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Aul' Blatt XXXV. sind verschiedene Details dieses Bauwerks mitgetheilt; Fig. 2. giebt das Capitäl der ersten Säule in der äusseren
W and des Exonarthex, von Süden an gerechnet; Fig. 3. die dazu gehörende Basis; das Capitäl der zweiten Säule ist dein in Fig. 12.
Blatt XVIII. gegebenen ähnlich. Diese beiden Capitäle waren sein- beschädigt und schienen, einem anderen Bauwerke entlehnt, ihrer
jetzigen Stelle nur aothdürftig angepasst zu sein. Das Capitäl Fig. 4. gehört zu den Säulen im Innern des Exonarthex dicht an der Wand
gegen den inneren Narthex, und das Fig. 5. zu den beiden Säulen, welche am Nordende des Narthex vor der Thür zu dem oben er-
wähnten abgesonderten Räume stehen, der mir nicht zugänglich war. Die Formen der beiden letzten entsprechen der Bauzeit der Kirche
besser, als die der ersten und waren auch besser erhalten. Fig. 6. ist eine Ansicht der Thüreinfassung zwischen dem äusseren und in-
neren Narthex. und Fig. 7. ein Profil des Sturzes derselben nach einem grösseren Massstabe. Das Material dieser Einfassung ist ein
geäderter pavonazettoartiger Marmor, die Capitäle bestehen aus prokonnesischem Marmor, so auch die ineisten Säulenschafte; mehrere
derselben sind jedoch auch von dem pavonazettoartigen Marmor.

Fig. S. stellt ein unter dem Bauschutt der letzten Restauration vorgefundenes Stück von weissem Marmor dar. welches als Ver-
dachung einer Fensteröffnung gedient zu haben schien, etwa 6-5 Fuss lang war und an der Vorderkante die in Fig. !).. in der Mitte der
Unterfläche die in Fig. 10.. beide nach einem grösseren Massstabe, gezeichneten Verzierungen hatte.

Ein anderes Bruchstück, ebenfalls unter dem Bauschutt gefunden, ist in Fig. 12. gegeben: es enthält den liest einer Inschrift-
Tafel und schien mir wegen der Schriftcharaktere interessant.

Die Gewölbe und Kuppeln des äusseren Narthex waren mit musivischer Arbeit geschmückt. Die Kalktünche, welche dieselben
bedeckte, liess zwar wenig davon erkennen, doch an den Bogenleibnngen der Oeffnungen in der Ausseninaner waren die Ornamente ge-
nauer sichtbar, von denen in Fig. 11. (du Theil dargestellt ist. Abweichend von den bei der Sophienkirche beschriebenen Mosaikarbeiten
bestand hier der Grund aus einem weissen Kalkputz, in welchem nur die Ornamentmuster mit blassrothen und schwarzen Steinchen
ausgelegt waren. Die hellere Schraffirung bedeutet in Fig. 11. die blassrothe, die dunklere die schwarze Farbe. Der breite rothe Strei-
fen an der rechten Seile war ebenfalls gefärbter Putz, aus dem nach Aussen die Ziegelsteine der Bogenwölbung hervor traten.

Die beiden in Fig. 13. und 14. gegebenen Marmorarbeiten gehören nicht zu dieser Kirche; die erste, Bruchstück eines Gesimses,
war in einer Futtermauer in der Nähe der Pantokratorkirche eingemauert; die andere, wahrscheinlich eine Brüstungstafel, wurde beim
Fundamentiren eines Gebäudes an der Südseite der Sophienkirche, in der Gregend, wo sich ehemals das Augusteum befand, ausgegraben
und könnte einer sehr frühen Zeit angehören. Heide waren von prokonnesischem Marmor.

AGIOS PANTOKRATOR.

BLATT XXXVI.

Die Klosterkirche des Allmächtigen (toü iravrox^dToqog) wurde vom Kaiser Johannes Comnenus oder vielmehr von dessen Gemahlin
Irene in der ersten Hälfte des XII. Jahrhunderts, ostwärts von der Kirche der heiligen Apostel, deren Stelle .jetzt die Mahomedia ein-
nimmt, hart am Bande eines Hügels erbaut, der seine schroffen Abhänge nach Osten dem goldenen Horn zuwendet und von den Türken
Sirek. d. h. die Höhe, genannt wird. Dem zum Theil für den mahomedanischen Cultus eingerichteten Gebäude ist jetzt der Name Kilisse
Dshamd beigelegt, und ein alter Sarkophag ans verde antico vor dem westlichen Eingange, von der Tradition als Grabstein der Kaiserin
Irene bezeichnet, dient als Wasserbehälter zu den (üblichen Reinigungen der Muslimin vor dem Gebet.

Die Kirche war mit mehreren Seltenheiten ausgestattet, z. B. mit einein Muttergottesbilde, das. als vom heiligen Lucas gemalt,
unter grossem Zudrange des Volkes verehrt wurde: dann mit einem rothen Steine, auf welchem der Sage zufolge der Körper Christi
nach der Abnahme vom Kreuze balsamirt und in Todtengewänder gehüllt ward, und den der Kaiser Manuel L. von Fphesus herbeischaffen
liess. Das Grabmal dieses Kaisers befand sich in einem besonderen Heroum zur Seite der Kirche, und der erwähnte Stein war dicht
daneben aufgestellt.149) Ausserdem waren die Gemahlinnen dreier Comnenen, des Johannes IL. des Manuel I. und des Andronicus l. in
dem Kloster dieser Kirche begraben, das ursprünglich für 70 Mönche vom Orden des heiligen Antonius bestimmt war.1""')

Das Gebäude, dessen Grundriss Fig. 1. Blatt XXXVI. darstellt, besteht aus drei mit einander verbundenen Bäumen: zwei davon
sind mit Mittelkuppeln, jede auf vier Säulen, genau nach Art der späteren griechischen Kirchenanlagen, erbaut und stellen jede für sich
eine besondere Kirche mit ihrem Bema dar. jedoch hat mir die südliche einen Narthex. und zwar einen Doppel-Narthex. Zwischen bei-
den Kirchen, von denen die nördliche nur als Klosterkirche, die südliche als Parochialkirche dienen mogte. befindet sich ein länglicher
Baum mit zwei Kuppeln und einer Apsisnische, welcher aller Wahrscheinlichkeit nach das für das Grabdenkmal des Kaisers Manuel und
fiir die Aufstellung des Salbsteins Christi besonders erbaute Ilerouni ist und dessen Verbindung mit der Klosterkirche, nach der Erzäh-
lung des Nicetas, durch in die Seitenwand der Kirche eingebrochene BogenöfFnungen hergestellt wurde.

Alle drei Hauptapsiden sind im AeUSSeren siebenflächig geschlossen: es scheint demnach, als näherte man sich im Laufe der Zeit
durch Vervielfältigung der Flächen mehr und mehr dem runden Abschluss, der auch ausserhalb Constantinopels nicht selten vorkommt.
Die Nebenapsiden sind bei diesem Gebäude im Aeusseren auch schon mehr hervorgehoben, und bei der südlichen Kirche sind sowohl
an diesen als an der I Iauptapsis sehr zierliche schlanke Niaphen angebracht, die der östlichen Ansicht einen lebendigen, hübschen Schmuck
gewähren. Das Baumaterial ist Ziegel ohne Beimischung von Marmorquadern.

Im Innern nuiss diese Kirchenanlage früher viel reicher mit .Marmor geschmückt gewesen sein, als die heutigen Reste es zeigen.
Gyllius151) sah die inneren Wände noch mit verschiedenen Marmorarten bekleidet und die Kuppel der südlichen Kirche von vier röthlichen
Granitsäulen (lapis pyrrhopoecilus, granito rosso) getragen, jede mit 7 Fuss Umfang oder 2 Fuss 2\ Zoll Durchmesser, so wie die der
nördlichen von vier Säulen thebaischen Marmors (porlido rosso): jetzt sind die ersten durch weisse mit Stäben und Hohlkehlen gegliederte
Marmorsäulen, wie Fig. 7. und 8. der Tafel XXXVI. im Detail zeigen. 4', Fuss im Durchmesser haltend, und die letzten durch viereckige
Pfeiler von verschiedenen Dimensionen ersetzt. Von der Marmorbekleidung der Wände ist ebenfalls nichts mehr vorhanden, als die Ein-
fassungen der Mittelthür zwischen dem ersten und zweiten Narthex. von einem fleischfarbenen Marmor. Wahrscheinlich sind die kost-
bareren Materialien von den Türken zu anderweitigen Kauten verwendet, und die jetzt vorhandenen Säulen an deren Stelle gesetzt wor-
den, als die zuerst zu einer (ierberwerkstätIe benutzte Kirche für den mahomedanischen Gottesdienst eingerichtet w urde.

Ein sein- schöner Schmuck ist jedoch noch übrig geblieben, nämlich der liest eines Marmorliissbodens. welchen Fig. 2. Blatt XXXVI.
darstellt. In Fig. L. ist der Ort. wo derselbe sich befindet, angegeben: er bestellt aus zwei I laupt t heilen; der eine gehört zu dem Fuss-
boden, welcher, wahrscheinlich in derselben Weise fortgesetzt, das ganze Schiff der südlichen Kirche bedeckte oder vielleicht grössten
TheÜS noch bedeckt, was wegen des Teppichs der Moschee nicht genauer zu ermitteln war: der andere bildet ein in sich geschlossenes
Ganzes, welches von der südlichen Kirche und durch eine Bogenöffnung hindurch bis in die Mitte des innt hniasslichen Heroums des Kai-
sers Manuel sich erstreckt und vielleicht die Stelle für dessen Grabmal oder für den Salbslein Christi auszeichnete. Er ist aus besonders
schönen Marmor- und Porphyrarten in eleganter Zeichnung zusammengesetzt und sehr sauber gearbeitet. Von den früher initget heilten

ähnlichen Arbeiten der Sophien- und der Johanniskirche unterscheidet er sich vorzugsweise durch die Felder mit dem zierlichen Ranken-

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