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DIE WASCHE l.Adli VON HOMER 8 ILION.

jede Weise zu hoher Blüte emporzubringen — so hätte jeder aus dieser
Ode sich herauslesen müssen, entweder, dass Juno falsch prophezeit
oder dass Rom bereits seit Jahrhunderten durch den Wiederaufbau
Trojas am eigenen Untergange gearbeitet habe. — jeder, der nicht etwa
abwich von der Meinung, die im Volksglauben, im römischen Senat
(wenigstens zur Zeit des Seleucus), bei Sulla, Cornelius Scipio, Julius
Cäsar u. s. w. über die Stätte des Homerischen Troja feststand. Wir
müssen also den Iloraz dahin erklären, dass er nur die übermässige
l'ietät u. s. w. bei der Wiederherstellung Trojas. nicht die Wieder-
herstellung überhaupt habe rügen wollen. Weshalb er dies in so
gewaltigen "Worten thut, darüber gibt uns vielleicht Sueton Aufschluss.
Er sagt uns nämlich, es sei kurz vor der Ermordung des Cäsar ein
starkes Gerücht allgemein verbreitet gewesen, dass dieser damit umgehe,
den Schwerpunkt der römischen Macht nach Ilium zu verlegen.1 Wie
sehr so etwas im römischen Geschmack war2, sehen wir auch daraus,
dass später Konstantin der Grosse, ehe er Byzanz zu Konstantinopel
machte, allen Ernstes die Gegend von Ilium hierfür ausersehen hatte.1
Solche Pläne mochten auch zur Zeit des Augustus in der Luft schwe-
ben, und den Horaz, der sie für verderblich hielt, veranlassen, sich in
der schärfsten Weise dagegen auszusprechen.4 Uebrigens haben die
Anhänger von Bunarbaschi ganz übersehen, dass in Born niemals zu
irgendeiner Zeit irgendjemand daran gedacht (wenigstens hat man nicht
die geringste Kenntnis« davon), auf einem ausserhalb des neuern Ilion ge-
legenen Punkte, den man im Gegensatz gegen dieses für die Stelle des
Priamischou Troja gehalten hätte, ein Troja wieder aufzubauen. Es konnte
also dem Horaz auch nicht einfallen, hiervon abmahnen zu wollen.

„So wie Horaz wird auch Aeschylus5 ohne die geringste Berechtigung
gegen das neuere Ilion citirt. Er sagt weiter nichts, als dass Troja
zerstört und sein Boden verwüstet sei6 (Droysen übersetzt: «und all-
vernichtet alles Feldes Saat umher»), und dass Minerva das trojanische
Land als Beuteantheil (Xäx°?) für Theseus" Kinder in Besitz genommen.7
Wollte man annehmen, dass hier nur ein Theil des trojanischen Landes
gemeint sei, so folgt immer nicht, dass dieser, wie Welcher will, von
jeder profanen Benutzung (also auch von der Bebauung durch Häuser l
ausgeschlossen gedacht werde; und welcher Theil war es? Welcker
freilich weiss es ganz genau, dass es die Gegend bei Bunarbaschi war.
aber woher er dies weiss, macht er uns nicht klar.

1 Suetonius, „Julius Caesar", S. 79:
valida fttma pei-crebuü migraturum Alexan~
driam oel Jtium, translatis simul opibus
imperü, exhaustaque Italia delectibus, et
procuratione urbis amicis permisBa.

- Oder vielmehr eine Lieblingsidee ge-
wisser Kaiser. //. 5,

3 Gibbon, Kap. 17. Konstantin hatte
sogar schon bedeutende Prachtbauten auf
dem erwählten trojanischen Platze errichtet,
die nachher wieder zerfielen.

1 Vgl. auch Loebell: „XJeher das x?rin-
cipat des Augustus", in Raumer's „Histor.
Taschenbuch" 1834.

5 Welcker, „Kleine Schriften", IV, 17.
G Aisehvlos, Agamemnon, 524—258:
«XX' sij vtv doTtaaaaÖE, xa\ y^P °^> :rps;ut,
Tpoiav xarxaxaOjcma toO S'.Jcrj^dpO'J
Alos fxaxe'ÄX-o, ty) xaTsfpyaorat tc^Sov.
ßufjiol 8' atorot xa\ 0;wv l5piju.Ta,
xal attdpfjLa rectale ^arco'AXijTGct x^ov0'*-
; Eumeniden, 397—402 (ed. Weise):
TcpoawSsv ^lixouoa xXyjSo'vo? ßo-fjv,
öbro 2xau.av§pou y^v xaTaqpSatxova-svrj,
tj'v 8y;t' '\x.a'.wv axTops; x£ '/.oX ir.pofj.ot,
twv aE^ij.aXwTWv ^pr^arwv Xcc/.o; I-^Y^j
£v£t,uav aurdrcp^uvo'; zU TO Ttav iiAOt,
^oupsrov 8wpT;ua Or.oe'w? roxot;.
 
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