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ß6/ Archäologische Gesellschaft zu Berlin. Sitzung vom tß. Oktober u. 3. November 1923

schrift für deutsche Volkskunde 33, 1925,
85 K.
In der Diskussion bemerkte zunächst
Herr Deißmann, daß das Wort xptcfio-
qpopoq zuerst bei Ignatius von Antiochien
Eph. 9, 2 auftauche, wo die Christen als
»Prozession der Gottesträger und Tempel-
träger, der Christusträger und Heiltümer-
träger« bezeichnet werden. Noch im
4. Jahrh. nannte man besonders begnadete
Beter xpicriocpopot, so den aus den Papyri
bekannt gewordenen Vater Paphnutios. Die-
ser mystische Gebrauch des Wortes ist
offenbar älter als seine Anwendung als
Personenname.
Ferner wies Herr Boehm auf folgendes
hin:
1. In der antiken Religion spielt Herakles-

Abb. 3 und 6. Herakles mit Eros.
Hercules dieselbe Rolle als Schatzhüter und
-Spender, wie Christophorus in der deut-
schen Volkskunde. Horat. sat. II 6, 10 fl.
(nachgeahmt von Pers. 2, 10) spielt auf
eine Fabel an, in der H. einen Tagelöhner
auf seinem Acker einen Schatz finden läßt,
vgl. a. Porphyrio u. Acro z. d. St. Weiteres
dazu findet sich RE. VIII 587 s. v. Her-
cules zusammengestellt. — H. ist Gott
der Reisenden, wie Chr., vgl. z. B. das von
Festus p. 229 angeführte Opfer »propter
viam«, »proflciscendi gratia« und den Bei-
namen Comes (RE. 587 f.). Er ist ebenso
wie Chr. (Pestheiliger), Abwehrer von schäd-
lichen Einflüssen (Beiname'AXeütKCtKOq, RE.
593 f.)-
2. In einer aus Siebenbürgen stammenden
Version des sog. Christopheles-Gebetes, das
zur Auffindung geheimer Schätze gebetet

wird, findet sich der Passus: »Ich will Dir
treu dienen, wenn ich den Karfunkelstein
gefunden habe, der Deines goldenen Ham-
mers Funke ist« (Bartels, Zeitschr. des Ver-
eins f. Volkskde. 9, 248). Ein Hammer als
Attribut ist sonst weder für H. noch für
Chr. belegt (vielmehr Keule bzw. Stab),
doch gibt es eine Votivinschrift von Obern-
burg für den besonders bei Brohl verehrten
Hercules Saxanus, CIL. XIII 6619, in der er
als maliator (malleus-PIammer) bezeichnet
wird. Ob sich unter dem Here. Sax. eine
germanische Gottheit (Donar?) verbirgt
oder ob es sich um den griech.-röm. Gott
handelt, ist strittig (s. Haug, RE. 610).
Zum Schlüsse berichtete Herr Noack in
längerem Lichtbildervortrag über seine
Reise nach Tripolis (Die Antike 1, 1925,
204 ff.).
Außerordentliche Sitzung vom
13. Oktober 1925
Nach der Begrüßung der Gäste, unter
denen sich Lord d'Abernon, der Kgl. Bri-
tische Botschafter, befand, durch Herrn
Wiegand erstattete der vorübergehend sich
in Berlin aufhaltende Direktor des Deut-
schen Institutes für ägyptische Altertums-
kunde in Kairo, Herr L. Borchardt,
einen ausführlichen Bericht über die
neuen Ausgrabungen bei Saqqära
(vgl. vorerst Cecil Furth in den Annales
du Service des antiquites 24, 1924, 122 ff.).
Sitzung vom 3. November 1925.
Herr Wiegand legte Baalbek Bd. III
vor und besprach die Lmgestaltung des
heidnischen Heiligtums zur arabischen
Festung.
Den Vortrag des Abends hielt Herr A.
Rumpf (Leipzig) über chalkidische Va-
sen.
Die Entwicklung der chalkidischen Vasen-
malerei wurde an einer Reihe von Licht-
bildern, darunter auch manchen unver-
öffentlichten Stücken, vorgeführt. Den
Ausgangspunkt bildete als vollkommenes
Prachtstück der frühchalkid. Keramik die
Amphora Würzburg Urlichs III 146 (F. R.
102, Pfuhl Abb. 161), an der die typischen
Eigenschaften der Fabrik ins Gedächtnis
gerufen wurden. Die Beziehungen zu den
 
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