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abgesetzt, sich gelüftet hat, fallt es an der anderen Seite wieder in Röhren hinab, nm seinen Weg bis zur Ausmündung der Leitung fort-
zusetzen. Zugleich werden solche Thürme auch angeordnet, um Nebenleitungen abzuzweigen, zuweilen für letzteren Zweck allein errichtet.

Man findet dergleichen Suterasi viele in und um Constantinopel, meistens aus türkischer Zeit: der in Fig. 18. Blatt XXXVIII. dar-
gestellte schien mir jedoch nach seiner von den übrigen sehr abweichenden und mehr ausgebildeten Architektur zu schliessen noch in
die Byzantinische Zeit zu gehören, weshalb ich denselben gezeichnet habe. Er ist von Werksteinen aufgeführt, achteckig, an vier ein-
ander gegenüber liegenden Seiten mit schlanken Säulen versehen, die im Grundplane gerade die Ecken des Quadrats ausfüllen würden,
welches durch Verlängerung der vier leeren Seiten entstände. Oben sind die Säulencapitäle auf geschickte Weise mit dem Krönungs-
gesimse des Ganzen verbunden, über welchem das Reservoir mit seinem besonderen Dache sich erhebt.

Dieser Wasserthurm steht nicht gar weit von der Marcianssäule und zwar südöstlich von derselben.

KIRCHEN AUS KLEIN-ASIEN.

BLATT XXXIX.

Zur Vergleichung mit den Kirchen Constantinopels und um näher nachzuweisen, dass auch in den übrigen Theilen des Byzanti-
nischen Reichs, der Bau der Sophienkirche nach dem VI. Jahrhundert ziemlich allgemein als Vorbild galt, sind aus dem Werke Texier's
über Klein-Asien die Zeichnungen von drei Kirchen entnommen und in Blatt XXXIX. mitgetheilt. Zur besseren Vergleichung sind diese
Zeichnungen auf denselben Massstab reducirt, welcher bei den übrigen Grund- und Aufrissen dieses Werkes angewendet ist und 2U der
Natur beträgt.

Fig. 1. zeigt den Grundriss und Fig. 2. den Längendurchschnitt einer kleinen Kirche zu Ancyra, welcher Texier den Namen
St, Clemens beilegt. Sie ist von Ziegeln erbaut und liegt zum Theil in Ruinen. Der Ziegelbau, so wie; die Verhältnisse und architekto-
nischen Anordnungen des Innern scheinen auf eine frühe Bauperiode hinzudeuten, welche den Ucberlieferungen der antiken Kunst noch
näher lag. Der Pilasterausbau der Fenster erinnert an den der Sophienkirche in Constantinopel; von dem Detail ist jedoch in diesen
Zeichnungen zu wenig mitgetheilt, um daran Vergleiche anknüpfen zu können.

Zu Myra. in der Nähe eines Klosters, liegt eine andere verlassene und verfallene, am Westende zum Theil mit Schutt gefüllte
Kirche, welche Texier St, Nicolas nennt, und für die Basilika hält, welche der Kaiser Theodosius II. unter dem Namen der Kirche von
Syon gegründet hat, als Myra zur Hauptstadt von Lycien erklärt wurde. Der jetzt noch vorhandene Bau gehört nach der Meinung Texier's
dem VIII. oder XI. Jahrhundert an; er könnte aber wohl älter sein. Fig. 3. giebt den Grundriss, Fig. 4. den Längendurchschnitt derselben
und Fig. 5. das Detail des Kämpfergesimses zu Anfang der Deckengewölbe des Schiffes. Am Ende des Schiffes sind vier Säulen erhalten,
welche ohne Zweifel die Cancellenwand des Beraa bezeichnen, und die vier anderen dahinter stehenden haben sehr wahrscheinlich dem
Ciborium angehört. Wenn der rechteckige Abschluss der Bema-Apsis im Aeussercn wirklich vorhanden ist, so wäre dieses eine beson-
dere Ausnahme, welche meines Wissens nur noch an der Apsis des Baptisteriums der Sophienkirche in Constantinopel, jedoch in einem
sehr kleinen Massstabe vorkommt. Die Narthexanlagc der Westseite erscheint sehr bedeutend, und daran schliessen sich vier Neben-
räume mit kleinen Nischen, deren Bestimmung nicht leicht zu erklären ist. Das Ornament des Kämpfergesimses hat noch viel antike
Rcminiscencen. Texier sagt, dass zu Dere-Agazi eine ähnliche Kirche liege.

In einem Thale an dem Ufer des Cassaba, nicht weit von den Ruinen einer unbekannten Stadt, zwischen Smyrna und Sardes.
fand Texier eine wohl erhaltene Kirche, deren Grundriss in Fig. 6. und deren Längendurchschnitt in Fig. 7. dargestellt ist. Er versetzt
ihren Bau in das VII. oder VIII. Jahrhundert und giebt an, dass sie aus Bruchstein mit Ziegelstreifen erbaut sei.

Der Bau scheint aus einem Guss zu sein und trägt ganz den Charakter der Byzantinischen Schule nach Erbauung der Sophien-
kirche in Constantinopel. An den beiden Enden des Narthex liegen die Treppen zu dein Frauenchor noch (Iber dasselbe thurmartig hin-
aufgeführt, Von den achteckigen Nebenbauten mögte der an der Nordseite für das Baptisterium und der an der Südseite für das
Sceuophylacium zu nehmen sein, weil letzterer dem Bema näher liegt, Die Säulencapitäle der Seitenhallen des Schiffes und des Frauen-
chores haben Aufsatzstücke mit Kreuzen geziert.

ANMERKUNGEN.

1) &o hoch berechnet Gibbon in seinem Werke: history of tbe decline and fall of the Roman
empire, chap. IL, die Bevölkerung des römischen Reiches unter dem Kaiser Claudius.

2) Gibbon, L c. chap. XVII.

3) lieber das hier Angeführte siehe die Nachweisungen bei Gibbon, L c. chap. XVII.

4) Codex Theodos., 1. XIII. tit. IV. leg. 1.

5) Rheinwald, die kirchliche Archäologie, §.92. und 93.
(!) Rheinwald, I.e. §.41., auch n. 15.

7) Rheinwald, 1. c. §.116. n. I.

8) Rheinwald, 1. c. §. 119. n. 24.

9) Diese Wand kommt noch jetzt in den griechischen Kirchen unter dem Namen Ikonostas vor.

10) Rheinwald, 1. c. §. 119. sagt fälschlich «ehe die Consecration erfolgte», wie aus §. 119.
n. 12. erhellt.

11) Du Cange, Constantinopolis christiana, lib. III. pag. 59. U. 60. ed. Paris; auch Rheinwald,
L c. §. 53. n. 8.

12) Rheinwald, L c. §. 119. n. 5.

13) Du Cange, 1. c. lib. III. pag. 00.

14) Du Cange, 1. c. lib. III. pag. 64. etc.

15) Siehe den Ambo des Paulus Silentiarius im Anhange.

1C>) lieber die verschiedenen Klassen der Büssenden siehe Rheinwald, 1. c. §. 44. und §. 51. n. 1.

17) Constitutiones Apostolicae, II. 57; siehe bei Rhein wald, I.e. §.48. n. 4. Diese Constitu-
tionen wurden wahrscheinlich am Ende des II. und während des III. Jahrhunderts ge-
sammelt und im IV. und V. Jahrhundert überarbeitet. Rheinwald, 1. c. §. 6. n. 4.

18) Die Benennung Basilika wird schon früh auf christliche Kirchen, namentlich grössere,
angewendet, z. B. von Constantin selbst in einem Schreiben (Ep. ap. Optat. ed. Dupin,
p. 189.) auf die von ihm zu Constantine in Africa neu erbaute.

Die Römer verstanden unter Basiliken Prachthallen mit Säulenstellungen zu ver-
schiedenen Zwecken, besonders bedeckte Kaufhallen, wie Zestermann (die antiken und
die christlichen Basiliken, Leipzig 1847) nachweiset: dass deren Construction für die
ehristlieben Kirchen sehr brauchbar war, und auf diese von den in römischer Bauweise

gebildeten Architekten Constantin's angewendet, auch die Benennung wegen der Con-
struetions-Aehnlichkeit übertragen wurde, ist sehr wahrscheinlich, ohne dass daraus die
Anordnung des christlichen Gottesbauses als eine dircete Nachbildung dieser (iebäude-
gattung gefolgert werden kann, wie häufig geschieht. Diese Anordnung ergab sich aus dem
Bedürfniss, dem Cultus, wie er sieh im Laufe der ersten drei Jahrhunderte festgestellt
hatte. — Mehreres hierüber bei Kreuser, der christliche Kirchenbau, Band I. Seite 18 — 29.

19) Du Cange, I.e. lib. III. pag. 3., nennt ihn eeclesia catholica oder parochia.

20) Eusebius, bist. eccl. lib. X. eap. IV.

21) Du Cange, 1. c. lib. III. pag. 7.

22) Du Cange, ibidem p. 7.

23) Optat, de Schism. Don. 11. 8. 18. Siehe auch Kreuser, der christliche Kirchenbau Bd. 1.
Seite 23 n. 1.

24) Paul. Nol. cp. 32. §. 12. etc.; auch bei Rheinwald. 1. c. §. 52. n. 6. und bei Kreuser, 1. c.
Bd. I. Seite 15 n. 4.

25) von' Quast, altchristliche Bauwerke zu Ravenna.

2(1) Seroux dAgincourt, Sammlung der vorzüglichsten Denkmale der Architektur vom IV.
bis XVI. Jahrhundert, pL XVII. fig. 17.

27) Cesar Daly, revue generale de l'architecture, annee 1840 p. 321 Iii;-. 3.

28) Procopius, de aedifieiis lib. V. cap. 0.

29) P]usebii vita Const. lib. III. cap. 50.; bei von Quast, I.e. Seite 30, eine rebersetzung der
bezüglichen Stelle.

30) Eusebii vita Const. lib. III. cap. 25. etc.

31) Rheinwald, 1. c. §. 47.

32) Rheinwald, §. 84., auch n. 7.

33) Adamnanus, bei Beda III. Seite 363; siehe auch von Quast, I.e. Seite 30.

34) Euseb. vita Const. lib. IV. cap. 58. etc. und Gregor. Nazianzen. carm. non. v. 55—00.; bei
von Quast, 1. c. Seite 30.

35) Procop., de aedif. lib. I. eap. 4.

36) Beide bei von Quast I.e. Tafel VI. Fig. 1. und 3. abgebildet.

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