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DIB DRITTE, DIE VEBBKANNTE STADT TltOJAS.

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\1UM.

Kap.

in derselben Weise behandelt wurden, alle Wahrscheinlichkeit für ■
Oft alier sehen wir Wirtel mit hässlichen Kritzeleien, die man nur
dem Brennen mit einem spitzen Kieselstein gemacht haben kann "J*
vielen Wirtein ist die eingeschnittene Decoration von bemerkenW ti
Feinheit und Symmetrie, z. B. auf Nr. L825, 1895, 1902, 1921, ylZ
1945; in der Regel jedoch ist sie so roh, als wäre sie des alten Kü
lers erster Versach in der Intaglio-Arbeit.

Alle Zeiohhungen der Wirtel und Kugeln sind von Burnouf llu]
seiner geistreichen Tochter. Fräulein Louise Burnouf, denen ich hie
dafür meinen wärmsten Dank ausspreche, angefertigt. Alle Wirtel und
Kugeln sind in ihrer wirklichen Crosse dargestellt; wo bei einigen wenigen
Stücken die Angabe der Tiefe in Metern fehlt, ist dieselbe unbekannt

Welchem /wecke diese erstaunliche Masse von Wirtein gedient
hat, das ist ein von den Gelehrten noch nicht endgültig gelöstes Pro-
blem. Da sie aber fast alle so wohl erhalten sind und v'erhältnissmässw
nur wenige von ihnen Spuren der Benutzung zeigen, so vermufhe ich
dass sie alle, oder wenigstens alle verzierten, als Weihgeschenke fiii
die Sclmtzgottheit der Stadt, die ilische Athene Ergane, dienten, deren

einen.

Palladion, wie oben erwähnt, mit einem Spinnrocken

der

einer Lanze in der andern Hand vom Himmel gefallen sein sollte.

Durchbohrte» Wirtel aus Steatit wurden im ganzen nur fünfzig
gefunden; von diesen hat blos einer eine Verzierung von eingeschnittene«
Kreisen. Dagegen sammelte ich, wie gesagt, au verzierten und un-
verz'ierten Thonwirteln im ganzen mehr als 18,000 Stück. In meinen Aus-
grabungen in Mykenae wurden mehr als drei hundert Steinwirtel.
grösstentheils aus Steatit. und nur fünf uaverzierte aus Thon gefunden.
Die kleinen Thonscheiben von 1,7—?> Zoll Durchmesser, von denen in
allen fünf vorgeschichtlichen Städten von llissarlik viele hundert Exem-
plare gefunden wurden, scheinen als Spindeln gedient zu haben. Sie sind
nur \—\ Zoll dick und schwach concav; es ist also unzweifelhaft,
dass sie alle aus Thonscherben geschnitten siud. Alle sind in der Mitte
durchbohrt. Aehnliche Scheiben, welche in Szihalom in Ungarn ge-
funden wurden, sind im Glasschrank Nr. IX. Nr. 2 und 4. im Xational-
museum in Budapest zu sehen. Kerner wurden ähnliche Scheiben auch
in Piliu > gefunden sowie in deutschen Gräbern.2

Ich habe nun noch den sonderbaren (legenstand Nr. 1809, welcher
auf der ersten Tafel am Ende des Buchs in halber Grösse dargestellt
ist, zu beschreiben. Er hat eine glänzend gelbe Farbe und ist nuten
ganz glatt; er trägt einen aufrechten, mit einem eingeschnittenen Baum
und einer Blume geschmückten Henkel. Dicht am Henkel rechts be-
findet sich eine Aushöhlung, um die Hand hineinzustecken. Ich ver-
mutlie deshalb, dass dieses Instrument zum Poliren der neuhergeslellten.
noch ungebrannten Töpferwaare gedient haben mag.

Von den verschiedenen Gegenständen aus Thon aus der dritten.
verbrannten Stadt lege ich endlich unter Nr. 512 eine nur

1 Joseph Hampel, „Antlquitesprehistori-
ques de la Hongrie", Tafel XIII, Nr. 37.

2 Aehnlichc durchbohrte Scheiben sind

eicht ge-

sowol im Märkischen Museum in Bei in,
als im Grosshersoglichen Anna"«"1""
Schwerin und anderswo zu sehen.


 
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