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ornament und den figürlichen Darstellungen, welche, wie es scheint, Thaten des Herkules abbilden sollen. Von dem zuerst genannten
Fussbodentheile ist die Hälfte der einen Marmorscheibe, welche von farbigen Zickzackbändern umschlungen wird, in Fig. 3. nach einem
grösseren Massstabe dargestellt, und in Fig. 4. ein Theil des Musters, welches den Fries um diese und die daran liegenden Scheiben und
Platten füllt. Die Zickzackbänder, so wie die weiss und grünen Eckfeldchen, sind von Glasflüssen zusammengesetzt; das andere besteht
durchweg aus Marmormosaik. Dieser Fussboden liefert den Beweis, dass man auch in später Zeit zu Constantinopel schöne Marmor-
mosaiken zu fertigen verstand und in dieser Richtung der Geschmack nicht zurückgegangen war.

In Fig. 5. und 6. sind zwei Ansichten des oben erwähnten Sarkophages von verde antico gegeben; neben Fig. 5. steht ein Profil
der Gliederung des unteren Kastens und neben Fig. 6. ein solches der Glieder des Deckels.

Die Aufnahme zweier Kirchen Constantinopels, welche der späteren Zeit angehören, hat mir nicht gelingen wollen; bei der einen
wurde auch nicht der flüchtigste Anblick des Innern gewährt; es ist dieses:

DIE KIRCHE DES KLOSTERS CHORA,

in der Nähe des Adrianopeler Thores. Das Kloster des Feldes (ßx>v^ j% %°!>Qas)> früher ausserhalb der Stadt belegen, wurde zuerst vom
Kaiser Justinian erbaut; nachdem es vor Alter zusammengefallen war, baute Maria, die Gemahlin des Andronicus Ducas und Schwie-
germutter des Kaisers Alexius Comnenus, etwa gegen Ende des XI. Jahrhunderts, die Kirche in anderer Form vom Fundamente aus neu
auf. Später, als die Kirche wieder den Einsturz drohte, wurde sie vom Gross-Logotheta Theodorus Metochita, unter der Regierung des
Andronicus II., welcher von 1283 bis 1328 den Thron besass, restaurirt und fast Alles daran neu gemacht, mit Ausnahme der Mitte des
Tempels (also wahrscheinlich mit Ausnahme der Mittelkuppel).I52)

Gyllius153) führt diese Kirche auf dem siebenten Hügel, zwischen dem Constantins-Palaste und dem Adrianopeler Thore liegend,
unter dem Namen Xqiaroq %6(jaq an, und erzählt, dass sie von drei Seiten mit einem Porticus umgeben und an den inneren Wänden mit
verschiedenartigen quadratischen Marmortafeln bekleidet sei, die von unten nach oben durch Stäbchen, theils mit Perlen versehen, theils
glatt ohne Perlen, getrennt wären. Ueber diesen quadratischen Tafeln liefen drei Bänder hin und drei Astragale, davon zwei rund, deren
oberster aber ein viereckiger Stab sei; über diesem Bande oder Friese befänden sich Zahnschnitte und über letzteren korinthische Blät-
ter. Ueberhaupt sei der Marmor so in Glieder getheilt, dass daraus die korinthische Anordnung hervorgehe, wie dieses jedoch bei der
Sophienkirche noch deutlicher einleuchte. Nach dieser Beschreibung zu schliessen, müsste die innere Decoration eine Nachahmung der
Marmortäfelungen in der Sophienkirche sein.

Die Kirche ist jetzt in eine Moschee verwandelt und trägt den Namen Kahrije Dshami. von Hammer154) giebt an, dass in den
•Gewölbezwickeln der Kuppel noch Seraphimgestalten in musivischer Arbeit vorhanden seien, und über der Thür das Bild des Stifters
Theodorus Metochita, der den Plan der Kirche Christus dem Herren darbringt.

Das zweite nicht näher untersuchte altchristliche Gebäude ist nach der Meinung von Hammer's:155)

DIE KIRCHE DES KLOSTERS PANTEPOPTAE,

des Allsehenden. Sie liegt nicht weit von der eben erwähnten gegen Süden, auf dem Gipfel des fünften Hügels der Stadt, und ist unter
dem Namen Fethije Dshami dem mohamedanischen Gottesdienste geweiht.

Nach Du Cange156) wurde das Kloster des Allsehenden ( von Anna Ducaena, der Mutter des Alexius, also gegen

Ende des XI. oder Anfang des XII. Jahrhunderts erbaut; die Kirche ist nicht so bedeutend, wie die vorhergehende; in einer .Seitenkuppel
derselben befindet sich die musivische Darstellung der zwölf Apostel, ähnlich der im Gynaeceum der Sophienkirche, jedoch viel kleiner
und von minder guter Arbeit.

SA ALB AU DES HEBDOMON.

BLATT XXXVII. XXXVIII.

In der Nordspitze Constantinopels, zwischen Edreneh Kapu (dem Adrianopeler Thore), ehemals das Thor Polyandria, und Egri
Kapu, dem ehemaligen Charsias-Thore, in den Mauern der Landseite, liegt ein altes Byzantinisches Gebäude, das die Türken Tekfur-
Serai nennen, und in welches sich eine Colonie spanischer Juden eingenistet hat,

Die Stadtmauer, vom Adrianopeler Thore her in nordöstlicher Richtung gerade auf den Hafen, das Goldene Horn, hin sich er-
streckend, macht plötzlich bei diesem Gebäude eine Wendung nach Nordwest, parallel mit dem Hafen, so dass ein einspringender Win-
kel die Richtung der Stadtmauer unterbricht. Ohne Zweifel ist dieses die Stelle, wo sich die neue Mauer der alten Theodosianischen
anschloss, als ein Theil des Hebdomon und des Blachernen-Quartiers, welche früher eine Vorstadt bildeten, in die Umwallung der Stadt
gezogen wurden. Tekfur-Serai liegt demnach auf der Höhe, welche ehemals den Namen Hebdomon führte. Die Anlage des Gebäudes
ist eine ganz besondere: Die Landmauern Constantinopels sind bekanntlich zweifach, vor der inneren höheren liegt eine niedrigere äussere,
der Raum zwischen beiden hat etwa 22 Fuss Breite; in einigem Abstände von der äusseren Mauer folgt ein breiter Graben, dessen Re-
vetementsmauer an der Feldseite etwas über dem Terrain vortritt und crenelirt ist. Zwischen diese Mauern, und zwar zwischen die
nordwestlich gewendeten * ist das dreistöckige Gebäude so hinein gebaut, dass die beiden unteren Stockwerke innerhalb des hier 55 Fuss
breiten Zwischenraumes liegen, das oberste dagegen hoch über den Mauern hervorragt, seine Giebel auf die innere und äussere Stadt-
mauer stützend.

Den unteren Stock bildet eine auf zwei Säulenreihen gewölbte Halle, die an der nördlichen Seite mittels vier grosser Bogen-
öffnungen, von einem Zwischenpfeiler und zwei Paar gekuppelter Säulen abgetheilt, mit dem freien Räume zwischen den Stadtmauern
in Verbindung steht; die Südseite dieser Halle ist ganz geschlossen, eben so die Ost- und Westseite durch die Stadtmauern.

Der zweite Stock ist ein Zwischengeschoss, jetzt von den erbärmlichen Wohnungen der Juden mit ihren Dächern eingenommen,
so dass sich keine frühere Eintheilung mehr unterscheiden lässt; die Fensteröffnungen befinden sich auch hier nur an der Nordseite, und
ist deren letzte westliche mit einem Aufgange aus dem Hofraume, an der äusseren Stadtmauer liegend, in Verbindung gesetzt.

Das dritte Geschoss scheint früher E in grosser Saal von 33^ Fuss Breite, 74 Fuss Länge und einigen zwanzig Fuss Höhe im In-
nern gewesen zu sein. Fussboden, Decke und Dach fehlen jetzt, doch sind die Umfassungsmauern und selbst die Dachgiebel noch wohl
erhalten. Dieser Saal hat an allen vier Seiten Oeffnungen; an der östlichen liegt auf der inneren Stadtmauer ein Altan auf Bogen und
Kragsteinen, von dem man eine vortreffliche Aussicht über die Stadt und das Goldene Horn hat. An der südlichen Ecke schliesst
dieser Altan über einer Art Eckthurm ab, der wohl früher eine Wendeltreppe zu der unteren Halle enthalten haben könnte. An der
 
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