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schmalen Bande zusammengeschrumpften Hängeplatte ist schon früher aufmerksam gemacht worden. Der Karniess oder Rinnleisten hat
jedoch seine volle Bedeutung behalten und tritt allenthalben als krönendes Glied auf; sehr gross, fast das ganze Gesims einnehmend und
mit Canälen geziert, erscheint er an der Krönung der Pfeiler oder Mauerenden der Vorhalle, welche den freien Architrav der Säulen
aufnehmen, wie Blatt III. Fig. 15. im Detail zeigt. Da diese Mauerenden stärker sind, als der Architrav, den Säulen entsprechend, sein
kann, so sind Architrav und Fries heim Uebergange auf die Mauern verkröpft.

p]ine untere Ansicht der Modillons des Kranzes und einzelne Sculpturzierden der Zwischenfelder sind in Fig. 5. bis 8. dargestellt;
man bemerkt überhaupt in der ganzen Composition dieser Säulenstellung ein Streben nach Reichthum und eine Anwendung der freien
Sculptur, welche in den späteren Zeiten der Byzantinischen Schule immer seltener wird und last ganz verschwindet. Die Basis ist sehr
einlach; das Material der Säulen und des Gebälkes, überhaupt aller Steinmetzarbeiten mit Ausnahme der unteren Säulenschafte im Innern
der Kirche, besteht aus prokonnesischem Marmor.

Zwischen den Säulen der Vorhalle stehen zwei Thürgerüste (siehe Blatt II. Fig. L. und 5. und Blatt DL Fig. 16. und 17. im Detail),
deren Anschluss an die Säulen so angeordnet ist, dass möglichst wenig von dem Umrisse der Säulen verdeckt wird, wie aus dem Grund-
risse Fig. 17. hervorgeht; wahrscheinlich waren die übrigen Säulenzwischenräume mit Gittern verschlossen.

Die Thüre^nfassung nebst Verdachung Blatt DI. Fig. 14. gehört den von der Vorhalle in die Kirche führenden Thüren und den beiden
Ausgängen der Ostseite an: der Krönungskarniess der Verdachung ist mit drei Kreuzen geziert, welches Zeichen überhaupt vielfach
angebracht ist.

Auf dem freien Platze vor der Kirche liegt ein Capital. Blatt DI. Fig. 12. und 13. in zwei Ansichten dargestellt, dessen obere Platte
eine schmale und eine breite Seite hat, und dessen Form ohne Zweifel zur unmittelbaren Aufnahme von Bogen hergerichtet ist. Es ist
sehr wahrscheinlich, dass dieses Capital den Hallen des Atriums angehörte, denn die breite Seite der oberen 3 Fuss 6 Zoll messenden Platte
stimmt genau mit der Dicke der Mauer, welche, von der Vorhalle abgehend, die innere Wand des Atriums gebildet haben muss. An eben
dieser .breiten Seite des Capitäls, welche demnach die Bogenleibung trug, befindet sich ein Steg von 3 Zoll Breite, welcher auf einen
Glas- oder Gitterverschluss der Hallen deutet.

An diesem Capitäl kommen dieselben Doppelblätter mit derselben Behandlungsweise vor. wie an dem Capitäle der Vorhalle; es
scheint demnach mit dem letzteren, welches seinem ganzen Charakter nach dem ursprünglichen Bau angehört, gleichzeitig zu sein.
Hieraus liessc sich folgern, dass schon in der Mitte des V. Jahrhunderts in Constantinopel Bogen unmittelbar auf Säulen gesetzt, und
dem entsprechende neue Capitälformen erfunden wurden. Diese Betrachtung war auch Veranlassung, das in der Vorhalle gefundene Capitäl
Fig. 10., welches ebenfalls für einen unmittelbaren Bogenaufsatz componirt ist . als dem ursprünglichen Bau. und zwar der oberen Säulen-
stellung im Innern der Kirche angehörend, anzunehmen.

Ein Theil des alten Marmorfussbodens der Kirche ist noch erhalten und auf Blatt IV. dargestellt. Er besteht aus grossen Platten
von verde antico, eingefasst mit Friesen von giallo antico und einem andern hellen Marmor, SO wie mit verschlungenen Bändern von
serpentino, orientalischem Porphyr und verschiedenen anderen weniger bekannten, aber sehr schönen und glänzenden Marmorarten. Ein-
zelne Bänder sind aus kleinen Stücken, in zierlichen musivischen Mustern geordnet, hergestellt und auf Blatt IV. nach einem grösseren
Massstabe im Detail gezeichnet.

Das Aeussere der Kirche so wie die Vorhalle sind genau gemessen: für das Innere, mit Ausnahme des Fussbodens, kann ich
weniger einstehen, da meine Arbeit durch den religiösen Eifer eines orthodoxen Türken unterbrochen wurde.

ACLOS SERUOS, KIRCHE DES KLOSTERS HORMISDAS.

BLATT V.

Diese Kirche, den bei den Dardanern und Qlyriern hoch verehrten Märtyrern Sergius und Bacchus geweiht, ist eine der ersten in
der grossen Reihe von Monumenten, welche der Kaiser Justinian während seiner acht und dreissigjährigen Regierung, von 527 bis 5(5.").
errichtete. Sie steht südwestlich unter dem Hippodrom nahe dem Meere bei Tschatladi Kapu an der früheren Westgrenze des alten
Kaiserpalastes, und war auf den Grundstücken des ehemaligen Palastes des Hormisdas erbaut, welchen Justinian als Privatmann bewohnte
und nach seiner Thronbesteigung dem grossen Kaiserpalaste hinzufügte. Das zu derselben gehörige Kloster Iiicss dabei- auch das des
Hormisdas, und war nach den von Du Cange74) beigebrachten Notizen der Oberherrschaft des päpstlichen Stuhles zu Ivoin unterworfen.

Dicht daneben war gleichzeitig, nach dem Zeugnisse des Procopius,75) die Kirche der Apostel Petrus und Paulus erbaut, mit der
sie Porticus, Atrium und Propyläum gemeinsam hatte: beide waren gleich an Grösse und Schmuck, nur darin verschieden, dass die
letztere ein Langbau war. diese dagegen mehr als Rundbau erscheint. Die Kirche der Apostel existirt nicht mehr.

Im Innern des Schiffes der Sergius- und Bacchuskirche ist folgende Inschrift, erhaben in Stein gehauen, auf dem Friese der unteren
Säulenstellung rings umher laufend, wohl erhalten:

WAOI MEN BA2IAHE2 ET1MH2ANTO (~)ANONTA2

ANEPA2 2N ANOHT02 EHN 1ION02 • HMETEP02 AI ,

ET5EBIHN 2KHIITOTX02 B0T2TINIANO2 A.EXS2N

SEPriON AirAIIENTI AOMS2 0EPA1IONTA rEPAlPEl

XPI2TOT IIAMMEAEONT02 TON OT 1ITI>()2 ATM02 \\\MT<>\

OT ElOOS OTK ETEPH BA2ANS2N ETAPAHEN A.NAF/KH

AAAA (~)EOT TETAHREN TTIEP XPI2TOIO AAMHNAJ

MMATl KEPAA1NS2N AOMON OTPANOT AAA ENI I1A21N

KOIPANIHN BA2IAH02 AKOIMHTOK) <I>TAAE01

K\l KPAT05 ATEH2EIE 0EO2TEOEO2 0EOAS2PA2

H2 N002 ET2EBIH «PAIAPTNETAl 112 1ION02 AIE1

K M R.TEANQN 0~)PEnTHPE2 A.OEIAEE2 EI2IN ATQNE2

im Deutschen etwa folgendermaassen lautend:

Andere Könige bedachten mi1 Ehren verstorbene Männer,

Weil im bclicn sie Grosses vollbracht; doch Justinianus,

Unser «las Scepter tragende Fürst, hat. Frömmigkeil ehrend.

Sergius, Christi Knechte, gewidmel den leuchtenden Tempel,

Weil ihn nicht Lodernde Gluth der Flamme, nicht Schärfe des Schwertes,

Noch auch die marternde Quäl der Folter zu schrecken vermochte,

O
 
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