jn auch mit dem kohln conterfet. Jch
hab zwey stüber für ein büffelringlein geben. Mehr
2 stüber geben, von Sanct Lucas tafel200 auf zu sper-
ren. Jtem als jch bin gewest in des von Nasau hauß, 70
do hab ich gesehen das gut gemähl in der capellen,
das meister Hugo201 gemacht hat. Und hab gesehen
die zween hübschen grosen sali und alle köstlichkeit
jn dem hauß allenthalben, auch das groß beth202,
do 50 menschen mügen jnnen liegen. Und ich hab 7?
auch den grossen stain gesehen, den das wetter
neben dem herrn von Nassau jn dem feld hat nieder
geschlagen203. Diß hauß leit204 hoch, darauß ist das
schönst aussehen, darob sich zu verwundern ist. Und
ich glaub nit, das in allen teutschen landen des glei- 80
chen sey.

Jtem maister Bernhart200 hat mich geladen, der
mahler, und hat ein solch köstlich mahl zugericht,
das ich nit glaub, das erzeugt sey mit 10 gülden.
Darzu haben sich von jn selbs geladen, mir gut ge- 85
seilschafften zu laisten: der frau Margareth schacz-
maister206, den ich conterfet hab, und des königs

54. langgefaszü. 54E centnern A. 5 5. ein form B. 56.
köpf] von der kollationierenden Hand über gestrichenem hoff A; an B.

57. von des jn Nassau B; Nasau hauß gestrichen, über Nasau
von der kollationierenden Hand (von Murr?) Nassau; am linken
Rande von einer Hand des 19. Jhs. haus A. 59. Weiter B; jj gessen
A; meinem A, meim B. 61. madonna] korrigiert aus madonnan
A. 62f. fürderin] beförderin A. 63. es hat B. 64. erzeigt
B; jch jhr B. 66f. Marnix] Maximi von der kollationierenden Hand
korrigiert in Marini A; Marni B. 68. püffelring A. 72. hat]
fehlt B. 73. zwej B; große B. 75. mögen B. 78. liegt
B; das] fehlt B. 81. B hat nach sey noch eine halbe Zeile Text
mehr: . . . von quater stein ... 8 5 f. mit gute gesellschaft B.

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