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DIE J'ÜNFTK VRÄlllsTolüscllK STADT VON TROJA.
|lX. KAI,
Nr. L289 and 1290 zeigen zwei Wirtel, von (Ionen der erstere
mit drei linearen Vierfüsslern von roh eingeschnittener Arbeit verziert
ist. Zwei derselben sollen ohne Zweifel Hirsche mit langen Hörnen
sein, der dritte ist vielleicht ein lieh. An der Verzierung des andern
Wirteis ist nichts deutlieh zu erkennen.
Wir finden hier fortgesetzt dieselben Typen von Töpferwaare, theils
mit der Hand, theils auf dem Töpferrade gemacht, aber sie bekunden
einen allgemeinen Verfall. Wir linden hier auch eine grosse Menge
glatter, auf der Scheibe gedrehter Töpferwaare, welche, wenn man sie
mit der in der vorhergehenden Stadt vergleicht, ganz modern aussieht
Ausserdem war die Lebensweise des Volkes, dem diese Schicht angehört
ganzlich von der seiner Vorfahren verschieden. Statt alle ihre Küchen-
reste auf den Boden ihrer Wohnräume zu werfen, schafften sie dieselben
fort und schütteten sie den Bergabhang hinunter. Deshalb findet man
in dieser Schuttschicht nur sehr selten die Schalen von Austern oder
Musehein, welche die Besucher in den Häusern der vierten Stadt in
solchen wirklich Ungeheuern Massen erblicken.
Dass nun ein Volk plötzlich seine Lebensweise so vollkommen ge-
ändert haben sollte, erscheint vielleicht noch unmöglicher, als dass es
plötzlich mit seiner Bauweise, gewechselt oder plötzlich seine zahllosen*
steinernen (ieräthschaften und Waffen weggeworfen und an deren Stelle
solche aus Bronze verwendet halten sollte. Diese lange Beihe von That-
sachen scheint ebenso viele Beweise dafür zu liefern, dass die Schutt-
schicht, welche wir nun zu besprechen haben, einem neuen Volke an-
gehört, unter dem indess ein Theil der alten Einwohner noch weiter
lebte. Wir werden deshalb diese Niederlassung die Fünfte prähistorische
Stadt von Troja nennen. Ob die alte Niederlassung erobert oder ob sie von
ihren neuen Ansiedlern friedlich in Besitz genommen wurde, nmss für
immer ungewiss bleiben. Auf alle Fälle sind keine Spuren einer Kata-
strophe vorhanden. Ausserdem können, wie wir auf den vorhergehen-
den Seiten gesehen haben, die Bewohner der vierten Stadt nur theil-
weise Yertheidigungswcrke gehabt haben. Sie hatten keine regelmässi-
gen Stadtmauern, wie ihre Vorgänger.
Es ist schwer zu sagen, ob die Bewohner der fünften Stadt Mauern
gehabt haben. Gewiss habe ich an verschiedenen Stellen kleine Ver-
theidigungswerke blossgelegt. aber diese können ebenso wohl der sechsten
wie der fünften Stadt angehört haben. Es kann auch sein, dass die
fünfte Stadt regelmässige Mauern gehabt hat, die jedoch von den näch-
sten Ansiedlern, oder sogar von den Erbauern des spätem aioEschen
Ilion zerstört wurden.
Die Beschreibung der Gegenstände, die besondere Beachtung ver-
dienen, beginne ich wieder mit den Vasen mit Eulenköpfen, welche aller
Wahrscheinlichkeit nach einen geheiligten Charakter gehabt haben müssen.
Sie sind sämmtlich ohne Ausnahme auf dem Töpferrade gedreht;
von roher Technik und ungeglättet. ' Eine, die ich unter Nr. 129*
1 Es ist übrigens wohl zu bemerken; dass
in dm. Stratum dieser fünft™ Stadt nur
die Vasen mit Euleniopf ganz roh und
unpolirt sind, während der grössere tM
der übrigen Topfwaare polirt ist.
DIE J'ÜNFTK VRÄlllsTolüscllK STADT VON TROJA.
|lX. KAI,
Nr. L289 and 1290 zeigen zwei Wirtel, von (Ionen der erstere
mit drei linearen Vierfüsslern von roh eingeschnittener Arbeit verziert
ist. Zwei derselben sollen ohne Zweifel Hirsche mit langen Hörnen
sein, der dritte ist vielleicht ein lieh. An der Verzierung des andern
Wirteis ist nichts deutlieh zu erkennen.
Wir finden hier fortgesetzt dieselben Typen von Töpferwaare, theils
mit der Hand, theils auf dem Töpferrade gemacht, aber sie bekunden
einen allgemeinen Verfall. Wir linden hier auch eine grosse Menge
glatter, auf der Scheibe gedrehter Töpferwaare, welche, wenn man sie
mit der in der vorhergehenden Stadt vergleicht, ganz modern aussieht
Ausserdem war die Lebensweise des Volkes, dem diese Schicht angehört
ganzlich von der seiner Vorfahren verschieden. Statt alle ihre Küchen-
reste auf den Boden ihrer Wohnräume zu werfen, schafften sie dieselben
fort und schütteten sie den Bergabhang hinunter. Deshalb findet man
in dieser Schuttschicht nur sehr selten die Schalen von Austern oder
Musehein, welche die Besucher in den Häusern der vierten Stadt in
solchen wirklich Ungeheuern Massen erblicken.
Dass nun ein Volk plötzlich seine Lebensweise so vollkommen ge-
ändert haben sollte, erscheint vielleicht noch unmöglicher, als dass es
plötzlich mit seiner Bauweise, gewechselt oder plötzlich seine zahllosen*
steinernen (ieräthschaften und Waffen weggeworfen und an deren Stelle
solche aus Bronze verwendet halten sollte. Diese lange Beihe von That-
sachen scheint ebenso viele Beweise dafür zu liefern, dass die Schutt-
schicht, welche wir nun zu besprechen haben, einem neuen Volke an-
gehört, unter dem indess ein Theil der alten Einwohner noch weiter
lebte. Wir werden deshalb diese Niederlassung die Fünfte prähistorische
Stadt von Troja nennen. Ob die alte Niederlassung erobert oder ob sie von
ihren neuen Ansiedlern friedlich in Besitz genommen wurde, nmss für
immer ungewiss bleiben. Auf alle Fälle sind keine Spuren einer Kata-
strophe vorhanden. Ausserdem können, wie wir auf den vorhergehen-
den Seiten gesehen haben, die Bewohner der vierten Stadt nur theil-
weise Yertheidigungswcrke gehabt haben. Sie hatten keine regelmässi-
gen Stadtmauern, wie ihre Vorgänger.
Es ist schwer zu sagen, ob die Bewohner der fünften Stadt Mauern
gehabt haben. Gewiss habe ich an verschiedenen Stellen kleine Ver-
theidigungswerke blossgelegt. aber diese können ebenso wohl der sechsten
wie der fünften Stadt angehört haben. Es kann auch sein, dass die
fünfte Stadt regelmässige Mauern gehabt hat, die jedoch von den näch-
sten Ansiedlern, oder sogar von den Erbauern des spätem aioEschen
Ilion zerstört wurden.
Die Beschreibung der Gegenstände, die besondere Beachtung ver-
dienen, beginne ich wieder mit den Vasen mit Eulenköpfen, welche aller
Wahrscheinlichkeit nach einen geheiligten Charakter gehabt haben müssen.
Sie sind sämmtlich ohne Ausnahme auf dem Töpferrade gedreht;
von roher Technik und ungeglättet. ' Eine, die ich unter Nr. 129*
1 Es ist übrigens wohl zu bemerken; dass
in dm. Stratum dieser fünft™ Stadt nur
die Vasen mit Euleniopf ganz roh und
unpolirt sind, während der grössere tM
der übrigen Topfwaare polirt ist.