Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
SECHSTES KAPITEL.

DIE ZWEITE STADT AUE DE« B.U'STEIJ.E VON TKOJA.

Ob die Bewohner der ersten Stadt ihre Heimat in Frieden verliessen
und auswanderten, oder ob ihre Stadt von einem Feinde eingenommen
und zerstört wurde, darüber geben uns die Trümmer keinen Aufschluss.
Jedenfalls wurde die erste Stadt nicht vom Feuer vernichtet, denn ich
fand kein Anzeichen einer allgemeinen oder auch nur theilweisen Feuers-
brunst. Es ist ferner ganz sicher, dass den ersten Ansiedlern ein von
ihnen verschiedenes Volk nachfolgte: dies beweist die Architektur so-
wol als die Töpferarbeit, die beide von dein, was wir in der ersten
Stadt sehen, völlig abweichen.

Diese zweiten Ansiedler bauten, wie oben gesagt, ihre Häuser und
Mauern aus grossen Steinen. Was wir jetzt von diesen Wohnungen
sehen, sind natürlich blos die Substructionen, aber die wahrhaft enor-
men Massen loser Steine in den Schichten dieser zweiten Stadt bezeugen,
dass die Mauern der Häuser aus Stein erbaut waren. Indessen waren
doch nicht alle Häuser aus diesem Material errichtet, denn hier und
da sehen wir die Schuttmassen von Häusern, die Thoumauern gehabt
haben müssen.

Nur diesen zweiten Ansiedlern können wir die Mauer B auf Abbil-
dung Nr. 2 (S. 29), die ich an der Nordseite des Hügels freilegte, zu-
schreiben. Sie ist 10 Fuss hoch, 6'/2 Fuss dick und in der sogenannten
kyklopischen Bauart, in regelmässigen Lagen grosser, aber nur wenig
bearbeiteter viereckiger Kalksteinblöcke, die durch kleine verbunden
sind, errichtet. Ihr Scheitel liegt, wie bereits erwähnt, gerade o4
Fuss unter der Oberfläche des Bodens. Wie die Schuttlagen, die
sich in schräger Richtung unter ihr hinziehen, zeigen, war sie ursprüng-
lich auf dem steilen Abhänge des Hügels erbaut. Es ist deshalb klar,
dass seit ihrer Errichtung der Hügel hier an Höhe um 44 Fuss zu-
genommen hat; aber auch an Breite ist er an diesem Punkte um
13] Fuss gewachsen, denn soviel beträgt in horizontaler Linie die Ent-
fernung von der Mauer bis zur heutigen Hügelböschung. Die Menge
ähnlicher Blöcke, die neben dieser Mauer liegen, scheint dafür zu
sprechen, dass sie einst viel höher war. Als ich sie zuerst Ende Juli
1872 biossiegte, war sie viel länger. Im Februar IST;') räumte ich sie
theilweise fort,, um die schon beschriebene merkwürdige Futtermauer'
freizulegen. Diese erhebt sich unter einem Winkel von 45° 6 Fuss unter

1 Siehe die Mauer A auf Abbildung Nr. 2, S. 20.

1


 
Annotationen