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217

Archäologische Gesellschaft zu Berlin. Sitzung vom 3. März 1925

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Abb. ri. Von einer rotfigurigen Schale im Museo Vivenzio.



nackt in Vorderansicht gezeichnet dasteht,
in den Händen Zweige hält und mit scharfer
Wendung des Kopfes nach seiner Linken, zu
einem ruhig stehenden Mann im Himation
aufblickt, der, das Haupt ebenfalls im Profil,
zu ihm hinabblickt. Dann ist auf einer r. f.
Schale im Museo Vivenzio (Gargiulo, Rac-
colta di Monumenti. . . del R. Museo Bor-
bonico ... I. ed. 1825 Tav. 131; Angelini-
Patroni-Rega, Vasi dipinti del Museo Viven-
zio Tav. XXVI) eine noch ausführlichere
Szene dargestellt (Abb. 11): Rechts treten
zwei Jünglinge mit Binden auf einen Sieger
zu, der die Hände mit Kränzen und Zweigen
vorstreckt; links steht ein Jüngling nackt in
Vorderansicht, in den herabhängenden Hän-
den Kränze und Zweige, den Kopf scharf
im Profil aufgerichtet zu einem links stehen-
den Mann im Himation, der den Kopf stark
in den Nacken wirft und wohl den Namen
des Siegers ausruft; auf der andern Seite
steht ruhig ein Mann im Himation, den
Knotenstock in der R. Dieselbe scharfe
Kopfwendung des Siegers findet sich öfter
bei der Bekränzung durch Nike, z. B. auf
Vasen: Laborde I pl. 3p, Tischbein I pl. 57
— Arch. Ztg. 1853 Taf. 31, 2, Ant. Bosph.
Cimm. pl. LXIII = A. M. 35, 1910,
204, Luynes pl. 37 und auf Reliefs: Gaz.
arch. 1875 I pl. 10 — Reinach, Reliefs II
36p, 3, so wie in großer Plastik bei dem
Petersburger Epheben, der auch die allein
erhaltene linke Hand wie zur Aufnahme von
Kränzen und Zweigen krümmt (vgl. Bronze-
statuette Reinach, Rep. stat. V 290, 6). Daß
der Ephebe, den nur die spartanische Wieder-
holung zum Eros gemacht hat, aus einer
Gruppe stammen muß, ist längst erkannt
worden (Friederichs-Wolters 217), doch wird

die Schradersche Zusammenstellung mit der
sog. Aspasia und der Hestia Giustiniani
(Städel-Jahrbuch I 23 ff.) auch in der Ein-
schränkung durch L. Curtius (Die Antike I,
1923, 42) schwerlich Beifall Anden. In den
großen Heiligtümern kommen ganze Fami-
liengruppen vor, wie jene des Diagoras in
Olympia (Paus. VI 7, 2. J. d. I. 33, 1920,
64 (E. Preuner) und die des Agias in
Delphi (E. Preuner, ein delphisches Weih-
geschenk); auch Vater und Sohn sind zu-
sammen aufgestellt, wenn beide als Sieger
auftreten (Timon und Aigyptos Paus. VI 2,
8; 12, 6. Xenombrotos und Xenodikos Paus.
VI14,12), aber da ist wieder die starke Kopf-
wendung nicht wahrscheinlich. Furtwängler
hat Meisterwerke 685 Anm. I zu dem Peters-
burger Epheben bereits die Schale des
Museo Vivenzio herangezogen, doch, ver-
mutlich wegen der Deutung auf Eros,
nicht die Folgerung gezogen, daß nun auch
eine männliche Gestalt aus dem agonisti-
schen Kreise oder etwa Nike neben dem
Jüngling zu ergänzen sei. Nike, die auf
Denkmälern von Wagensiegen mit dem
Besitzer des Wagens in Olympia erscheint
(Paus. VI 12, 6. 18, 1), ist bei einem Jüng-
ling nicht wahrscheinlich; auch den Herold
statuarisch zu verewigen, wird kein Sieger
sich bewogen gefühlt haben. Am ehesten
ist an einen Paidotriben zu denken. Pindar
pAegt ja in Epinikien auf Knabensieger
auch den Paidotriben zu nennen (Isthm. 4,
73. 0). 10, 17. Nem. 6, 65. 01. 8, 53—66),
und nach Paus. VI 3, 6 haben die Eleer
dem Kratinos das Recht gegeben, auch
den Paidotriben aufzustellen. Allerdings
fährt Pausanias fort: iov 5s dvSpuxvra,
der Sieger scheint also von seiner Befugnis
 
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