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Simson, Otto von
Zur Genealogie der weltlichen Apotheose im Barock besonders der Medicigalerie des P.P. Rubens — Leipzig, Strassburg, Zürich: Heitz & Co., 1936

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1. Teil: Darstellung des Menschen bis zur Renaissance
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1. Kapitel: Ueber das Bild des mittelalterlichen Menschen
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https://doi.org/10.11588/diglit.63507#0054
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gli altri ad una potestate“. Macht und Würde an sich gehören
der Erde, in den Reichen der Seligen wie der Verdammten sind
die Seelen nicht von einander unterschieden, sie sind wahrhaft
nackt vor Gott. In dem Jahrhundert des vordringenden Nomi-
nalismus beginnt auch die weltliche Verherrlichung des Indi-
viduums. (Vergl. das gemalte Denkmal des Guidoriccio Fog-
liani im Sieneser Palazzo Publico, von Simone Martini 1328 ge-
malt). Aber die gewaltigen Grabmonumente die man jetzt
überall den Herrschern errichtet, feiern doch diese nicht in Er-
innerung ihrer irdischen Taten und Wirkungen, sondern in
einer durchaus religiösen Beziehung: in der Gemeinschaft der
christlichen Tugenden, in der Versicherung der Erlösung,
welche ihrer harrt. Besonders deutlich ist dieser Gedanke in
dem Grabmal des Simone Saltarelli (gest. 1349) in Santa Catha-
rina zu Pisa.1) Am Sockel erzählen Reliefs von den Taten des
Lebenden, die mittlere Zone stellt den Toten dar, darüber zeigt
ein Relief, wie seine Seele zum Himmel getragen wird. Und zu-
höchst neigt sich das Christuskind segnend und freundlich
lächelnd dem Ankommenden entgegen. Mit Recht bemerkt
Burger, daß hier Erde, Tod und Jenseits, die ganze Welt der
christlichen Anschauung zum Ausdruck gebracht ist. Wie gänz-
lich trennt aber der Tod Himmel und Erde! Kein irdisches
„Verdienst“ verbindet die beiden Welten: es ist doch bezeich-
nend, daß das architektonische Glied, welches Ober- und Unter-
bau, Himmel und Erde verbindet: das Auferstehungsrelief, von
Heiligen-Gestalten flankiert wird. Ihre Fürbitte, nicht irgend
ein irdisches Verdienst erwirkt hier die Verklärung. Diesen
Gedanken, also eine religiöse Rechtfertigung des Ruhmes,
drücken mit ganz wenigen Ausnahmen alle Denkmäler aus, die
in diesem Jahrhundert in Ober- und Unteritalien entstehen. (Die
Bologneser Professorengräber stehen auch kunstgeschichtlich
außerhalb der Entwicklung). Es ist charakteristisch, daß selbst
ein so berühmtes Denkmal menschlicher Ruhmsucht in dieser
Zeit, wie das Monument des Can Signorio (gest. 1375) zu
Veronakfast wie ein sakrales Gebäude wirkt. Es ist ringsum
mit den Statuen christlicher Tugenden und mit religiösen Dar-

9 Vergl. F. Burger, Geschichte des Florentiner Grabmals, 1904.

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